Amberg
20.10.2022 - 15:39 Uhr

Vortrag an der OTH Amberg: "Die Zukunft des Kunststoffs"

Drei Referenten, gut 50 Zuhörer. Beim OTH-Technik-Forum ging es um das Thema "Die Zukunft des Kunststoffs - alles bio oder was?".

Angefangen beim Outfit wie Brille, Armbanduhr, Accessoires bis hin zur Kleidung – das alles enthält Kunststoff. „Wenn wir alles aus Kunststoff weglassen würden, würden wir mehr oder weniger nackt da stehen.“ Mit diesem Satz eröffnete der Dekan Bernhard Frenzel den Abend an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden, der unter dem Thema „Die Zukunft des Kunststoffs - alles bio oder was?" stand.

Mit diesem Hallo-Wach-Effekt leitete er zu Professor Tim Jüntgens Vortrag über, der über drei falsche Mythen zum Thema Kunststoff wenig Bekanntes aber Wissenswertes vortrug. Mythos eins: ein Großteil des Erdöls geht in die Kunststoffgewinnung. „Dabei sind es nur sechs Prozent, die in der Petrochemie landen. An erster Stelle liegen Kraftstoffe und an zweiter Stelle Heizmaterial,“ zeigte der OTH-Professor für Kunststofftechnik auf. Auch Mythos zwei, in Kunststoffen befänden sich hauptsächlich Weichmacher, konnte er mit Zahlen widerlegen. „90 Prozent der Kunststoffe enthalten keine Weichmacher. Und in den anderen Kunststoffprodukten sind sie oft unerlässlich wie zum Beispiel im Medizinbereich.“ Auch, dass Mikroplastik immer und überall im Kunststoff vorhanden ist und in die Gewässer diffundiert, gehört zu den Mythen und Fabeln.

Zu viel Polyester in Kleidung

Leider befindet sich laut Jüntgen gerade in den Kleidungsstücken viel zu viel Polyesteranteil. Hier gehe viel ins Wasser und damit auch ins Grundwasser. Ansonsten entsteh allenfalls durch Abrieb an Autoreifen, Schuhsohlen und ähnlichem der sogenannte Urban Dust. Das macht aber nicht den größten Anteil aus. Der meiste Kunststoff wird getrennt und recycelt oder thermisch verwertet.

Professor Mario Mocker, der darauffolgende Referent, berichtete über Kunststoffe im Kreislauf, sprich Recycling. Er zählte die zehn häufigsten Kunststoffartikel auf, die sich im Meereswasser befinden. Erstaunlicherweise liegen an erster Stelle die Wattestäbchen, gefolgt von Einwegbesteck, Luftballons und dann erst Verpackungsmüll aus Obst und Gemüse und Getränkebechern und Plastikflaschen.

Immer mehr Verpackung

Obwohl in Deutschland überdurchschnittlich viel recycelt wird, gibt es jährlich steigende Zahlen an Verpackungsmaterial zu beklagen. Hinzu kommt: "Der erste Hauptsatz der Abfallwirtschaft ist: Beim Abfall sucht man den billigsten Weg”, konstatierte Professor Mocker. Hier ist noch Luft nach oben. Aber gerade da unterstützt die OTH Amberg, indem sie Studienplätze im Umwelttechnikbereich anbietet. Wie man wenigstens im PET-Bereich, er macht 8,4 Prozent der Gesamtkunststoffe aus, Abhilfe schaffen kann, beleuchtete Professorin Kathrin Castiglione. Gerade hier gibt es, weil es sich natürlich meistens um Plastikflaschen handelt, einen Rücklauf, der zwischen 93 und 98 Prozent liegt. Daraus entstehen zu über 37 Prozent wieder Plastikflaschen.

Einen guten Lösungsansatz bietet dabei die Cutinase. Mithilfe des Enzyms Cutin (wird aus Kompost gewonnen) lässt sich PET zerlegen. „Mein Traum wäre es, Kleidung, die oft einen hohen Anteil an Polyester und anderen Erdölbestandteilen enthält, mit Pilzen abzubauen. Es gibt auch hier vielversprechende Innovationen. Aber es bleibt noch viel zu erforschen“, ließ Castiglione anklingen.

Sinnvolle Plastikvermeidung

Keiner der drei Referenten wollte für Kunststoffverwendung, leider oft Kunststoffverschwendung, werben. Alle drei sind Befürworter einer sinnvollen Plastikvermeidung und plädieren für einen sparsamen Umgang mit Verpackungen und Einwegprodukten. Die Herausforderung liegt in der Alternativlosigkeit dieses Materials, das nicht so leicht ersetzt werden kann.

Vielleicht bringe es uns insgesamt weiter, wenigstens öfter mal einen Blick auf die Materialetiketten bei den Kleidungsstücken zu werfen, die man erstehen möchte, und sich dann für ein Naturprodukt zu entscheiden. Hier liegt viel im Argen, denn „das Textilrecycling ist fürchterlich,“ informierte Castiglione die gut 50 Zuhörer. Zusammenfassend kann man dies als einen informativen Abend betrachten, zu dem die OTH eingeladen hatte.

 
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