Als die Stadt Amberg 2009 die 975-Jahr-Feier ihrer ersten urkundlichen Erwähnung gefeiert hat, kam der Wunsch auf, dafür ein eigenes Festspiel auf die Beine stellen. "Amberger Blut", die Blut-und-Boden-Schande von der 900-Jahr-Feier 1934, sollte es aber auf keinen Fall sein. Weil die Landesausstellung zum Thema "Winterkönig" auch noch nicht allzu lange her war, sollte es eben was über jenen Friedrich V. von der Pfalz sein, den sein Amberger Stadthalter Christian von Anhalt 1618 in ein politisches Abenteuer gejagt hat, das er nur verlieren konnte.
Schon war also die Idee geboren – hauptsächlich vom damaligen Kulturreferenten Norbert Fischer. Mit Johannes Reitmeier war bald ein renommierter Autor gefunden. Herausgekommen ist am Ende ein Musical mit der Musik von Roger Boggasch, live gespielt von der Band Vanden Plas mit ihrem Sänger Andy Kuntz, der auch gleich den "Winterkönig" gab. Vor der traumhaften Kulisse der Bergkirche feierte das Stück Premiere und einen riesigen Erfolg. So dass der Amberger Stadtrat beschloss, es im Zyklus von fünf Jahren regelmäßig aufzuführen und dafür das notwendige Geld zur Verfügung zu stellen.
Schäden an der Bergkirche
2024 ist die nächste Inszenierung geplant, die Pressekonferenz dazu gab es am vergangenen Freitag im Landesgartenschaugelände am Wasserrad. Eine eher "unpassende" Location, die mit dem eigentlichen Aufführungsort auf dem Mariahilfberg ja überhaupt nichts zu tun hat – denkt man. Doch Wolfgang Fahrnholz, der Vorsitzende des 2022 gegründeten Festspielvereins, klärt auf: "Die Bergkirche ist wegen Frostschäden eingerüstet." Mit eher ungewissem Ausgang: "Es ist noch nicht sicher, wie schwer diese Schäden wohl sind." Das herauszufinden, kann aber dauern.
Menschen, die mit Theater oder Musik zu tun haben, wissen: Jede Aufführung braucht eine bestimmte Vorlaufzeit. Für den "Herbst des Winterkönigs" müssen die Planungen jetzt anlaufen. Da war dem Verein die Unsicherheit zu groß, im Frühjahr 2024 bekannt geben zu müssen, das Festspiel kann nicht aufgeführt werden, weil die bisherige Location auf dem Mariahilfberg nicht bespielt werden kann.
Umzug ins LGS-Gelände
Aus diesem Grund zieht der Winterkönig im kommenden Jahr um. Neuer Aufführungsort ist genau da, wo am Freitag die Pressekonferenz stattfand: Am Wasserrad im Landesgartenschaugelände. Sie habe sich auf Anhieb in dieses Gelände verliebt, bekennt Regisseurin Astrid Vosberg. Die natürlich sofort unzählige Ideen im Kopf hatte, was sie an der Inszenierung ändern kann, damit das weitläufige Areal so richtig zur Geltung kommt. Am Berg droben war es ja schließlich ziemlich eng und knapp an Platz, da musste das ein oder andere eher angedeutet denn richtig gezeigt werden. So würde sich doch das Landesgartenschaugelände ideal eignen für eine Schlachtszene. "Wir haben schon so viele Anfragen von Leuten, die diesmal dabei sein wollen", sagt Astrid Vosberg.
Wenn am 30. Mai 2024 Premiere von "Der Herbst des Winterkönigs" sein wird, werden die Zuschauer auf einer komplett überdachten Tribüne sitzen. 800 Plätze soll es geben, dazu vier speziell Rollstuhlplätze. Die Bühne – oder besser: die zwei Bühnen – werden direkt am Wasserrad auf beiden Seiten des Baches aufgebaut. Neu ist auch, dass die Band Vanden Plas diesmal im Blickfeld des Publikums agieren wird. Viele Zuschauer haben in der Vergangenheit ja vermutet, die Musik käme vom Band, obwohl Vanden Plas immer schon live gespielt haben.
Zwölf Termine geplant
Zwölf Spieltermine sind eingeplant. Was auch erklärt, warum der Marktplatz als Übergangs-Spielort nicht in Frage kommt. "Wir würden ihn ja zwischen sechs und acht Wochen komplett belegen", so Fahrnholz. Die Hauptrolle in dem Stück spielt auch diesmal wieder Andy Kuntz. Da die ursprüngliche Elisabeth Stuart, Astrid Vosberg, Regie führt, muss für sie noch eine Nachfolgerin gesucht und gefunden werden. Und auch die Rolle des Christian von Anhalt ist derzeit noch vakant.
Nicht fehlen darf in der Schauspieler-Mischung aus Laien und Profis Friedrichs alter Kammerdiener, der auch diesmal von Reinhold Escherl von der Freudenberger Bauernbühne gespielt wird. Jürgen Huber gibt wieder den Ansager und für die Massenszenen geben auch 2024 die Vertreter verschiedener Vereine und Theatergruppen ihr Bestes. So, wie wir es schon von 2009, 2014 und 2019 gewohnt sind.
Vorverkauf noch nicht begonnen
Wie gesagt: Zwölf Aufführungen sind zwischen 30. Mai und 15. Juni 2024 angesetzt. Dazu eine Senioren-Vorstellung für Menschen, die früher heim müssen oder wollen. Die ist an dem Freitag, an dem am Abend die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland startet. "Wir haben auch an das gedacht", sagt Corinna Eisner, die stellvertretende Vorsitzende des Festspielvereins. Auch an eine Schulaufführung. Karten gibt es übrigens noch nicht zu kaufen, der Vorverkauf wird aber rechtzeitig bekannt gegeben. Unter anderem auf der neuen Internetseite welttheater.amberg.de.
Der Herbst des Winterkönigs
- Gründung des Festspielvereins im September 2022
- Vorsitzender ist Wolfgang Fahrnholz, seine Stellvertreter Corinna Eisner und Daniel Holzapfel
- Aktueller Mitgliederstand: 54 - Tendenz stark steigend
- Termine: 30. Mai bis 15. Juni 2024
- Spielort: Landesgartenschaugelände in Amberg
- Geplant sind zwölf Aufführungen
- Die völlig überdachte Tribüne fasst 800 Zuschauer, sie hat auch vier barrierefreie Plätze für Rollstuhlfahrer
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