Um verbotene Bücher, Giftschränke und Index dreht sich ein Vortrag, den Professor em. Dr. phil. Wolfgang B. Wüst vom Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hält. Beginn ist am Donnerstag, 19. September, um 19.30 Uhr. Die Medienrevolution an der Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit und die explodierende Buch- und Druckproduktion seit der Reformation stellten die Foren der Zensur in Bayern vor eine neue Aufgabe. Vorrangig ging es zunächst um den Schutz des „rechten“ Glaubens vor „ketzerischen“ Schriften, falschen Bildern und Spott. Der wahre Glaube wurde oft nicht mehr durch Gewissens- und Lebensentscheidungen von Menschen und Familien geformt, sondern zusehends von Landesherrn und Kirchenautoritäten diktiert, heißt es in einer Pressemitteilung der Provinzialbibliothek. Das Bemühen in Kirche und Staat war groß, lokale Zensurvorsorge zu zentralisieren. Das gelang der Römischen Kurie mit der 1559 unter Papst Pius V. gedruckten ersten Ausgabe des „Index librorum prohibitorum“ und dem Heiligen Römischen Reich mit der Etablierung der Frankfurter Bücherkommission. In Bayern ergänzte die Landesherrschaft seit 1524 die Zensur durch eigene Maßnahmen der Bücher-Policey. Und selbst in Augsburg, wo man zwischen zwei Glaubensrichtungen wählen konnte, etablierte sich ein Zensuramt, das die eifrigen reichsstädtischen Drucker regelmäßig kontrollierte. Für die Oberpfalz sind konkrete Fragen der Zensureingriffe noch weitgehend unerforscht. Nach dem Vortrag ist eine Diskussion möglich. Der Eintritt zu der Veranstaltung der Provinzialbibliothek Amberg in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Amberg-Sulzbach und der Regionalgruppe Amberg des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg ist frei.
Amberg
13.09.2024 - 15:45 Uhr
Vortrag in Amberg über die Geschichte der Zensur von Büchern
von Andrea Mußemann
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