Amberg
12.07.2021 - 10:20 Uhr

Vortrag über Resilienz in Amberg: Die Kraft der Stehaufmenschen

Wolfram Strack, Theologe und zertifizierter Coach, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Resilienz und hat auch beruflich mit dem Thema wertvolle Erfahrungen gesammelt. Im Interview erklärt er, worum es ihm geht.

Wolfram Strack. Bild: ads
Wolfram Strack.

Am Mittwoch, 14. Juli, hält Wolfram Strack im Pfarrsaal von St. Michael in Amberg einen Vortrag zum Thema „Gestärkt in Zeiten des Umbruchs – Resilienz als Grundeigenschaft eines stabilen Lebens“. Veranstalter ist die Katholischen Erwachsenenbildung. Die Teilnahme ist kostenpflichtig. Jeder gibt den Betrag, den er kann. Im Interview erklärt der Referent, worum es ihm geht.

ONETZ: Resilienz. Was ist darunter zu verstehen?

Wolfram Strack: Resilienz ist die psychische Widerstandskraft. Eine aktuelle Definition dazu lautet: Resilienz ist die Aufrechterhaltung oder schnelle Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während und nach Widrigkeiten. Eingängig spricht man auch von der Kraft der Stehaufmenschen.“

ONETZ: Was verstehen Sie unter „Zeiten des Umbruchs“?

Wolfram Strack: Es ist ja nicht nur die Digitalisierung, die für viele Menschen immer mehr die alltäglichen Vollzüge des Lebens bestimmt. Heute können viele nicht mehr eine Handlung ausführen oder einem anderen Menschen zuhören, ohne zwischendurch nicht wenigstens einmal auf das eigene Handy zu blicken. Aber das Thema ist auch ein soziales Phänomen. Die Individualisierung in der Gesellschaft nimmt zu. Wie ich nach außen wirke, scheint ein bestimmender Faktor zu sein, nicht wie ich bin.

ONETZ: Wo kommt da die Resilienz ins Spiel?

Wolfram Strack: Die psychische Widerstandskraft hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Menschen sind heute durchwegs weniger belastbar. Die Krankenstände in den Betrieben steigen über die Jahre. Dabei haben Menschen in früheren Zeiten 48 Stunden und mehr in der Woche arbeiten müssen und waren weniger krank als heute. Das Konzept der Resilienz will hier gegensteuern.

ONETZ: Warum ist gerade in der heutigen Zeit das Thema so aktuell?

Wolfram Strack: Die rasanten Veränderungen mit der Digitalisierung in vielen Lebensbereichen sorgen für große Herausforderungen. Und dabei entsteht dann eben Stress, wenn wir das Gefühl haben, einer Situation nicht gewachsen zu sein, wenn wir das Neue dieser rasanten Veränderungen als bedrohlich empfinden. Wir spüren, dass eine neue Zeit über uns gekommen ist, und haben Angst, die Phänomene dieser Entwicklung nicht bewältigen zu können. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung wie unter einem Brennglas deutlicher hervortreten lassen.



ONETZ: Wie sieht das Gegensteuern konkret aus?

Wolfram Strack: Wir Menschen – das gilt für jeden von uns - müssen wieder sensibler werden, für uns selbst und für andere. Wertschätzung für sich selbst und für andere ist ein wichtiger Ansatz. Grundsätzlich ist es sinnvoll, bewusster zu leben. Es ist schon ein wichtiger Schritt, negativen Informationen, die einen nicht selbst betreffen und an deren Sachverhalt man selbst nichts ändern kann, aus dem Weg zu gehen, eventuell auch Menschen zu meiden, die einen damit zumüllen.



ONETZ: Sie reden viel vom einzelnen Menschen. Ist der allein gefordert und dann auch der allein Schuldige, wenn er zu wenig resilient ist?

Wolfram Strack: Nein, wir müssen als Gesellschaft wieder mehr aufs Miteinander schauen und Strukturen des sozialen Miteinanders fördern anstatt Konkurrenz. Das fängt im Kindesalter an, dass wir unseren Kindern wieder erlauben, die Welt zu entdecken. Resiliente Menschen durften Fehler machen, konnten scheitern. Aber sie haben selbst lernen dürfen, wieder aufzustehen und neu anzufangen. Solche positiven Erfahrungen können wie ein Schatz in zukünftigen Herausforderungen und Krisen helfen. Resiliente Menschen leben bewusster und gehen anders miteinander um. Das versuche ich im Vortrag zu vermitteln.

Amberg01.07.2021
 
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