Amberg
13.11.2022 - 16:01 Uhr

Volkstrauertag in Amberg im Zeichen des Ukraine-Kriegs

Die Hoffnung auf "nie wieder Krieg" hat sich nicht erfüllt: Beim Gedenken zum Volkstrauertag in Amberg richtete Oberbürgermeister Michael Cerny den Blick auf die Ukraine.

Mit bewegenden und ermahnenden Worten erinnerte Oberbürgermeister Michael Cerny am Vorabend des Volkstrauertages auf dem Amberger Marktplatz daran, dass bis vor knapp acht Monaten der große Wunsch „Nie wieder Krieg“ das fundamentale Ziel europäischer Einigungsbemühungen war. Trotz zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen in der Welt seien wir nach 65 Millionen Opfern des zweiten Weltkriegs, die Hälfte davon Zivilisten, überzeugt gewesen: „Nie wieder Krieg“ könnte zumindest für Europa realistisch sein. Aber heute sei man entsetzt über den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine mit Zerstörung, Mord, Vergewaltigung und Folter. Es sei ein "Überlebenskampf eines souveränen Staates gegen einen rücksichtslosen Aggressor, auch der Kampf für Freiheit und Demokratie.“

Zerstörte Lebensträume

Der Zweite Weltkrieg habe Lebensträume platzen lassen, sagte Cerny. Er habe Familien hinterlassen, die mit dem Verlust ihrer Angehörigen fertig werden mussten. Alle hätten danach nur noch einen Wunsch gehabt: Frieden und nie wieder Krieg. Heute wisse man: Der Traum, dass unsere Kinder nie Krieg in Europa erleben müssen, ist ausgeträumt. Seit 24. Februar werde man täglich über die Medien Zeuge eines Kriegs, dessen Grausamkeit uns mit nur geringer Verzögerung erreiche. Hochauflösende, aus Drohnen gefilmte Videos dokumentierten den Tod vieler Soldaten, zeigten Leichen auf den Straßen, Massengräber, Folterkeller und Krankenhäuser, die mit Raketen angegriffen wurden.

Michael Cerny wies darauf hin, dass bisher über 600 Menschen, überwiegend Mütter mit ihren Kindern, in Amberg Schutz vor diesem Krieg gefunden hätten. Aber sie bangten um ihre Männer und Söhne. Cerny dankte allen Ambergern, die mitgeholfen haben, diese Herausforderung zu meistern und Flüchtlinge aus der Ukraine zu unterstützen. 30 Jahre nach dem Fall der Mauer und dem Ende des Kalten Kriegs markiere der Überfall auf die Ukraine den Beginn einer Zeit, in der die Welt nicht mehr so sei wie davor.

Jeder ist gefordert

Cerny sieht im Volkstrauertag einen Handlungsauftrag, sich aktiv für eine friedliche Gegenwart und Zukunft einzusetzen. Dieser Tag schaffe ein Bewusstsein dafür, dass man sich für Frieden einsetzen muss: Jeder an dem Platz, an dem es für ihn möglich ist. Bei der Kranzniederlegung am Rathaus gedachte der Oberbürgermeister der Opfer von Gewalt und Krieg, der Soldaten, die in den Weltkriegen starben ober in Gefangenschaft gerieten, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Cerny erinnerte aber auch an jene, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft leisteten oder an ihrer Überzeugung und ihrem Glauben festhielten. „Wir trauern um die Opfer in der Ukraine, um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, auch um die Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.“

Soldaten des Logistikbataillons 472 aus Kümmersbruck standen Ehrenspalier, als der Oberbürgermeister, Oberstleutnant Martin Hillebrand, Reservisten-, Militär-, Soldaten- und Kriegerkameradschaften, die Marinekameradschaft Windrose, Feuerwehr und VdK, begleitet vom Trommelwirbel Kränze am Kriegerdenkmal am Rathaus niederlegten. Musikalisch umrahmte die Knappschaftskapelle das Gedenken zum Volkstrauertag.

 
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