Der Vorabend des Volkstrauertags wird in Amberg traditionell dazu genutzt, um den Opfern von Kriegen und Konflikten zu gedenken. Dieses Mal war es sogar die zentrale Gedenkfeier für die gesamte Oberpfalz, die in Amberg stattfand. Am Kriegerdenkmal vor dem Rathaus legten die Mitglieder des BRK-Kreisverbands, des Bayerischen Landesverbands des Volksbunds der Deutschen Kriegsgräberfürsorge, der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Amberg, der Militärkameradschaft Amberg, der VdK Kreisgeschäftsstelle Amberg-Sulzbach und des Veteranen-, Soldaten- und Kameradschaftsvereins Amberg Kränze nieder. Die Bundeswehr legte im Namen des Bundesministers für Verteidigung, Boris Pistorius, ebenfalls einen Kranz nieder.
Vor Soldaten und Mitgliedern der Feuerwehr in Uniform und Helm mit Fackeln in der Hand sprach zunächst Oberbürgermeister Michael Cerny zu den rund 200 Menschen auf dem Marktplatz. "Wir sind hier zusammengekommen, um uns bewusst zu machen, wie wichtig der Frieden für unsere Welt ist." Gerade die derzeitigen Ereignisse auf der Welt, insbesondere der Angriffskrieg in der Ukraine und der Terrorakt in Israel, zeigten, dass der Volkstrauertag weiterhin gebraucht werde. "In diesen Wochen spüren wir umso deutlicher, dass ein Leben in Frieden und Freiheit eben nicht selbstverständlich ist." Alleine in Amberg haben mehr als 700 Kriegsflüchtlinge Schutz gesucht. "Natürlich gibt es auch bei uns Ukrainerinnen und Ukrainer, die zum einen in unserer Mitte Schutz gefunden haben, zum anderen aber auch die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen erhalten haben. Ihre Trauer und ihr Leid zeigt, in wie vielen hunderttausenden Einzelschicksalen der Krieg die Träume junger Menschen, die Pläne von Familien und die Liebe zwischen zwei Menschen zerstört." Gleichzeitig aber gebe es auch Menschen in Russland, die um ihre an der Front gefallenen Männer und Söhne weinen.
Wieder Angst, den Glauben öffentlich zu zeigen
"Seit dem 7. Oktober haben zudem Mitbürger mitten unter uns wieder Angst. Angst, ihren Glauben offen zu zeigen. Angst davor, in die Synagoge zu gehen. Manche trauern um einen Angehörigen oder Freund, der durch den terroristischen Angriff der Hamas auf die Menschen in Israel getötet oder verschleppt wurde." Aber es bangten auch viele Mitbürger um Bekannte und Verwandte, die im Gaza-Streifen leben, die als menschliche Schutzschilde missbraucht werden, die selbst um ihr Leben bangen oder vielleicht bereits den Angriffen Israels auf die Hamas zum Opfer gefallen sind. Cerny wandte sich an die Anwesenden mit den Worten: "Ich möchte mich bei Ihnen allen bedanken, dass Sie heute auf unseren Marktplatz gekommen sind, um zu zeigen, dass wir allesamt bereit sind, die Verantwortung für den Erhalt des Friedens anzunehmen und dass wir gemeinschaftlich einstehen wollen für Freiheit, Demokratie und eine gerechte Gesellschaft."
Krieg wieder Mittel
Der Bezirksvorsitzende der Deutschen Kriegsgräberfürsorge, Richard Glombitza, betonte, dass die Worte Krieg und Gewalt "an schlimmer Aktualität" gewonnen hätten. "Wir leben in Schärfungszeiten." Beim "grausam geführten Krieg" in der Ukraine sei immer noch keine Lösung in Sicht. "Erinnern und daraus eine friedliche Zukunft gestalten, das sind zwei Seiten einer Medaille. Die heute zutiefst menschliche Anteilnahme ist der Quell für unser Bekenntnis zur Humanität und zum Frieden." Kriegsgräber seinen ein Mahn- und Denkmal an die Gräuel des Krieges und der Gewalt. "Weltweit führen uns die 2,8 Millionen Toten auf 830 Kriegsgräberstätten in der Obhut des Volksbundes vor Augen, was Kriege anrichten." Es gehe darum, an all die Opfer der beiden Weltkriege, anderer Kriege und Terrorakte der heutigen Zeit zu erinnern. "Längst sind es die Enkel oder Urenkel, die Fragen stellen, denen ein Name auf einem Grabkreuz oder einer Stele viel bedeuten." Er fragte, was die Menschen aus dem Zweiten Weltkrieg gelernt haben, warum Terror, Gewalt und Mord immer wieder passieren. "Seit dem vergangenen Jahr müssen wir auf sehr schmerzliche Weise erneut lernen, dass Krieg auch wieder in Europa möglich ist und in skrupelloser Weise als Mittel der Machtpolitik eingesetzt wird."
Kriege haben keine Gewinner
Einen besonderen Blick auf den Volkstrauertag legte Oberstleutnant Martin Hillebrand, der Kommandeur des Logistikbataillons 472. Er teilte mit den Anwesenden die Gedanken eines Soldaten zu diesem Tag. "Am heutigen Volkstrauertag gedenken wir den ungeheuer vielen Menschen, die Opfer von Gewalt und Krieg wurden, seien Zivilisten oder Soldaten gewesen. Wir denken an Kinder, Frauen und Männer, egal welcher Herkunft, Rasse, Glauben, Orientierung oder Haltung." Der Volkstrauertag mahne zur Versöhnung, zur Verständigung und zum Frieden. Beide Großväter Hillebrands waren Soldaten der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Beide seien körperlich gesund zurückgekommen. "Aber die emotionalen Wunden, die beide aus dieser Zeit mitgebracht haben, habe ich selbst als kleiner Junge gespürt." Oft hätten sie über die Gefallenen gesprochen. "Diese Erzählungen haben mich sicherlich auch mit dazu bewegt, Soldat der Bundeswehr zu werden. Ich wollte und will mein Vaterland, der Bundesrepublik Deutschland dienen und das Recht auf die Freiheit des deutschen Volkes tapfer verteidigen." Hillebrand hat bereits selbst an Kriegsgräbereinsätzen teilgenommen und sich dabei die Geburts- und Sterbedaten der Soldaten angesehen. "Ich habe mich gefragt, wenn ich deutlich früher geboren, auch einer von diesen jungen Männern gewesen wäre." Die Sinnlosigkeit des Krieges werde an diesen Orten besonders greifbar. "Diese Pflegeeinsätze machen etwas mit den jungen Soldaten. Das regt zum Nachdenken an und das ist richtig so. Kriege haben keine Gewinner."






















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