Amberg
24.02.2019 - 18:08 Uhr

Zehntausende bei Faschingszug in Amberg

Wenn sich Zehntausende in der Altstadt drängen, wenn die laute Musik einmal nicht als Belästigung empfunden wird, dann ist Faschingszug in Amberg. Ostbayerischer Faschingszug. Ein Ereignis der Superlative.

Bevor es losgeht, passiert erst einmal - nichts. Denn erst einmal muss der Falschparker abtransportiert werden, der den Malteserplatz blockiert. Dann setzen sich die Jalapeños mit ihren Trommeln in Bewegung, der Ostbayerische Faschingszug nimmt seinen Lauf durch die Fußgängerzone.

Vorne weg - also direkt hinter den Jalapeños-Trommlern - fährt der Gastgeber, die Narrhalla Rot-Gelb Amberg. Dann kommt schon bald der städtische Wagen mit den Honoratioren drauf. Und schon zeigt sich, dass die Faschingsgesellschaften im Vorteil sind, die entweder direkt am Boden marschieren oder aber einen niedrigen Wagen haben. Eisernes Gesetz eines Faschingszugs in engen Straßenschluchten: Je höher der Wagen, desto weniger sieht der Zuschauer.

Knisternde Erotik

Wie es richtig geht, zeigen die Michlboys. Gewagte Akrobatik, gepaart mit knisternder Erotik und der Ästhetik von blauen Winkler-Bierkästen: Das ist schon nahe an der Perfektion und reißt das Publikum entlang der Strecke zu regelmäßigen Beifallsstürmen hin. Der gewagte Bocksprung über sage und schreibe vier - leider leere - Bierkasten gehört schon zum Feinsten, was der Fasching überhaupt zu bieten hat. Da tun sich sogar die Vohenstraußer sehr schwer, die gleich ein ganzes Motorboot durch die Fußgängerzone ziehen.

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Aber was ist ein Faschingszug ohne seine Hits. In diesem Jahr die unbestrittene Nummer Eins: Cordula Grün. Gleich mehrfach gehört. Aber auch Klassiker wie "Skandal im Sperrbezirk" oder "Highway to Hell" sind absolute Treffer und gehen immer. Nur mit der Lautstärke meinen es manche der Gesellschaften zu gut - aber Fasching ist ja ohnehin nur einmal im Jahr. Die Prinzengarde Beratzhausen ist ebenso vertreten wie der Narrentisch Bogen, die Nittenauer City Girls marschieren munter vor dem Wagen des 1. FC Rieden. Bis aus Eschenbach und Windischeschenbach sind die Narren angereist, aus Nittenau, Regensburg und Stulln ebenso. Der Ostbayerische Faschingszug ist ein Großereignis des Frohsinns, das zeigt sich an diesem Sonntag wieder.

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Die Stimmung ist gut, die Besucher entlang der Strecke machen eifrig mit, feuern die Gruppen an und werden mit einem Schnapserl oder einem Glas Schaumwein belohnt. Die großen jedenfalls. Denn für die Kleinen gibt es selbstverständlich alles, was unter dem Begriff "Kamelle" zusammengefasst werden kann. Da reicht die Bandbreite vom steinharten Bonbon, bis hin zum Packerl Chips oder Flips oder ganz praktischen Haushaltsgegenständen. Wir haben jetzt zum Beispiel einen Eiskratzer fürs Auto mehr.

Lang ist er, der Zug, sehr lang. Rund 65 Faschingsgesellschaften oder wackere Einzelmelder reihen sich ein. Die letzten der Wagen starten erst gut zwei Stunden nach Beginn. Entsprechend vorgeglüht gehen manche der Besatzungen da schon auf die Strecke, weil sie sich die Wartezeit in der Schlange offenbar mit reichlich Alkohol verkürzt haben. An Fasching ist das alles erlaubt, so lange der Fahrer der Zugmaschine nüchtern bleibt. Apropos: Für Freunde modernster Agrartechnik ist der Ostbayerische Faschingszug ebenfalls ein Festtag. Die neusten Modelle von gigantische Traktoren schieben sich da durch die engen Häuserschluchten von Amberg.

Punk von Special Gue$t

So etwas brauchen die Lokalmatadoren von Special Gue$t aus Amberg aber nicht. Hier reicht ein uralter Bulldog vorne dran, dafür gibt es für die Zuschauer handgemachte Live-Musik, harten Punk der "Gäste". Übrigens die einzige Live-Gruppe - abgesehen von den Jalapeños. Denn überraschenderweise marschiert keine einzige Blasmusik durch Amberg. Mit vielen Ohos, mit Helaus und Bulli, Bulli, mit Lari Fari und anderen Schlachtrufen geht es durch die Innenstadt. Jedenfalls für die, die es bis zum Ende schaffen. Denn nicht alle Wagen erreichen auch das Ziel. Aber dabei waren sie alle.

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