Voller Freude auf den neuen Bergsteig

Amberg
14.02.2020 - 09:25 Uhr

Als Kleinkind zog Michael Kapitza mit seinen Eltern von Polen nach Amberg zu seiner hier lebenden Großmutter. Als junger Mann konnte er sich nur eine Wohnung am Bergsteig leisten, den er bald wieder in Richtung Rieden verließ. Jetzt zieht es den 32-Jährigen aber zurück.

Nadine und Michael Kapitza können es kaum noch erwarten, am Bergsteig zu wohnen. Für den 32-Jährigen bedeutet das eine Rückkehr.

Michael Kapitza kann es kaum erwarten: „Im März ist es so weit.“ Dann zieht er mit Frau Nadine (28), die aus dem Kümmersbrucker Ortsteil Lengenfeld stammt, wieder zurück nach Amberg. Auf den Bergsteig. Auf den neuen Bergsteig. Es ist ein Heimkommen der ganz besonderen Art, denn Michael Kapitza verbindet viel mit dem Viertel.

Als der Kalte Krieg beendet und der Eiserne Vorhang gefallen war, verkauften Kapitzas Eltern in ihrer polnischen Heimatstadt Beuthen alles, was ihnen gehört, und folgten der Großmutter nach Amberg ins Dreifaltigkeitsviertel. Michael Kapitza erinnert sich an eine Zeit, die alles andere als einfach war: „Ein kompletter Neustart ohne ein Wort Deutsch.“ Doch der Vater besuchte bald einen Deutschkurs, Michael fand schnell Freunde und die Familie begann, sich zu integrieren.

Woanders zu teuer

Als der junge Mann auf eigenen Beinen stehen und das warme Nest der Familie verlassen wollte, fand er zunächst keine Wohnung. 14 Stück sah er sich damals an, leisten konnte er sich keine. Doch dann kam die Rosenthalstraße am Bergsteig ins Spiel. Genau gegenüber vom Rundbau war etwas frei. Michael Kapitza zögerte. "Ich hatte damals auch diese Denke: Ausgerechnet am Bergsteig. Das kann nichts Gescheites sein."

Doch die relativ niedrige Miete der sanierten Stadtbau-Wohnung überzeugte ihn. Und nicht nur das: "Es war gar nicht so schlimm, wie alle gesagt haben. Die Leute sind supernett." Und obwohl es ihm nicht so recht passte, den alten und kaputten Rundbau direkt vor der Haustür zu haben ("Ich bin nicht böse, dass er jetzt weg ist"), gefiel es ihm gut. So gut, dass er seinen Eltern empfahl, das Dreifaltigkeitsviertel für eine Wohnung an der Gerresheimer Straße zu verlassen: "Sie waren anfangs auch eher etwas skeptisch. Aber jetzt wollen sie hier nicht mehr weg."

Bergsteig, Rieden, Bergsteig

Obwohl die Kapitzas wieder in einem Stadtteil vereint waren, verließ Michael den Bergsteig relativ bald wieder. Er lernte seine spätere Frau Nadine kennen und wollte mit ihr zusammenleben. Doch die Wohnung an der Rosenthalstraße war für beide zu klein. Also machte sich das Paar auf die Suche, doch erneut musste Michael Kapitza fast schon resignierend feststellen, dass die Mieten für ihn in Amberg nicht erschwinglich sind: "Wir hätten 850 Euro zahlen müssen. Ohne Garten, ohne Garage, ohne Stellplatz. Nix."

Weil der 32-Jährige beruflich in Schwandorf tätig ist und seine Frau nach Regensburg pendelt, wurde Rieden zur neuen Heimat. Wegen der kürzeren Wege und wegen der Kosten: "In Rieden zahlen wir jetzt zwar 900 Euro, aber dafür haben wir 150 Quadratmeter in einer Doppelhaushälfte, einen Garten, einen eigenen Keller und zwei Garagen." Doch so ganz hat Michael Kapitza den Bergsteig nie aus den Augen verloren. Nicht nur wegen seiner Eltern. Als er davon erfuhr, dass zwischen Sportplatz und Rosenthalstraße im Prinzip ein neues Viertel entsteht, wurde er aufmerksam und liebäugelte mit einer Rückkehr. Als er dann noch erfuhr, dass eines der Reihenhäuser zum Verkauf steht, wusste Michael Kapitza, was zu tun ist: "Wir haben dann gleich zugeschlagen." Nicht nur der alten Zeiten wegen, denn der 32-Jährige geht davon aus, dass Immobilie und Grundstück in den nächsten Jahren durch das Baugebiet Bergsteig Mitte an Wert gewinnen.

Dass sie nach ihrem Einzug im März womöglich mitten in einer Dauerbaustelle wohnen, stört Michael und Nadine Kapitza nicht. Im Gegenteil: "Tagsüber sind wir eh nicht da", scherzt die 28-Jährige, die sich darauf freut, eine Bergsteig-Bewohnerin zu werden: "Ich finde es hier super. Bald ist das hier kein Brachland mehr, sondern ein modernes Neubaugebiet. Das finde ich top." Ihr Mann sieht es ähnlich: "Wir haben hier eine super Anbindung nach Schwandorf und Regensburg. Es ist zwar weiter als von Rieden aus, aber dafür geht's schneller."

"Alles gleich um die Ecke"

Und was ganz wesentlich ist: "Es ist alles gleich um die Ecke. Ein Sportheim, ein Kindergarten, das Kaufland. Was wollen wir mehr?" Obwohl! Eine Sache gibt es da noch, die den Bergsteig als Domizil perfekt machen würde, wie der 32-jährige Amberger verrät: "Ein Durchstich nach Kümmersbruck wäre super." Dann könnte Nadine ohne große Umwege zu den Eltern nach Lengenfeld fahren.

Info:

Aus der sozialen Stadt soll ein Vorzeige-Viertel werden

„Wohnen im Grünen“ als Stichwort: Aus der ehemaligen sozialen Stadt Bergsteig soll ein Vorzeige-Viertel werden. Da sind sich parteiübergreifend die Stadträte, Baureferent Markus Kühne und Stadtbau-Chef Maximilian Hahn einig. Bei einem Ortstermin sagte Kühne im vergangenen Oktober, dass ganz bewusst Geschosswohnungsbauten geplant worden seien. Um die stete Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum zu stillen, errichte die Stadtbau auch Mietwohnungen, die über Fußbodenheizung, Aufzug und Terrasse beziehungsweise Balkon verfügen. Die Netto-Kaltmiete soll bei etwa 6,25 Euro pro Quadratmeter liegen. Im Bereich Breslauer- und Rosenthalstraße entstünden zudem Doppelhäuser. Der Bebauungsplan sehe 34 Parzellen vor. Der Kaufpreis liege bei 159 Euro pro Quadratmeter Grund, wobei 99 Euro nach Erwerb fällig seien, der Rest müsse binnen fünf Jahren gezahlt werden. Sollten sich zusätzliche geeignete Flächen ergeben, werde die Stadtbau weiteren Wohnraum planen. Laut CSU-Fraktionschef Dieter Mußemann kosten sämtliche Erschließungen fast sechs Millionen Euro, die innerhalb von vier Jahren ausgegeben werden. Über die Aktivitäten im Viertel freut sich auch Waldemar Waschkau, Dritter Vorsitzender des SV Inter Bergsteig: „Durch das neue Baugebiet erhoffen wir uns Zuwachs. Wir blicken der Zukunft positiv entgegen, da wir jeder Altersgruppe die Möglichkeit zum Sport ermöglichen können.“ Sei es beim Fußball oder beim Turnen. Ehrenamtliche seien schwer zu finden: „Da sind wir für jede helfende Hand dankbar.“ Neuankömmlinge dürften sich gerne einbringen. Dadurch könnte sich „das jetzt schon gute Vereinsleben noch verbessern“. (tk)

Dieses Drohnen-Bild verdeutlicht die Dimension, um die es am Bergsteig geht. Im Vergleich zu den riesigen Brachflächen, die ab diesem Jahr bebaut werden sollen, wirkt die Glasfabrik (links oben) fast schon winzig. Auf der nun freien Fläche im oberen Bildbereich stand einst der Rundbau.
Amberg14.02.2020
Amberg14.02.2020
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