So bedrückend, dass sich niemand von seinem Platz erhob und der erste sein wollte, der die Stille bricht. Nicht der leiseste Ton war zu hören. Nicht einmal, als bereits das Licht anging und die Besucher den Saal verließen. Da war der Abspann schon weit fortgeschritten.
Der Syrerin Waad al Kateab ist mit „Für Sama“ ein dokumentarisches Meisterwerk über den Krieg in ihrem Heimatland gelungen. Nicht umsonst wurde der Film mit mehr als 50 internationalen Preisen überhäuft. Unter anderem als bester Dokumentarfilm bei den British Academy Film Awards. In der gleichen Kategorie wurde der Film auch für einen Oscar nominiert.
Brief an die Tochter
Über Jahre hinweg zeichnet Al Kateab die Ereignisse in ihrer Heimatstadt Aleppo mit ihrer Kamera auf. Von den friedlichen Studentenprotesten bis zur völligen Zerstörung der Stadt und ihrer Flucht. Das Material arrangiert sie zu einem filmischen Brief an ihre Tochter Sama. Diese kommt inmitten der Wirren des Bürgerkriegs zur Welt. Das Leben der jungen Familie spielt sich hauptsächlich in einem Krankenhaus in Aleppo ab, in dem ihr Mann Hamza als Arzt arbeitet. Mit den Bildern, die sie zeigt, geht sie dabei mit dem Publikum ebenso schonungslos um, wie die kriegsführenden Parteien im Bürgerkriegsland.
Das Werk wurde im Rahmen der Zwickl-Dokumentarfilmtage gezeigt. Diese sind eigentlich in Schwandorf beheimatet, gehen heuer aber mit einer Roadshow auf Tournee. Dabei machte das Team um die Organisatorin Anne Schleicher unter anderem auch im Amberger Ring-Theater Station. Dort wurden von Freitag bis Sonntag zehn ausgewählte Filme gespielt. Im Mittelpunkt stand dabei eine Werkschau der beiden Stuttgarter Filmemacherinnen Sigrun Köhler und Wiltrud Baier. Unter dem Namen Böller und Brot produzieren die beiden seit 2000 künstlerische Dokumentarfilme und wurden bereits mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. In Amberg sind sie mit zwei Langfilmen und einem Programm aus Kurzfilmen vertreten. Im Anschluss an diese sind die zwei auch per Liveschaltung mit dem Kinopublikum für eine Gesprächsrunde verbunden.
Mit Publikum im Dialog
Die Ambergerin Annemarie Prechtl kam extra für die beiden ins Kino. „Mein Sohn lebt in Stuttgart und kennt beide persönlich“ erzählt sie. Sie müsse sich das unbedingt ansehen, rät der Filius seiner Mutter. Witzigerweise stellt sich heraus, dass Wiltrud Baier im Gegenzug auf Amberger Wurzeln zurückblickt und die Vilsstadt in ihrer Jugend häufig besuchte. Passender zum Motiv des diesjährigen Zwickl- Festivals „Heimat und Reisen“ kann es gar nicht sein. Annemarie Prechtl ist begeistert von den Kurzfilmen der beiden Künstlerinnen. Diese seien humorvoll und ein guter Gegenpol zu dem sehr bedrückenden Eröffnungsfilm „Für Sama"“, den sie ebenfalls gesehen hat.
Das Zwickl-Filmfest möchte aber mit dem Publikum auch in Dialog treten. Dazu haben die Veranstalter Künstler vor Ort eingeladen. Die iranische Filmemacherin Narges Kalhor, die an der Hochschule für Fernsehen und Film in München studiert hat, präsentiert ihren dortigen Abschlussfilm „In the Name of Scheherazade oder der erste Biergarten in Teheran“ und stellt sich den Fragen des Publikums.
Für Kinobetreiber Andreas Wörz waren die Dokumentarfilmtage ein großer Erfolg. Sein persönlicher Liebling war der Film „Moro No Brasil“. Der Film ist bereits von 2002 und zeigt auf eindrucksvolle Weise die große Kraft der Musik im harten Alltag der brasilianischen Favelas.
Die letzte Zwickl-Station
- Vom 27. Oktober bis 1. November in Schwandorf, wo der Dokumentarfilmpreis "Zett" vergeben wird
- Halt machte das Zwickl in diesem Jahr außerdem in Schönsee, Bad Kötzting, Nittenau und Regensburg
- Im kommenden Jahr folgt noch ein Gastspiel in Pilsen
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