Amberg
03.07.2018 - 15:14 Uhr

"Wow, du siehst voll wie live und in echt aus!"

"Ich bin bei Maggie, wo denn sonst?" Diese Aussage von Möchtegern-It-Girl Susi umreißt präzise, wo man zu sein hat, wenn man nicht out sein will, sondern in: Im top-schicken Mode- und Friseursalon.

Wenn Handys Geschichten erzählen könnten, wäre es in Maggies Salon wohl niemals ruhig. Petra Hartl
Wenn Handys Geschichten erzählen könnten, wäre es in Maggies Salon wohl niemals ruhig.

Die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, erfuhren die Besucher der Schultheatertage, an denen sich auch das Erasmus-Gymnasium beteiligt. Maggie (Leyla Hamaloglu, mit perfekten Locken), die ihren Laden mit herrischer Lässigkeit schmeißt, hat nicht nur die trendigsten Styles auf Lager, sondern auch zu jedem seelischen Tief die passende Frisur. Und sie besitzt eine echte Zauberwaffe: Strähnchen.

Weil in diesem Stück nach dem Bühnenspiel "Handy-Stories" von Hans Zimmer alles mindestens doppeldeutig ist, erkennt der Zuschauer eventuell erst beim zweiten Auftritt: Strähnchen sind bunt, aber "Strähnchen" ist auch schrill, denn der angestellte Friseur Nick (Maritta Singer) trägt nicht nur einen Drei-Tage-Bart und eine grauenhafte Jacke aus Leopardenfell, sondern auch diesen genauso grauenhaften Spitznamen.

Ganz viel Wortwitz

Die Theatergruppe präsentierte unter der Leitung von Susanna Rosemann ineinander verwobene Handlungsstränge und Menschen, die in die Rolle mindestens einer anderen Person schlüpfen. Freche, oft hintersinnige Sprüche, Wortwitz und die immerwährende Präsenz des unentbehrlichen Handys prägen dieses rasante Stück, das in kurze Einzelszenen aufgeteilt war. Effektvolle Licht- und Toneffekte setzten die engagierten Schauspieler gekonnt in Szene.

Lisa (Lisa Brandel) erzählt Strähnchen von dem neuen Mädchen in der Klasse: "Total uncool". Zur Überraschung aller Mitschüler interessiert sich der Star der Klasse (Timo Salfetter) für sie: Er geht auf sie zu, führt sie aus, sieht ihr Handy, ein "hässliches, uraltes Teil" und flüchtet schockiert: "Mit so einer will ich nichts zu tun haben!" Die Szene links verschwindet, und Lisa gesteht: "Dieses Mädchen war ich!"

Die beiden Freundinnen Tilly (Lina Wu)und Lilly (Alexia Frescher), total vertieft in ihr Gespräch am Mobiltelefon, realisieren reichlich spät, dass sie im gleichen Laden stehen: "Wow, du siehst voll wie live und in echt aus! Du bist es ja wirklich!"

Auch reichlich fies geht es zu: Susi (Katharina Schmid), Laura(Sara Böller) und Lilly träumen im höchsten Himmel davon, ein Handy zu sein: "Wenn ich ein Handy wäre, dann wäre ich ein Xperia XZ2." Als sich auch die kleine Tilly in die Schwärmereien einklinkt, fallen die anderen aus allen Wolken: "Hast du überhaupt eines?" Später kommt sie heulend angelaufen und jammert: "Er hat Schluss gemacht". Da fragen sie nur verwundert: "Hattest du überhaupt einen?" Tinka (Katharina Schmid) hat ihr Handy verloren. Das bedeutet: "Ausgestoßen aus der menschlichen Gesellschaft" zu sein. Schließlich bekommt sie aber den heißen Tipp, dass Marco aus der neunten Klasse eines gefunden hat. Als sie ihn endlich ausfindig gemacht hat, muss sie feststellen, dass es nicht ihr Handy ist. Aber er findet sie umwerfend.


"Wir ham's kapiert!"

Zwischen den Szenen will Handy-Boy (Jonathan Rösel) wieder und wieder verklickern, dass ohne Insta-gram, Snapchat und Twitter gar nichts läuft. Bei der achten Wiederholung seines Spruches wird er zur Erleichterung des Publikums resolut von Maggie aus dem Laden geworfen: "Es reicht, wir ham's kapiert!"

Auch die selbstbewusste Chefin lässt ein wenig in ihr Gemüts- und früheres Leben blicken: Damals, als sie sich noch Melanie nannte, von einer Therapeutin (Lisa Brandel) gefragt, ob sie außer am Handy hängen, chatten und Apps runterladen denn keine Hobbys habe, antwortet sie: "Doch, ich hab' mal Hockey gespielt. Bin aber rausgeflogen. War im Tor. Hab' gechattet." Nina (überzeugend gespielt von Felicitas Groth) flüchtet in den Friseursalon: Sie konnte aus Geldmangel eine hohe Rechnung für Flirt-SMS nicht bezahlen. Nun sind ihr zwei Typen eines Inkasso-Unternehmens auf den Fersen: "Wir werden nicht zum Kaffeetrinken vorbeikommen. Zahlen- und wir sind alle Freunde!"

Zu allem Überfluss hat sie sich in ihren "total süßen" Chat-Partner Ricky/ Frankie/ Knut (Viktoria Eckroth) verliebt, auf den sie "ganz zufällig" hier in Maggies Salon trifft, ohne zu wissen, wer da leibhaftig vor ihr steht. Nach und nach erkennen sie im jeweils anderen den heiß geliebten Chat-Partner wieder.

Song und E-Gitarre

Als wären hier nicht schon genug Zutaten für ein gelungenes Schulspielstück eingearbeitet, gab es zwischendrin noch ein musikalisches Zuckerl: Eine glockenreine Stimme begleitet nur von einer E-Gitarre brachte den passenden Song: "Hey, du da, ich weiß es genau, du bist es, die Frau, ich erkenn' dich schon am Klingelton." Die Musik kam von Christine Uhle, Florian Häusler, Ronja Bergler, Norah Csanadi und Franziska Scharf.

 
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