Ammerthal
29.12.2023 - 17:41 Uhr

Bürgerforum Ammerthal löst sich nach elf Jahren politischer Arbeit auf

Das vor elf Jahren gegründete Bürgerforum Ammerthal stellt seine Aktivitäten ein. Die Hauptziele wurden erreicht: Schließung des "vergifteten Ammerthaler Trinkwasserbrunnens" und Anschluss an das Amberger Wassernetz.

Der ehemalige Brunnen von Ammerthal: Dass er aufgegeben wurde und die Gemeinde inzwischen ihr Wasser aus Amberg bezieht, nennt das nun aufgelöste Bürgerforum als seine zwei Hauptziele, die in der elfjährigen Geschichte erreicht wurden. Archivbild: Petra Hartl
Der ehemalige Brunnen von Ammerthal: Dass er aufgegeben wurde und die Gemeinde inzwischen ihr Wasser aus Amberg bezieht, nennt das nun aufgelöste Bürgerforum als seine zwei Hauptziele, die in der elfjährigen Geschichte erreicht wurden.

Zum 31. Dezember stellt das Bürgerforum Ammerthal seine Aktivitäten ein. Diesen Antrag des Vorstands hatten die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung des eingetragenen Vereins einstimmig angenommen. Beim Rückblick zeigten sich die Mitglieder sehr zufrieden mit dem Erreichten. Die zwei Hauptziele – "Schließung des vergifteten Ammerthaler Trinkwasserbrunnens und Anschluss an das Amberger Wassernetz" – seien erreicht worden, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Der Anschluss an das Amberger Wassernetz sei "2014 nach jahrelangem politischen und rechtlichen Kampf vollzogen" worden.

Das Bürgerforum hatte zusammen mit der UWG Ammerthal bei der Kommunalwahl 2014 eine Mehrheit errungen. "Die Verweigerungshaltung der vormaligen Ammerthaler CSU- und CWG-Mehrheit konnte durch den Wahlerfolg aufgelöst werden", so das Bürgerforum, das nach eigener Aussage mehr als sechs Jahre lang maßgeblich die Politik geprägt, drei Gemeinderäte gestellt und Ammerthal unter Bürgermeisterin Alexandra Sitter zukunftsorientiert vorangebracht habe. Die ab 2014 erstmalig auf die Oppositionsbank verwiesene Ammerthaler CSU habe nichts unversucht gelassen, ihrer Rolle gerecht zu werden: "Die politische Auseinandersetzung eskalierte mehrfach heftig und öffentlich." Nicht selten sei es dabei auch sehr persönlich geworden, erinnert sich der Vorsitzende des Bürgerforums, Stephan Koller.

Zwei Gemeinderatssitze verloren

In seiner Pressemitteilung geht das Bürgerforum Ammerthal auch auf die Wahl von Anton Peter zum neuen Ammerthaler Bürgermeister im März 2020 ein. "Ab Herbst 2019 dann versprach ein auf der politischen Bühne Ammerthals komplett Unbekannter, den Frieden und die Harmonie nach Ammerthal zurückzubringen, so man ihn und die CSU denn wähle", heißt es dazu seitens des Bürgerforums. Koller bewertete die Situation nach eigener Aussage so: "Die Ammerthaler waren es leid, stets öffentlich ausgetragen, auf die politischen Auseinandersetzungen angesprochen zu werden. Sie wollten raus aus dem Rampenlicht der Aufmerksamkeit." Das wiederum habe, so Koller laut Mitteilung weiter, "nur gelingen können, indem man die Verhältnisse von vor 2012 wiederherstellte und weitestgehend unbeaufsichtigt und unbeobachtet zu den alteingesessenen Strukturen zurückkehrte". Dementsprechend habe Bürgermeisterin Alexandra Sitter bei der Kommunalwahl verloren – und das Bürgerforum zwei Sitze im Gemeinderat.

Seit 2022 habe die politische Gruppierung kein Mitglied mehr im Gemeinderat, führt Koller aus. "Wir wissen nicht, was da passiert, können nichts mehr kontrollieren, wie es unsere Aufgabe wäre, müssen ungeprüft akzeptieren, was politisch entschieden wird.“ Koller war aus beruflichen Gründen aus dem Gemeinderat ausgeschieden. Wörtlich heißt es in der Mitteilung weiter, dass er vor seinem Ausscheiden noch einen "handfesten Vergabebetrug im Rathaus aufgedeckt habe". Dieser sei mit einem Strafbefehl der Staatsanwaltschaft geahndet worden. Weiter wies Koller laut Pressemitteilung "nicht selten auf einige weitere Unregelmäßigkeiten hin, wie das Bauen ohne Baugenehmigung im Rathausgebäude".

Als Parteiloser im Gemeinderat

Kollers Nachfolger im Gemeinderat, Manfred Schmidt, dessen Ehefrau seit 2020 für die UWG im Gemeinderat sitzt, habe nach Angaben in der Pressemitteilung nicht in die Fußstapfen Kollers und des Bürgerforums treten wollen. Seit 2022 ist er als Parteiloser im Ammerthaler Gemeinderat vertreten. „Das Ziel, Ruhe in den Ort zu bekommen, ist gelungen", stellt Koller final fest und sagt, dass es politisch schon eher totenstill sei. "Ich werde sogar wieder gegrüßt von Leuten, die noch vor vier Jahren den Bürgersteig wechselten, wenn sie mir begegneten." Wenngleich er auch viel hinterfragen müsste und wollte, "was hier so im Ort passiert oder auch, warum irgendwie gar nichts mehr passiert, es fehlt mir die Zeit und die Motivation dazu".

Die Mitglieder des Bürgerforums haben beschlossen, einen Großteil des Vereinsvermögens der Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks (BR) zu spenden. Der Rest werde für die Abwicklungskosten des Vereins verwendet. Koller wird in der Pressemitteilung damit zitiert, dass das Bürgerforum jederzeit bereit sei, sich neu zu formieren, "falls es den Ammerthaler Bürgerinnen und Bürgern mal wieder gegen den Strich geht und das Maß schlichtweg mal wieder voll ist". Koller würdigte bei der Versammlung auch seine langjährigen politischen Weggefährten: Dr. Hans Lang, Richard und Heidi Becker, Schriftführer Reinbert Eckl, Schatzmeister Günter Malchow sowie die Gründungsmitglieder Martin Lehmeier und Lisa Belmer.

 
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