Amberg
14.12.2023 - 13:12 Uhr

Viel Applaus für Reinhold Escherl beim Freihunger Advent

Es ist mittlerweile eine Tradition: der Freihunger Advent. Auch diesmal kamen zahlreiche Besucher in die Kulturscheune Elbart. Die Stubenmusik sorgte ebenso für Unterhaltung wie der Auftritt von Reinhold Escherl.

Der Freihunger Advent hat Kultstatus. Die Kulturscheune Elbart (Freihung/Landkreis Amberg-Sulzbach) war adventlich herausgeputzt. Ein flackerndes Feuer in der Hofeinfahrt, viele brennende Kerzen und im Innern hingen von der Decke große und kleine Sterne, von Hans-Dieter Mohr für diesen Anlass gebastelt. Auf der Bühne war ein kleines, dichtes Wäldchen aufgebaut.

Günther Preuß begrüßte seine Gäste mit der Frage, ob es nicht grotesk sei, dass wir alle von der viel beschworenen staden Zeit schwärmen und selten so beschäftigt und hektisch unterwegs sind wie im Advent. Alles in der Stadt, in den Geschäften weise auf das große Fest am 24. Dezember hin, aber Weihnachtsstimmung wolle dabei nicht wirklich aufkommen. Deshalb hoffte er, mit dem Freihunger Advent seinen Gästen ein paar ruhige und besinnliche Stunden bescheren zu können.

Für die festliche Musik sorgte an diesem Abend die Stubenmusik Bogner aus Weiherhammer, gegründet vor 48 Jahren von Alfons Bogner. Seit 2010 gehört sie ohne Unterbrechung zum Freihunger Advent. Diesmal in der Besetzung Ulli Rauch (Hackbrett und Gesang), Thomas Rauch (Gitarre und Gesang), David Rauch (Kontrabass), Elisabeth Troidl (Querflöte und Gesang), Wolfgang Troidl (Gesang) und Christian Bogner (Gitarre und Gesang). Mit mehreren Instrumentalstücken, darunter auch das „Erev ba“ (Der Abend kommt) aus Israel, umrahmten sie die Lesung. Das Hackbrettspiel wurde bei den Instrumentals dezent im Hintergrund von Gitarre und Kontrabass und zwischendurch von der Querflöte begleitet.

Teelichter flackern

Mit „Im Woild is so staad“ sorgten die drei Männer gesanglich für die Einstimmung in den Abend. Mit dem von Lorenz Maierhofer aus der Steiermark 2018 für einen schwer erkrankten Freund komponierten Chorlied „Zünd a Liacht für di an“, das für alle trauernden und leidenden Menschen geschrieben wurde, berührten Thomas Rauch, Ulli Rauch und Elisabeth Troidl die Herzen der Gäste. In der dazu abgedunkelten Kulturscheune flackerten ein paar Teelichter auf den Tischen. Dieses Licht soll immer brennen und leuchten in uns, soll Begleiter sein im Leid und die Erinnerung in uns nicht auslöschen, so der Inhalt des Liedes.

Die "Heilige Nacht" von Ludwig Thoma las Reinhold Escherl im Oberpfälzer Dialekt. Er las mal besinnlich, dann leise als Hirte oder Helfer. Aber auch laut schreiend, polternd als Hausknecht und keifend als abweisende Verwandte, wenn er in die einzelnen Rollen in der Weihnachtsgeschichte schlüpfte. Gebannt lauschten die Gäste seinem unnachahmlichen Vortrag.

Leise und mit Bedacht las Escherl dann „Die höchste Freid' wird Eich verkündt', im Stadel drin liegt das Christuskind". Die Weihnachtsgeschichte spiegele aktuelle gesellschaftliche Realität. Wie oft werde Hilfsbedürftigen nicht geholfen, Menschen ohne Dach über dem Kopf eine Unterkunft verweigert. Die Botschaft der „Heiligen Nacht“ sei: Diejenigen die geben, bekommen auch etwas zurück. Und: Beim Gang zur Mette, denkt drüber nach, was es bedeutet, „dass nur Arme das Christkind gseng ham.“

"Verehrer von Ludwig Thoma"

Nach dem abschließenden Salzburger Andachtsjodler wurde es nach der andauernden Stille während der Lesung laut. Anhaltender und begeisterter Applaus war die verdiente Anerkennung für die Stubenmusik Bogner und Reinhold Escher. Günther Preuß kommentierte den Vortrag von Reinhold Escherl: „Man könnte meinen, Ludwig Thoma hat die Heilige Nacht für die Oberpfalz geschrieben.“

Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien erzählte Reinhold Escherl wie es dazu kam, dass er seit über 20 Jahren in der Adventszeit die „Heilige Nacht“ liest. In Amberg habe er als „junger Bursch“ Fritz Straßner mit der „Heiligen Nacht“ gehört. Da habe er gedacht, dass er „sowas auch mal machen möchte“. Bedeutsam an der Weihnachtsgeschichte sei für ihn, dass „Bethlehem“ heute noch überall sei. „Man wird von den reichen Leuten oft abgewiesen, aber die Armen erkennen die Not und helfen.“ Die Weihnachtsgeschichte habe Ludwig Thoma nach dem Ersten Weltkrieg geschrieben, als es ihm sehr schlecht ging. Er sei als Sanitäter eingesetzt gewesen und habe „viele üble Erlebnisse“ gehabt. „Ich bin ein Verehrer von Ludwig Thoma“, verriet Escherl. Er habe schon in „Magdalena“, einem sehr sozialkritischen Stück des Autors gespielt, wo Thoma die „Besserwisser aufs Korn nimmt und das gefällt mir, dass die auch ihr Fett wegkriegen“.

 
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