Ammersricht bei Amberg
28.08.2022 - 08:35 Uhr

Ammersrichter Pfadfinder feiern 60. Geburtstag mit Dorffest

Eigentlich wollten die Ammersrichter Pfadfinder ihren 60. Geburtstag schon vergangenes Jahr feiern, doch Corona machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Nun wird die Feier nachgeholt: mit einem Dorffest für alle Ammersrichter.

Drei Generationen stehen stellvertretend für die vielen Stammesleitungen in den vergangenen 60 Jahren (von links): Thomas März-Kronfeld (Pfadfinder seit 1970), Eva Kronfeld (seit 2000) und Manfred Lehner (seit 1962). Bild: hae
Drei Generationen stehen stellvertretend für die vielen Stammesleitungen in den vergangenen 60 Jahren (von links): Thomas März-Kronfeld (Pfadfinder seit 1970), Eva Kronfeld (seit 2000) und Manfred Lehner (seit 1962).

Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Pfadfinder Ammersricht lohnt es sich, einen Blick in die wechselhafte Geschichte des Stammes zu werfen, der mit derzeit etwa 120 Mitgliedern einer der größten in der Diözese Regensburg ist. Gegründet wurde der Stamm Ammersricht im Jahre 1961. Karl Florl, der ein Jahr zuvor als Pfarrer in die junge Gemeinde St. Konrad gekommen war, war ein begeisterter Anhänger des Pfadfindertums und machte sich sofort daran, einen Stamm zu gründen.

Zum ersten Stammesführer wurde Siegfried Rohrwild gewählt. Die Anfangsjahre waren ein Auf und Ab, 1967 wurde der Stamm sogar kurzzeitig aufgelöst, aber noch im selben Jahr mit Lothar Koschel an der Spitze reaktiviert. Unter dem Motto "Lasst Taten sehen!" brachten sich die Pfadfinder mit vielen Aktivitäten wie Kirchplatzpflege in die Pfarrgemeinde ein, die Zahl ihrer Mitglieder wuchs. Die Zeltlager am Rußweiher bei Eschenbach waren Ende der 1960er- und in den 1970er-Jahren der Inbegriff des romantisch-abenteuerlichen Lagerlebens in der wilden Natur. Die Arbeit im Stamm war zu jener Zeit auch geprägt von Pfadfinderversprechen, Gestaltung von Gottesdiensten und Themen, die die Menschen berührten.

Spiegelbild der Veränderung

Durch gesellschaftliche Veränderungen, die Studentenbewegungen mit ihrer emanzipatorischen Kritik Ende der 1960er-Jahre fand sich die DSPG plötzlich in der Nische des „Waldläufertums“ wieder und zweifelte, ob sie überhaupt noch die Jugendlichen erreichen könne. Die pädagogische Diskussion in dieser Zeit mündete in einer Überarbeitung der Ordnung des Verbandes. Zentraler Punkt war die Neufassung der Grundlinien zur Lebensauffassung der Pfadfinder. Durch die Forderungen nach offener Demokratisierung in allen Lebensbereichen kam auch in der Pfadfinderschaft die Frage nach dem politischen und gesellschaftlichen Engagement auf. Und der Stamm Ammersricht war mittendrin als Spiegelbild der Veränderung.

Peter Gnerlich und Manfred Lehner als Leiter trugen 1976 den Reformprozess in die Gruppen hinein. Soziales Engagement, Einsatz für den Frieden, politische Mitverantwortung, Zusammengehörigkeit und Beteiligung am kirchlichen Leben wurden für die Mitglieder genauso wichtig wie Lagerleben und Fahrten. Eine riesige Gemeinschaftsarbeit war 1976 der Bau des Jugendheimes. Fast einer Revolution glich der Umstand, dass 1978 erstmals eine Mädchengruppe gegründet wurde. Dies war der Beginn einer koedukativen Gruppenarbeit. Die Öffnung der Pfadfinder zeigte sich 1979 auch in der erstmaligen Teilnahme am Internationalen Lager in Kandersteg (Schweiz) und in der gestiegenen Mitgliederzahl Ende 1979: rund 150 Buben und Mädchen.

Umweltschutz und WAA

In den 1980er-Jahren waren Megathemen wie Ökologie und Umweltschutz oder WAA präsent. Christine Lehner, Manfred Meier und Thomas März waren die verantwortlichen Leiter in dieser Zeit. Sie hatten auch 1984 das erste Dorffest organisiert, um Stamm und Bevölkerung zusammenzubringen. Nicht nur politisch waren die1990er-Jahre durch die Wiedervereinigung in einem gewaltigen Umbruch. Auch der Stamm erlebte unruhige Zeiten mit sinkenden Mitgliederzahlen, wechselnden Stammesleitungen und Zwistigkeiten mit dem Pfarrer. Erst mit Gemeindereferent Franz Strigl als Kurat kehrte wieder Ruhe in die Pfadfinder ein und es ging wieder langsam aufwärts.

Das neue Jahrtausend brachte der Pfadfinderschaft auf Bundesebene ein „Update“ der bisherigen Leitbilder, Zukunftsvisionen wurden neu entworfen. Es war überhaupt wieder ein positives Jahrzehnt für den Stamm Ammersricht: Er verzeichnete einen Zuwachs an Mitgliedern und ein sehr aktives Leben in den Gruppen unter der Leitung von Sandra Stoschenovsky, etwas später mit Melanie Stolz und Christian Härteis. Pastoralreferent Stefan Lobinger begleitete den Vorstand als Kurat bis 2014. Mit einem Dorffest wurde 2011 das 50-jährige Bestehen gefeiert. Die Teilnahme der Bevölkerung war erneut ein Beweis dafür, dass die Pfadfinder im Stadtteil bestens integriert sind. 2014 wurde eine Ortsgruppe der Gemeinschaft St. Georg gegründet, damit sich Ehemalige weiter der Pfadfinderarbeit verbunden fühlen können. Die Themen in der Gruppenarbeit von 2010 bis 2022 waren und sind aktuell: Inklusion, Menschen auf der Flucht, Integration, Umgang mit sozialen Medien und Gendern.

Corona großer Schock

Mit Corona kam 2020 der große Schock. Kein Zeltlager, digitale Gruppenstunden ersetzten die Präsenzstunden. Aber die Pandemie regte die Kreativität an, über Wochen wurden Buchstabenrätsel verschickt und Sieger gekürt. Insgesamt ist der Stamm derzeit gut aufgestellt, an seiner Spitze stehen derzeit Eva und Christina Kronfeld. Viele Gruppenmitglieder waren international bei verschiedenen Stammestreffen wie dem World Scout Jamboree in Schweden, London oder Japan vertreten.

Damit die Erinnerungen an vergangene Pfadfindertage wieder aufleben, hat die Pfadfinderschaft eine Chronik der Ereignisse der sechs Jahrzehnte zusammengestellt, die beim Dorffest gekauft werden kann. In der Chronik kommen ausführlich Zeitzeugen aus der Gründerzeit zu Wort, ebenso die Kapläne, die dem Stamm jeweils in ihrer Zeit in Ammersricht als Kurat betreuten.

Hintergrund:

Das Programm

Zum 60. Jubiläum der Pfadfinder gibt es am Wochenende 3./4. September ein Dorffest auf dem Dorfplatz von Ammersricht

  • Samstag, 3. September: ab 15 Uhr Kaffee, Kuchen, Kinderprogramm, Lagerfeuer; 17 Uhr Festgottesdienst, anschließend Festzug zum Dorfplatz mit Festakt; ab 19 Uhr Festbetrieb mit Weinlaube und Musik von „TriTone“
  • Sonntag, 4. September: ab 11 Uhr Essen, Kinderprogramm und Lagerfeuer, am Nachmittag Kaffee und Kuchen und zum Ende „Make your Memory“
 
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