Die Vils als Lebensader

Amberg
24.08.2022 - 09:30 Uhr
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Die Vils kann als Lebensader der Region Amberg-Sulzbach bezeichnet werden. Vor allem in früheren Zeiten hatte sie eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Doch wann ist der Fluss entstanden? Und mit welchen Problemen hat er heute zu kämpfen?

Die 89 Kilometer lange Vils war und ist die Lebensader der Region, wenngleich ihr Pegel derzeit fast schon dramatisch sinkt und so manche Zillen- und Kanufahrt erschwert oder fast unmöglich macht. Dabei ist ihr Einzugsgebiet an die 1000 Quadratkilometer groß, doch wenn kein Regen fällt, kann auch nichts dort ankommen. Aber wer bedenkt schon, wie der Fluss entstanden ist – und dabei handelt es sich um schier unfassbare Dimensionen. Da war vor 150 bis 160 Millionen Jahren an seiner Stelle der „Hahnbacher Sattel“, der bis zu 900 Meter hoch war, also fast doppelt so hoch wie der Frohnberg oder der Kreuzberg. Er bestand aus Keuper, jenem Buntsandstein, aus dem schließlich Kirchen und Kapellen gebaut wurden. Auch die kühlen und vor Feuer sicheren Keller verdanken sich diesem Sandstein.

Unter extremen Niederschlagsperioden und langen Dürreperioden mit Aufwölbungen und Abtragungen zog sich schließlich das Weißjurameer wieder zurück. Noch immer zeugen davon ja zahlreiche Ammonitenfunde. Vor rund 135 bis 70 Millionen Jahren, wölbte sich in der sogenannten Kreidezeit das Hahnbacher Gebirge immer mehr auf. Eisenhaltiges Wasser sammelte sich in Senken und die Erzflöße, welche der Oberpfalz im Mittelalter einen Industrieboom bescherten, bildeten sich.

Urvils vor einer Million Jahren

Heute weiß man, dass sich schon vor einer Million Jahren eine Urvils in Mäandern nach Süden schlängelte, hin zur älteren Naab und diese dann zur jüngeren Donau. Ihr ruhiger Verlauf hat manche zu Vergleichen mit einem „genießenden internationalen Wanderer“ inspiriert. Und international ist tatsächlich der weiterer Verlauf durch Österreich, Ungarn und Rumänien ins Schwarze Meer.

Das Wort Vils oder Vilisa, wie sie zum Beispiel 1331 geschrieben wurde, bedeutet eigentlich Sumpfgelände und „saure Wiesen“ mit Schilf säumten bis zu den Begradigungen und Hochwasserfreilegungen weitgehend ihren Lauf. Dieser beginnt in der Gegend von Kleinschönbrunn, wo eine ausgewiesene Vilsquelle es durchaus schafft, 13 Liter pro Sekunde zu generieren. Doch dieser Ausgangsort ist nicht unumstritten und ihr Ursprungsort wird von Wissenschaftlern derzeit bei Massenricht gesehen.

Wichtiger Transportweg

Lebensader war die Vils aber schon vor mindestens 3000 Jahren, was Funde auf den Anhöhen bezeugen. Als die Zeiten ruhiger wurden und man durch Verbesserungen in der Landwirtschaft effektiver produzieren konnte, begann man mit einer Aufteilung der Gewerbe und wagte sich wohl im 8. Jahrhundert nah an ihre Ufer. Es war zudem jene Zeit, als Missionare erste Christianisierungsversuche machten. Nachgewiesen wurde zum Beispiel, dass der Heilige Wunibald damals einen Wohnsitz und eine Kirche an der Nordfilusa, wohl bei der Urpfarrei Schlicht hatte.

Für die verschiedensten Gewerbe wurde die Vils dringend gebraucht. Wie beim Bierbrauen. Jahrhundertelang gab es an der Vils Brauhäuser, aber auch Metzger, Bäcker, Kürschner, Lederer, Färber und viele weitere Berufe siedelten sich nah am Fluss an. Bereits von 1034 existieren Dokumente, welche die Vils als Wasserstraße erwähnen. Der Transport war so enorm effektiver und viel leichter als über die schlechten Wegverbindungen. Eisentransporte in den Süden und der Rückweg mit Salz, die vielen Eisenhämmer und Mühlen entlang des Flusslaufs sorgten für blühenden Reichtum in der Oberpfalz.

Viele verschiedene Fische

Auch als Fischgewässer ist die Vils noch immer gesucht. Da gab es früher auch sehr viele Krebse, die sogar bis nach Nürnberg verkauft wurden. Leider nehmen aber derzeit die fast ungenießbaren amerikanischen Krebse überhand. (Zu) viele große Hechte warten in Dümpeln und Gumpen auf ihre Beute, wozu Weißfische wie Rotaugen, Rotfedern, Hasel, Moderlieschen zählen. Im Oberlauf gibt es (gesetzte) Forellen und Barben. Im langsamen Wasser Brachsen und Karpfen. Auch Welse und Allrutten, die selbst fruchtbaren Giebel und auch wenige Aale kann man in der Vils fangen.

Von den Vilsfischern soll sogar die erste Kapelle auf dem Frohnberg gebaut worden sein. Waren sie lange Leibeigene, hatten sie doch im 16. Jahrhundert einen sehr guten Verdienst, da damals Fisch um ein Vielfaches teurer war als Fleisch. Heute gibt es an der Vils nur noch Hobbyfischer und mehrere Fischereivereine teilen sich die Abschnitte.

Artenvielfalt entlang des Flusses

Faszinierend sind ebenso Fauna und Flora entlang der Vils, ein seit 1992 EU-eingetragenes Flora-Fauna-Habitat und streng geschützt. Nicht mehr selten sind Eisvögel, ebenso Meisen, Stieglitze, Ringeltauben, Rotschwänzchen, Buntspechte, Amseln und natürlich auch die Spatzen.

Nicht unumstritten ist der Biber, der bis zu 20 Jahre alt, 1,4 Meter lang und 35 Kilogramm schwer werden kann. Aber auch der eingewanderten Mink und schnelle Bisamratten sind zu entdecken. Ja, und „wo es Frösche sind, da gibt’s auch einen Storch“. Bekannt sind die Hahnbacher Störche auf dem Amberger Tor und im „Nest“ von Hans Weiß in Kümmersbuch. Ruhig stolziert der 80 bis 100 Zentimeter große Vogel mit einer Flügelspanne von über 2 Metern und mit einem Gewicht von maximal 5 Kilo elegant und ohne Scheu durch die Vilswiesen.

Entlang der Vils findet man noch immer Auwälder mit Weiden, Espen, Pappeln und Erlen. Ob dort auch der Erlenkönig zu Hause ist oder ein Vilsnix? Eltern wollten damit ihre Kinder warnen, da Untiefen bis zu vier Metern manchem Nichtschwimmer durchaus zum Verhängnis werden können. Aber viele haben in der Vils auch schon das Schwimmen gelernt und freuen sich, dass ihr Fluss mittlerweile fast Trinkwasserqualität erreicht.

Hintergrund:

Die Vils

  • etwa 1 Million Jahre alt
  • 87 Kilometer lang
  • Lebensader für Tiere, Pflanzen und Menschen
  • Früher Transportweg für Salz und Eisen
  • Heute ein Fauna-Flora-Habitat
  • Quelle für Erholung
Hinweis:

OTV zeigte im Rahmen der Sendung „Mein Landkreis Amberg-Sulzbach“ kürzlich einen Film über die Vils. Interviewt wurden dafür unter anderem der Vorsitzende des Hahnbacher Fischereivereins Helmut Kern und die Hahnbacher Heimatpflegerin Marianne Moosburger. Zu finden ist der Beitrag in der Mediathek.

 
 

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