Sabine Hoppe und Thomas Rahn sind kürzlich erst nach Marokko aufgebrochen: Die beiden Amberger wollen ihre Weltreise mit dem Oldtimer-Laster fortsetzen, diesmal entlang der Westküste Afrikas. Dass sie schon nach vier Wochen wieder zurück in Amberg sind, hat mit der Pandemie zu tun: Wegen Corona mussten etliche Vorträge, bei denen die beiden Weltenbummler von ihren Erlebnissen berichten, verschoben werden. Weil jetzt die Nachholtermine, nicht nur in Amberg (Samstag, 5. November) anstehen, unterbrechen Sabine und Thomas ihre aktuelle Afrika-Tour. Ihr Lastwagen, den die beiden liebevoll "Paula" nennen, wartet derweil auf einem Campingplatz in Marrakesch auf ihre Rückkehr am 18. November.
"Paula ist gerade 45 Jahre alt geworden", merkt Thomas an. Der Oldtimer-Mercedes sei schon wieder "auf die Probe gestellt" worden: Die Fahrt durch die Wüste, in der Sahara, ist nicht ohne. "Aber wir sind sehr gut durch den Sand gefahren", berichtet Sabine. "Und diesmal mussten wir gar nicht graben." Bei ihren früheren Touren, vor allem auch bei der ersten Afrika-Tour entlang der Ostküste, war dagegen öfter mal kraftraubendes Schaufeln angesagt, wenn sich der Laster im Sand festgefahren hatte. Dafür gab es diesmal eine andere, neue Erfahrung: Sabine und Thomas gerieten in einen Sandsturm. Die beiden waren gerade entlang der algerischen Grenze unterwegs, "als plötzlich hinter uns dunkle Wolken aufzogen", erzählt Sabine. Flüchten sei da nicht möglich, ergänzt Thomas: "Das einzige, was man da tun kann, ist, das Fahrzeug mit dem Heck in den Wind zu stellen" – und drinnen zu warten, bis das Unwetter vorbei ist. Die beiden hatten zuletzt einiges am Laster repariert, auch das bis dahin immer undichte Dach. Diesmal hat es dicht gehalten. Trotzdem "hat es uns den Sand durch jede Ritze ins Fahrzeug gedrückt", berichtet Sabine.
Waagrechter Regen
Dazu kam extremer Niederschlag. "Die Regentropfen prasselten waagrecht", so schildert Thomas die Situation, die innerhalb kürzester Zeit dafür sorgte, dass sich in der zuvor lange ausgetrockneten Gegend schnell kleine Flüsse bildeten. Thomas, der inzwischen beruflich in Vorträgen über seine Reisen berichtet, wagte sich trotzdem nach draußen, um zu fotografieren – und wurde, natürlich, sofort patschnass. Immerhin blieb es im Laster trocken. Und der Boden trocknete über Nacht auch wieder so weit, dass die beiden am nächsten Tag weiterfahren konnten. Die Frage, wann dies möglich sein würde, habe sie tatsächlich mehr beschäftigt als der Sandsturm an sich.
Bei solchen Unwettern, aber auch grundsätzlich bei Reisen durch extremes Gelände wie eine Wüste, ist es gut, wenn man ausreichend Vorräte dabei hat, falls man mal irgendwo festsitzt. 150 Liter Trinkwasser gehören bei Thomas und Sabine hier auch immer dazu. Thomas sinniert: "In Momenten wie in der Wüste wird einem bewusst, wie kostbar jeder Tropfen Wasser ist. Und möglicherweise auch überlebenswichtig." Eine Erkenntnis, die die beiden auch mit nach Hause genommen haben. So wird auch daheim im Allgäu, zum Beispiel beim Zähneputzen, kein Wasser verschwendet und der Hahn zugedreht.
Immer mit Vorrat
"Wir sind gut ausgerüstet", meint Sabine mit Blick auf ihre Reisevorräte, "wir haben immer viel Wasser und Essen für zwei Wochen dabei", dazu natürlich auch Sprit. Und Honig aus der Oberpfalz. Sabine berichtet davon, wie sie "Paula" an einem Stausee abstellten und dort einen Fischer und seinen Hund beim Angeln in einem Boot aus der Ferne beobachteten. Offenbar tat er dasselbe, denn: "Er kam dann später bei uns vorbei und hat uns zwei Fische geschenkt." Diese Freundlichkeit und Gastfreundschaft begegne ihnen ständig unterwegs, freut sich Sabine. Und war auch froh, dass sie sich für das Geschenk revanchieren konnten – mit einem Glas Honig aus ihrem Vorrat, von Thomas' Vater, der Imker ist. Das wiederum war für den marokkanischen Fischer etwas ganz Besonderes.
Der Regen im Sandsturm war auch "etwas Besonderes", sagt Thomas, "weil in Teilen Marokkos seit vielen Jahren extreme Dürre herrscht." Er erzählt von einem jungen Mann, der die beiden Reisenden vor ihrem Fahrzeug unterwegs angesprochen und mit ihnen geplaudert hat: Er stammt aus einer Nomaden-Familie, die Ziegen züchtet – ein Beruf, in dem der junge Mann für sich aber keine Zukunft mehr sieht. Die Tiere der Familie werden immer dünner, der Wasserspiegel des Sees in der Region sinkt ständig, weil der Regen ausbleibt. Deshalb arbeitet der Mann inzwischen in einer meteorologischen Station. "Es ist schon bemerkenswert, so eine persönliche Geschichte mitzubekommen, wie jemand sein Leben umstellt."
Spannende Begegnungen
Begegnungen und Geschichten wie diese sind es, die Thomas und Sabine auf ihren Reisen besonders fesseln. Das hatten sie schon im Gespräch vor ihrer Abfahrt im September betont: Sie gehen auf die "Suche nach einem Westafrika von jetzt", wie es Thomas damals ausdrückte: "Was ist in dieser Region dieser Welt aktuell los? Wie lebt jemand, der jetzt 25 Jahre alt ist in Nigeria, in der Elfenbeinküste?" Darauf wollen die beiden Antworten finden. Dafür wollen sie sich diesmal zwei Jahre Zeit nehmen: So lange ist Sabine, die inzwischen Lehrerin im Allgäu ist, beruflich freigestellt. Konkrete Pläne haben die beiden nicht für ihre Tour. "Unser Ziel ist Westafrika", sagt Thomas. "Wenn wird dabei bis nach Angola oder Namibia kommen, ist es schön. Und wenn wir vorher umdrehen müssen, auch."
Vorher könne man nie sagen, welche Länder man tatsächlich bereisen kann, wenn man erst einmal dort ist: Das haben die beiden von ihrer ersten großen Reise vor sieben Jahren gelernt. Und auch, dass man am besten reist, ohne sich Zeitvorgaben zu machen, und man nie weiß, wo man abends landet. Sabine lacht. "Und auch, dass man es aushalten können muss, wenn mal einen Tag nichts passiert." Am Ende müssen die beiden aber eher "aussortieren", welche Erlebnisse sie in ihren spannenden Reiseberichten weglassen.
Viel zu erzählen
Geschichten aus Afrika können sie jetzt schon viele erzählen. Die stammen aber vom ersten Besuch auf diesem Kontinent, von der Ostküste, wo sie in 15 Monaten von der Südspitze bis zurück nach Amberg gereist sind. 30.000 Kilometer. Davon erzählen Sabine Hoppe und Thomas Rahn am Samstag, 5. November, um 19 Uhr im Musikomm. Um dann wieder zurück nach Afrika zu reisen und weitere, neue Geschichten zu sammeln.
Vortrag in Amberg
Über das "Abenteuer Transafrika" Südafrika - Lesotho - Namibia - Sambia - Malawi - Tansania - Kenia - Uganda - Äthiopien - Sudan - Ägypten", ihre erste Afrikae-Reise, berichten Sabine Hoppe und Thomas Rahn am Samstag, 5. November, um 19 Uhr in Amberg im Musikomm. Tickets für Kurzentschlossene gibt es für 17 Euro (13 Euro ermäßigt für Schüler/Studenten)ab 18 Uhr an der Abendkasse.

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