Amberg
14.11.2021 - 10:43 Uhr

Volkstrauertag in Amberg: Warnung vor Verschwörungstheorien

Corona verhindert viel, aber nicht diese Tradition: Am Vorabend des Volkstrauertages legten in Amberg Verbände und Institutionen Kränze am Ehrenmal nieder. Oberbürgermeister Michael Cerny kam dabei auch auf die Pandemie zu sprechen.

Im Begleitung von Kommandeur Sebastian Erbe (rechts) und Ambergs Polizei-Chef Thomas Lachner (Zweiter von rechts) legte Oberbürgermeister Michael Cerny am Samstag vor dem Ehrenmal am Rathaus einen Kranz nieder. Bild: Stephan Huber
Im Begleitung von Kommandeur Sebastian Erbe (rechts) und Ambergs Polizei-Chef Thomas Lachner (Zweiter von rechts) legte Oberbürgermeister Michael Cerny am Samstag vor dem Ehrenmal am Rathaus einen Kranz nieder.

Auf dem Marktplatz in Amberg kamen am Vorabend des Volkstrauertages Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen, Erinnerungen und Schicksalen zusammen. Ältere, die am eigenen Leib unter dem Nazi-Terror gelitten haben, und Jüngere, die in einem Europa leben wollen, in dem Frieden und Freiheit selbstverständlich sind. Oberbürgermeister Michael Cerny erinnerte vor der Kranzniederlegung am Samstagabend am Ehrenmal vor dem Rathaus daran, dass es noch immer viele Gefahren gebe, die aber auf den ersten Blick nicht gleich zu erkennen seien.

Der Oberbürgermeister kam zunächst darauf zu sprechen, dass allein der Zweite Weltkrieg 65 Millionen Todesopfer forderte, die Hälfte davon Zivilisten. Nach der Kapitulation der Deutschen habe es auf der Welt nur diesen Wunsch gegeben: "Frieden und nie wieder Krieg." Es sei der Auftrag für alle folgenden Generationen, "den Frieden nie infrage zu stellen". Zuvor hatte Cerny den ehemaligen Reichskanzler Otto von Bismarck zitiert, der einst gesagt habe: "Lügen können Kriege in Bewegung setzen, Wahrheiten hingegen können ganze Armeen aufhalten." Auch wenn Bismarck damals im 19. Jahrhundert den Begriff Fake News nicht kannte, habe er dennoch zum Ausdruck gebracht, "was uns auch heute dazu bewegen sollte, nachzudenken".

"Menschenverachtende Theorien"

Die Nazis, sagte Cerny, "wollten durch einen Krieg ihre Macht ausweiten und ganze Völker vernichten". Ihre Propagandamaschinerie sei der Schlüssel zur Machtübernahme und Durchsetzung der menschenverachtenden Theorien gewesen. An dieser Stelle seiner Rede stellte Cerny den Bezug zur Gegenwart her, indem er sagte, dass wesentliche Elemente der Nazi-Propaganda auf Verschwörungstheorien beruhten und das Weltjudentum zum Ziel hatten. Der Oberbürgermeister wörtlich: "Wir sollten nicht glauben, dass solche Propaganda heute nicht mehr möglich wäre." Verdeckter oder offen ausgesprochener Glaube an eine Weltherrschaft des Judentums sei dieser Tage nicht nur in sozialen Medien zu finden. Und auch noch so abstruse Verschwörungstheorien fänden verstärkt wieder Anhänger und führten dabei zum Beispiel zur Ablehnung einer Impfung gegen das Coronavirus.

Cerny teilte mit den rund 200 Zuhörern, die bei nasskaltem Wetter auf den Marktplatz gekommen waren, seine nachdenklich machende Gemütslage, als er sagte: "Über 200 Tote täglich scheinen auch nicht mehr zu einem Mitgefühl zu führen. Empfinden wir noch so etwas wie Trauer, wenn wir täglich von hohen Todeszahlen lesen?" Diese Frage musste und muss jeder für sich selbst beantworten.

Musik von der Knappschaftskapelle

Zu den Klängen der Amberger Knappschaftskapelle legte Cerny danach einen Kranz am Ehrenmal nieder. An seiner Seite: Sebastian Erbe, der Kommandeur des in der Kümmersbrucker Schweppermannkaserne beheimateten Logistikbataillons 472, und Thomas Lachner, der Leiter der Polizeiinspektion Amberg. Danach taten es ihnen Vertreter der Militärkameradschaft, der Reservistenkameradschaft Amberg, des Sozialverbands VdK, der Marinekameradschaft Windrose und der Amberger Feuerwehr gleich.

Oberpfalz25.05.2022
Ein Bläserensemble der Amberger Knappschaftskapelle sorgte für den passenden würdevollen musikalischen Rahmen. Bild: Stephan Huber
Ein Bläserensemble der Amberger Knappschaftskapelle sorgte für den passenden würdevollen musikalischen Rahmen.
 
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