Die Bilder von Kühen, die an einem Bein aus dem Bauch eines Schiffes gezerrt werden, in denen sie unter grausamen Bedingungen über weite Strecken transportiert wurden, sorgen regelmäßig für Schlagzeilen. Nicht nur bei Tierschutzorganisationen wie Peta lösen sie Alarm aus. Auch das bayerische Umweltministerium hat inzwischen eine Liste von 17 Staaten erarbeitet, bei denen erhebliche Zweifel bestehen, dass die deutschen Tierschutzstandards durchgehend eingehalten werden. Es sind dies Länder wie Ägypten, Irak, Iran, Kasachstan, Libyen, Marokko oder Usbekistan, die hier unter besonderer Beobachtung stehen.
Bayern drängt laut Pressemeldung des Umweltministeriums darüber hinaus auf eine bundeseinheitliche Lösung. Bisher aber ohne großen Erfolg, wie eine Recherche des Fernsehsenders Berlin-Brandenburg (RBB) unlängst ergeben hat. Denn tatsächlich, so ergaben die Recherchen von ARD-Mittagsmagazin, RBB24 Recherche und dem RBB-Verbrauchermagazin, hat sich inzwischen unter anderem Brandenburg zum Umschlagplatz für Tiertransporte in Hochrisikostaaten entwickelt. Neun der 400 deutschen Landkreise und Städte seien für 97 Prozent aller Rinder-Exporte in die Hochrisikostaaten verantwortlich. Auf Platz 17 der RBB-Statistik, die die Export-Zahlen zwischen Januar 2019 und Februar 2020 erfasst hat, findet sich überraschenderweise aber der Landkreis Amberg-Sulzbach. 30 Tiere seien im untersuchten Zeitraum von hier in Hochrisikostaaten exportiert worden.
Auf Nachfrage bestätigt das Landratsamt, die Genehmigungsbehörde für solche Transporte, die Tatsache und diese Zahl. "Allerdings wurde die Genehmigung für den Export von 30 Kalbinnen nach Marokko bereits am 17. Januar 2019 erteilt", sagt Pressesprecherin Christine Holleder. Also einige Monate vor dem Beschluss des Umweltministeriums, Tiertransporte in Hochrisikostaaten künftig nur noch in absoluten Ausnahmen und unter strikter Einhaltung der EU-Tiertransportverordnung zu genehmigen. Der nämlich stammt vom März 2019, ist also zwei Monate jünger.
Die Tabuliste des bayerischen Umweltministeriums
"Wenn wir eine konkrete Anfrage haben, dann müssen wir überprüfen, ob der Tierschutz eingehalten wird", konkretisiert Christine Hollederer das Verfahren beim zuständigen Veterinäramt. So müssten beispielsweise die GPS-Daten des Transportfahrzeugs jederzeit überprüft werden können. Gleiches gelte für das Fahrtenbuch. "Wir haben neulich auch einen weiteren Transport in Richtung Marokko abgelehnt", sagt Hollederer. Allerdings seien die betroffenen Tiere dann zunächst nach Brandenburg und von dort aus weiter transportiert worden, um die strengen bayerischen Regeln zu umgehen. "Ethisch kann man zu den Tiertransporten stehen, wie man will", macht die Pressesprecherin deutlich. "Darüber haben wir aber nicht zu entscheiden." Der Landkreis müsse lediglich beurteilen, ob die gesetzlichen Vorgaben für das Tierwohl eingehalten werden.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.