Der kleine Wolf, der am 25. Juni durch eine automatische Wildtierkamera der Bayerischen Staatsforsten erfasst wurde, wirkt ganz entspannt, wie er da auf einem breiten Weg an einem Zaun im Wald entlangläuft. Beim Landesamt für Umwelt, das alle Nachweise der Wölfe in Bayern verzeichnet, hat man keinen Zweifel, dass es sich dabei um einen Wolf handelt.
Wie alt der Welpe ist, lässt sich nicht ganz genau sagen, aber er könnte etwa drei Monate sein. Denn laut einer Sprecherin des Landesamts ist die Wurfzeit bei Wölfen im Normalfall Ende April/Anfang Mai. „Meist besteht ein Wurf aus vier bis sechs Welpen, die Zahl kann aber nach unten und oben variieren“, weiß die Pressesprecherin. 2020 bestand der Wurf im Veldensteiner Forst aus mindestens vier Welpen, für heuer ist bisher nur dieser eine kleine Wolf nachgewiesen. Man kann also nicht zweifelsfrei sagen, ob er noch gleichaltrige Geschwister hat. Ungewöhnlich wäre es nicht, 2018 und 2019 kamen im Veldensteiner Forst immer mindestens fünf Wölfe zur Welt.
Auch Jährling identifiziert
Ein 2020 geborenes Jungtier hat jetzt im Wolfs-Monitoring des Landesamtes für Umwelt eine individuelle Kennung erhalten, nachdem für eine am 23. Februar gefundene Losung des Tieres eine Genanalyse gelang. Es ist jetzt als „GW2112m“ verzeichnet. „GW“ steht für Grauwolf, „m“ für das männliche Geschlecht.
Die Genetik macht auch die Eltern des Jährlings deutlich. Es sind der bekannte standorttreuen Rüde GW702m, der als Vater aller seit 2018 im Veldensteiner Forst geborenen Wölfe gilt, und dessen Tochter GW1344f. Diese Wölfin stammt aus dem Wurf des Jahres 2018. Sie wurde zum ersten Mal am 30. Januar 2019 nachgewiesen. Ihre Mutter GW716f wurde im September 2019 bei einem Verkehrsunfall getötet. Im Folgejahr verpaarte sich der dominante Rüde dann mit GW1344f. Die beiden Tiere wurden Anfang März 2021 auch bei einer Wolfsattacke auf ein Wildtiergehege im Gebiet der Stadt Betzenstein nachgewiesen. Dabei töteten drei Wölfe 18 Stück Damwild.
Ein weiterer Nachkomme des Veldensteiner Rudels lebt inzwischen auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Der Rüde GW1799m ist 2018 oder 2019 geboren und gilt jetzt auf dem Truppenübungsplatz als standorttreu, da man dort zwischen Mai 2020 und Februar 2021 insgesamt sechsmal Losung oder Urin von ihm fand. Das ist bemerkenswert, weil der seit 2016 hier lebende männliche Wolf GW663m seit Anfang 2019 nicht mehr nachgewiesen werden konnte, seine Partnerin GW664f dagegen ständig. Somit könnte sich im Übungsplatz ein neues Wolfspaar gefunden haben. Sollte es so sein, ist die spannende Frage, ob es ihm gelingt, Nachwuchs zu zeugen. Das war vorher offenbar nicht geschehen.
Nachwuchs auch im Manteler Forst
Erfolgreicher war da der Rüde GW1343m aus dem Elternrudel im Veldensteiner Forst, der seit Januar 2020 im Manteler Forst (bei Weiden) Spuren hinterlässt. Zusammen mit einer aus Sachsen stammenden Wölfin hat er ein neues Rudel gegründet. 2020 kamen hier mindestens fünf Junge zur Welt. Erst vor einigen Tagen gelang per Kotprobe der Nachweis eines Welpen, der heuer geboren ist.
Derzeit sieht es also so aus, als ob das Rudel im Veldensteiner Forst bzw. dessen Nachwuchs dafür sorgt, dass die Wolfspopulation in der nördlichen Oberpfalz weiter wächst.
Veldensteiner Forst
- Unbewohntes Waldgebiet im Grenzbereich der Landkreise Amberg-Sulzbach, Nürnberger Land und Bayreuth, mit Schwerpunkt in Oberfranken.
- Größe etwa 6000 Hektar
- Namensgeber: Burg Veldenstein in Neuhaus a d. Pegnitz.
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