Erst vor wenigen Tagen hat man sich im Vatikan höchstselbst mit einem Thema beschäftigt, das auch die Amberger interessieren dürfte. Bei einer zweitägigen Konferenz des Kulturministeriums mit dem Titel „Wohnt Gott hier gar nicht mehr?“ haben rund 250 Teilnehmer aus mehr als 36 Ländern diskutiert, wie man mit Gotteshäusern in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen in der katholischen Kirche umgehen soll. Denn auch in Italien kennt man leere Kirchen, die teuer im Unterhalt und teilweise gar nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Das Kanonische Recht erlaubt Bischöfen grundsätzlich, jene Gebäude, die nicht mehr für religiöse Zwecke eingesetzt werden, umnutzen zu lassen: in eine „profane, aber nicht verkommene Funktion“ zu überführen. Bei der Profanierung verliert ein Gotteshaus ihren heiligen Status. Zum Beispiel ist vor Jahrzehnten aus einer Mailänder Kirche eine Bar und Diskothek geworden.
Das ist allerdings eine Weiternutzung, die sich der Vatikan so nicht wünscht: „Ehemalige Kirchen sollten nicht zu Nachtclubs oder Restaurants werden“, heißt es in einer Mitteilung. Neben einer angemessenen Weiternutzung wird auch empfohlen, die Umnutzung gemeinsam mit der Kirchengemeinde zu planen. Der Verkauf eines Gotteshauses sollte nur als letzte Lösung in Betracht gezogen werden. Ein Sprecher des Kulturrats wird zitiert: „Die Leitlinien sind nicht bindend. Die letzte Verantwortung über den Verbleib der Kultusgebäude obliegt dem Bischof.“ Jedoch gibt es auch zu bedenken, dass die Empfehlungen, die aus diesem Treffen hervorgegangen sind, von der Mehrheit getragen würden. Damit seien sie trotzdem „in gewisser Weise maßgeblich“. Was heißt das für die Amberger Frauenkirche, deren Besitzer, die Kirchenstiftung Sankt Martin, kein Geld übrig hat?
Mehrere Millionen Euro
Ihr Zustand ist laut Stadtheimatpflegerin Beate Wolters „bedauernswert“: „Innen ist es nass, die Sockel sind voller Salze, an der Statik muss dringend etwas gemacht werden“, urteilt die Expertin. Doch die Sanierung der Frauenkirche könnte so teuer werden, dass mehrere Millionen Euro in die Hand genommen werden müssten. Schon seit Jahren wird die Kirche nur durch eine Notsicherung erhalten. „Und die kostet freilich auch viel Geld.“ So lange nicht klar sei, was mit dem Gotteshaus passiere, „wird es schwierig auf die Suche nach einer Nutzung zu gehen“.
Im Regelfall übernehme das Bistum bei entsprechenden Sanierungen von Kirchengebäuden etwa die Hälfte der Kosten, erklärt die Diözese Regensburg auf Anfrage. Auf die Frage, wie die das Bistum generell einer Profanisierung dieser Kirche gegenüberstehe, erklärt Clemens Neck: „Die Frauenkirche gehört zur Kirchenstiftung Sankt Martin. Der Stiftungszweck gibt das Notwendige vor. Sie muss sich auch darum kümmern, das Gebäude in seiner Substanz als Gotteshaus zu erhalten.“
Wolters sieht das Thema indes pragmatisch. „Solange die neue Nutzung die Würde eines Gotteshauses wahrt, ist es für mich denkbar, über eine Profanierung nachzudenken.“ Ein Begegnungscafé könnte das ihrer Aussage nach sein. Auch der Vorschlag eines Kolumbariums, eine Urnenhalle, wäre möglich. „Dafür muss die Kirche aber auch erst saniert sein“, gibt sie zu bedenken. Und ob das für private Geldgeber ein Lockangebot ist?
Das Abreißen der gotischen, „hübschen kleinen Hallenkirche“, sei natürlich keine Option, sagt Wolters. „Eine nationale Bedeutung der Kirche kann ich ihr allerdings nicht bescheinigen. Steht sie doch in ihrem Sprengel in Konkurrenz zur Martinsbasilika und Wallfahrtskirche Maria Hilf.“ Wichtig ist jedoch in kulturhistorischer Hinsicht, dass sie als Hofkirche einmal zum Schloss gehörte. „Und damit zur Geschichte Ambergs.“
Staatliche Förderungen
Der zuständige Referent am Landesamt für Denkmalpflege, Friedrich Roskamp, sagt, dass „die Frauenkirche Teil des auf der Haager Liste stehenden Ensembles ,Amberg’ ist - und allein deshalb von Bedeutung ist“. Roskamp kennt das Gotteshaus und dessen Zustand. „Das Landesamt für Denkmalpflege wurde bei der jetzt anstehenden Ertüchtigung der Notsicherung, wie auch bei der Notsicherung von 2006 beteiligt.“
Der Kirchenstiftung griffen staatliche Förderstellen bereits finanziell unter die Arme, erklärt Roskamp. „Zum Beispiel wird auch die Instandsetzung seit Jahren unter anderem von Freistaat gefördert. Auch für die Notsicherung von 2006 sind Förderanträge bei Bezirk und Landesstiftung gestellt worden.“ Es scheint also, dass auf die Notsicherung die nächste Notsicherung folgt.
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