Die beiden Rucksäcke sind zur Probe schon gepackt worden, die Wohnung ist gekündigt und die Möbel werden in den kommenden Tagen eingelagert beziehungsweise verkauft. Es wird ernst für Silvia Gruber und Daniel Rauch aus Amberg. Am 30. April startet ihr Flugzeug in Prag nach Los Angeles. Es ist der Beginn einer langen Reise - einmal um die ganze Welt.
"Ich freue mich drauf", sagt Gruber. "Was wir vorhaben, werde ich aber erst kurz vorher realisieren." Es sei jetzt schon merkwürdig, nicht mehr in die Arbeit zu gehen, erklärt die Krankenschwester, die sich für zwei Jahre unbezahlten Urlaub genommen hat. Nervöser ist hingegen ihr Freund Daniel Rauch, der seine Arbeit bei Siemens an den Nagel gehängt hat und der "verantwortlich" für diesen außergewöhnlichen Trip ist. "Ich denke oft, was könnte ich noch vorher planen", sagt er mit einem Lächeln.
Die Fotografie, das ist Rauchs Leidenschaft. Es gebe ihm einen Kick noch bei Dunkelheit an einem wunderschönen Ort zu sein und durch die Linse zu beobachten, wie die Sonne den Tag einläutet. "Wir sind oft alleine dort. Oder wir kommen mit Gleichgesinnten ins Gespräch", schwärmt er. Für diese aufregende Reise hat er sich eine Route zurechtgelegt, wo er die schönsten Motive perfekt in Szene setzen will.
Los Angeles als erste Station
Die erste Station der beiden ist Los Angeles. Von dort erkunden sie die Westküste - vor allem sind sie interessiert an den Nationalparks. "Ich will die Natur einfangen", sagt Rauch, der sich das hochwertige Fotografieren selbst beigebracht hat. Um Geld zu sparen, planen die zwei im Zelt zu übernachten. "Das haben wir schon gebucht, weil die Plätze zum Campen im Sommer in den USA sehr schnell ausgebucht sind", erklärt Rauch. Für weitere drei Monate geht es für die Amberger nach Kanada. Ein Traumort für Rauch, denn auch dort soll die Natur atemberaubend sein. Vor allem haben die beiden British Columbia ins Auge gefasst.
Was Rauch in den USA und Kanada vor die Linse bekommen will, hat er sich schon genauestens überlegt. "Metergenau", sagt Silvia Gruber und lacht. Dank Google Earth kann er sich vorstellen, wo es wunderschön ist. Trotzdem haben die beiden vor, tagsüber einige Spots abzuklappern, sodass zum Beispiel bei Sonnenaufgang schon klar ist, wo eine gute Position ist. Und wenn sich mal eine Wolke vor die Sonne schiebt? Die 29-jährige Silvia Gruber schmunzelt. "Dann kann Daniel sich richtig ärgern." So sei das eben. "Ich knipse ja nicht einfach durch die Gegend", erklärt der Fotograf.
Vom kanadischen Toronto machen die beiden einen großen Sprung mit dem Flugzeug in den Süden: in Ecuadors Hauptstadt Quito. Auf dem Plan steht auch, die Galapagos-Inseln zu besuchen. Wo die weltberühmten Riesenschildkröten leben. Es folgt Peru mit den spektakulären Anden und dem "schönsten Treck der Welt", wie Rauch weiß, im Nationalpark Huascarán. Silvia Gruber freut sich auf die 600.000-Einwohner-Stadt Iquitos, die mitten im Amazonas liegt. "Dorthin werden wir mit dem Boot reisen." Natürlich darf hier auch die Ruinenstadt Machu Picchu auf der Route nicht fehlen.
Salzsee und Gebirgskette in Bolivien
Dann folgt Rauchs Höhepunkt der Weltreise: "Wenn wir in Bolivien sind, möchte ich auf jeden Fall den Salar de Uyuni, ein ausgetrockneter See, der schneeweißes Salz hinterließ, sowie die Gebirgskette Altiplano sehen." Bei seiner Recherche ist der 33-Jährige im Internet auf atemberaubende Bilder gestoßen, die eine unwirklich karge, aber bunte Landschaft zeigen, im Hintergrund erheben sich Vulkane. "Es gibt einen Ort, der heißt Salvador-Dali-Wüste. Das sagt doch eigentlich schon alles", ist er begeistert. "Das wird sicher ein einzigartiges Erlebnis." Aus ihrer Erfahrung nach ergeben sich gerade an solchen Orten die tollsten Motive, wenn der Weg dorthin strapaziös ist. "Dann sind kaum Menschen dort."
Strapaziös kann es aber auch für die beiden werden. Schließlich müssen nicht nur die beiden Rucksäcke oft mitgenommen werden, sondern auch die Foto-Ausrüstung. Zwei Kameras, fünf Objektive, ein Laptop, externe Festplatten, Stativ, unzählige Speicherkarten, Ersatzakkus und Filter schleppt Rauch mit sich herum. Um die 14 bis 16 Kilogramm schwer. "Meistens trage ich das selber", sagt Rauch lachend. Manchmal bereue er das auch bei einer Bergwanderung. "Aber es wäre ärgerlich, wenn mir in einem schönen Moment, das passende Equipment fehlt."
Noch einmal karg wird es für die beiden Amberger anschließend in Chile: in der Atacama-Wüste. Spätestens März/April 2020 wollen die zwei im argentinischen El Chaltén angekommen sein. Dann ist es nur noch ein Sprung nach Patagonien. "Dort will ich unbedingt im Herbst sein. Die Laubbäume sind weltbekannt für ihre bunten Farben zu dieser besonderen Jahreszeit."
Apropos Jahreszeit: "Erst haben wir eine Liste mit den Ländern gemacht, die wir besuchen wollen", erklärt Gruber. "Dann haben wir die beste Reisezeit recherchiert." Doch das heißt nicht unbedingt, dass es auch die geeignete Zeit zum Fotografieren ist", sagt sie lachend. Den Schluss der Südamerika-Tour bildet Ushuaia, das berühmte "Ende der Welt". "Wir hoffen, dass wir Last-Minute-Tickets für einen Abstecher an die Antarktis bekommen", sagt Gruber. Von Deutschland aus sei die Reise nämlich nahezu unbezahlbar.
Namibia, Madagaskar, Jordanien und und und
Über den Südatlantik stehen Namibia, Madagaskar und schließlich Jordanien, Iran, Indien, Philippinen und Hongkong auf dem Programm. "Sollten wir ein Visum für China bekommen, wollen wir da selbstverständlich auch hin", strahlt Rauch. Wenn sie Indonesien in Angriff nehmen, kennen sich die beiden Amberger schon gut aus. Denn 2015 waren sie bereits bei einer sechsmonatigen Asientour in dem Land der tausend Vulkaninseln zu Besuch.
Dort könnte auch die Actioncam von Silvia Gruber zum Einsatz kommen. "Ich bin eher für die Schnappschüsse zuständig", sagt sie. Im Archipel Raja Ampat sind weltweit die meisten exotischen Fische und Wassertiere beheimatet. Hier ist das Tauchen ein Muss. "Dort möchte ich auf jeden Fall die Unterwasserwelt festhalten." Von Asien fliegen die beiden nach Frankreich. Aber nicht aufs Festland, sondern nach Neukaledonien. Nach Australien, Tasmanien, Neuseeland und Französisch-Polynesien ist der Plan, im März 2021 Japan zu erreichen. Warum das? "Zur weltberühmten Kirschblüte natürlich", erklärt Rauch mit einem Strahlen.
Zwei Jahre dürften dann vorbei sein. Familie und Freunde freuen sich dann, - hoffentlich - die beiden Amberger wieder zu Hause begrüßen zu dürfen. Silvia Gruber lacht. "Manche denken, wir kommen nicht mehr heim, sondern bleiben irgendwo hängen."
Blog auf Onetz.de
Geht es nach Silvia Grubers Mama passiert das aber eher nicht, dass sie in der Welt alt werden. "Sie war etwas geschockt, als sie von unserem Plan gehört hat", sagt die junge Frau lächelnd. Freunde und Bekannte hätten damit gerechnet, dass die beiden irgendwann auf Weltreise gehen. "Uns zieht es einfach immer wieder weg." Es gebe immer wieder den Impuls, den Horizont zu erweitern, Menschen und Kulturen genau kennen zu lernen.
Was Daniel Rauch mit seinen vielen tausend Fotos und Erinnerungen nach der Reise anstellen möchte, weiß er noch nicht. "Vielleicht zeige ich die Schätze bei Multivisionsvorträgen", kann er sich vorstellen. So lange müssen die Leser von Oberpfalz-Medien aber nicht warten. Silvia Gruber und Daniel Rauch wollen immer wieder von ihrer Weltreise unter www.onetz.de/themen/daniel-und-silvia-auf-weltreise bloggen.
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