Bei einem Ortstermin auf der Baustelle südöstlich des Friedhofs in Ammersricht zeigt sich sogar Oberbürgermeister Michael Cerny beeindruckt: "Man bekommt hier ein Gefühl dafür, wie umfangreich so ein Hochwasserschutz-Projekt ist." Hier wird gerade sehr viel Erde bewegt. Hier entsteht ein zwei Meter hoher Damm, der rund 500 Kubikmeter Wasser zurückhalten kann (Hochwasserrückhaltebecken Bergholz). Über einen offenen Graben wird das Wasser Richtung Nordosten zum Rückhaltebecken Akazienweg (Volumen: 6000 Kubikmeter) geleitet. Damit könne ein 100-jähriges Hochwasser gepuffert werden, sagte Peter Fröhlich vom Wasserwirtschaftsamt beim Ortstermin.
Kosten: Rund 2,5 Millionen Euro
Insgesamt rund 2,5 Millionen Euro investiert Amberg hier, um Ammersricht und den Wagrain vor Hochwasser zu schützen, berichtete OB Michael Cerny. Und bat um Verständnis dafür, dass ein solch großes Projekt seine Zeit brauche. Mit einem "da schütt' ma mal einen Haufen Erde hin und dann fließt das Wasser drum herum" sei es hier nicht getan, hier seien umfangreiche Planungen nötig gewesen. Einen Zuschuss vom Freistaat (50 Prozent) gebe es aber auch. Wohl wissend, dass dies immer für Aufregung bei den Bürgern sorge, betonte Cerny, dass für diese Hochwasserschutzmaßnahme auch einige Bäume gefällt werden mussten.
Cerny erinnerte an die "dramatischen Szenen" des letzten großen Hochwassers, das den Wagrain und Ammersricht 2011 schwer getroffen habe: "Viele haben noch die Bilder vor Augen, als das Wasser auf der Straße stand." Und zwar so hoch, dass die Feuerwehr die Anwohner eindringlich darum gebeten habe, in ihren Häusern zu bleiben, weil man nicht sehen konnte, wo weggeschwemmte Kanaldeckel gefährliche Öffnungen in den Straßen zurückgelassen haben. Diese Erlebnisse seien heute noch sehr präsent bei vielen Bewohnern und sorgten immer für "ein ungutes Gefühl, wenn es mal stärker regnet". Cerny weiß: "Hier haben manche schon emotional gelitten." Und er ist sich auch bewusst: "Es ist schwierig, den Leuten zu sagen, ,wir machen jetzt etwas für den Hochwasserschutz, aber das kann Jahre dauern', wenn sie gerade einen nassen Keller hinter sich haben."
Die erste von vier Maßnahmen
Die jetzt laufenden Bauarbeiten sind laut Peter Fröhlich die erste von vier neuen Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Die Kombination eines Rückhaltebeckens und einer Wasser-Umleitung nannte er "eine sehr intelligente Lösung". Diese schütze nicht nur das benachbarte Neubaugebiet in Ammersricht, "sondern auch die, die vorher schon betroffen waren". Die Bauarbeiten betreffen eine Hang-Fläche von rund 40 Hektar, informierte Planer Werner Stauber (Büro Renner und Hartmann). Das Problem hier sei, dass im Lehmboden hier praktisch kein Wasser versickere: "Das läuft alles in den Akazienweg" und dann in den Kanal und weiter bis zur Vils. "Da sind nicht wenige Anwesen betroffen." Schützen soll sie künftig "ein Abfangwall", über den das Wasser in ein 6400 Kubikmeter großes Becken geleitet und dort zurückgehalten wird. Ist die Anlage fertig, wird man davon nicht viel sehen. "Da wächst wieder Gras drauf. Das wird naturnah bis auf eine gepflasterte Rinne."
Vom Rückhaltebecken aus leitet ein offener Graben das Wasser weiter in eine Rohrleitung Richtung Autohaus Schmidt. Nach einer Querung der Hirschauer Straße läuft das Wasser über einen weiteren offenen Graben schließlich im Wolfsgraben aus. Der OB ist sich sicher: "Das ist eine Geschichte, von der Ammersricht und der Wagrain langfristig profitieren werden." Ende nächsten Jahres soll alles fertig sein. Eigentlich war laut Cerny eine Bürgerversammlung zum Projekt geplant, um Interessierten die Möglichkeit zu Nachfragen zu geben. Diese ist wegen der Corona-Pandemie nun aber nicht möglich. Genau informieren und zu Wort melden können sich die Bürger aber trotzdem: Im Internet (https://www.amberg.de/rathaus/projekte/hochwasserschutz) finden Interessierte detaillierte Informationen und auch einen Ansprechpartner im Tiefbauamt (Lars.Pachmann[at]Amberg[dot]de), der Fragen beantwortet.
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