„Wir wollen auch in unserer Stadt Auerbach ein sichtbares und klares Zeichen für Demokratie, Freiheit und auch für Vielfalt in unserer Gesellschaft setzen“: Mit diesen Worten hieß Eugen Eckert, Vorsitzender des Stadtverbands, die Teilnehmer an der Demo gegen Rechtsradikalismus willkommen. Zu der Kundgebung unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt!", an der neben den Auerbachern auch Menschen aus dem benachbarten Franken und dem Landkreis Neustadt an der Waldnaab teilnahmen, hatten der Stadtverband Auerbach und Marianne Mimler-Hofmann aufgerufen. Der Marktplatz war gut gefüllt, was auch dem sehr schönen Wetter geschuldet war. Die Verantwortlichen zeigten sich am Ende der Versammlung mehr als zufrieden mit der Resonanz.
Demokratie als unumstößliches Gut
Als erster Redner fand Bürgermeister Joachim Neuß deutliche Worte zu dem aktuell aufkommenden Rechtsradikalismus in Deutschland und sagte zu den Teilnehmern, wie sich Auerbach verstehe: „Bunt, weltoffen und überzeugt davon, dass unsere Demokratie ein unumstößliches Gut ist, das es zu verteidigen gilt.“ Man stehe hier, "um laut und deutlich Nein zu Rechtsextremismus, zu Ausländerfeindlichkeit und auch Nein zu Krieg zu sagen“. Die Versöhnung in Europa habe man sich – zusammen mit Zuwanderern und Partnern in anderen Ländern – gemeinsam erarbeitet. „Viele Krisen, die es aktuell gibt, machen aus uns eine Gesellschaft im Dauerstress."
Als unsäglich empfinde er es, "dass viele gewählten Volksvertreter in unseren Parlamenten ihre Aufgabe darin verstehen, hierfür Schuldige zu suchen". Und zwar mit einfachen Parolen statt echten Argumenten, sagte Neuß und nannte ein Beispiel dafür: "Ausbildung von Hunden wird verglichen mit der Qualifikation von Menschen.“ Verantwortliches politisches Handeln versteht Neuß nach eigenen Angaben nicht so, "die demokratischen Wettbewerber schlecht zu schimpfen, um daraus eigene Wahlerfolge zu generieren". Vielmehr wünsche er sich von den demokratischen Parteien eine Botschaft: "Jetzt halten wir zusammen, jetzt bringen wir unser Land gemeinsam durch die Krise, wir stützen unser Volk, und Politik machen wir danach wieder.“ Mit einem Wort an die Wähler, die ihr Kreuz als „Alternativwähler“ setzen, beendete der Bürgermeister seine Rede: „Ihr setzt das wichtigste Gut, das wir in unserem Staat haben, aufs Spiel: unsere Demokratie.“
Sozialer Zusammenhalt bedroht
Sabrina Feige von der IG Metall in Amberg erinnerte noch einmal an das Geheimtreffen in Potsdam, wo über die Deportation von Menschen gesprochen wurde. „Das hätte man sich vor einiger Zeit gar nicht denken können, dass so ein Plan geschmiedet wird und auch noch von so vielen Leuten gestützt wird", sagte sie dazu. Diese politischen Fantasien kämen aber nicht so richtig überraschend, denn nicht nur seit November drängten rechtsextremistische Rassisten das Ertragbare in das richtig Abscheuliche. „Wir dürfen uns hier aber nicht wegducken", forderte sie. "Ein Zeichen setzen wir hier heute in Auerbach." Bedroht würden nicht nur die Grundwerte der Demokratie, sondern auch der gesamte soziale Zusammenhalt.
Initiatorin Marianne Mimler-Hofmann zeigte sich auf der Bühne total begeistert von den vielen Menschen, die zur Kundgebung gekommen waren. Sie selbst sei elf Monate nach der Gründung der Bundesrepublik geboren worden, sagte sie und sprach die Höhen und Tiefen in der deutschen Geschichte an. Sie fragte sich auch, wo man 2024 stehe: "Haben wir unsere demokratischen Freiheiten als selbstverständlich hingenommen? Haben wir zu lange geschwiegen, dass rechtsextremes Gedankengut wieder hochkommt?“
1933 habe niemand wissen können, welches Unheil man mit einer falschen Wahl über Deutschland und die Welt bringen würde. "Wir heutigen Menschen wissen es oder sollten es besser wissen." Das habe man nicht gewusst: Damit könne man sich heute nicht rausreden. Für Mimler-Hofmann haben die Demonstrationen der vergangenen Wochen gezeigt, dass eine Vielzahl der Menschen in Deutschland so etwas nie wieder wolle.
Appell an die Parteien
Sie sagte aber auch, was sie besonders freue. "Nicht die Politiker riefen zu den Demos auf, sondern wir sind endlich aufgewacht. Wir werden nun laut – denn unsere Demokratie braucht uns." Allen demokratischen Parteien in Deutschland rief sie zu, endlich aus den jeweiligen Blasen zu kommen, auf die Stimmen aus dem Volk zu hören, die Sorgen ernst zu nehmen, doppelten Einsatz und Präsenz zu zeigen. "Handelt als unsere Regierung", forderte sie.
„Zum Menschsein gehört Menschlichkeit, das Miteinander, das Eintreten für Freiheit und gegen Rassismus. Ohne dies alles sind wir keine Menschen“, sagte der evangelische Pfarrer Michael Heran. Musikalisch begleiteten Christina Ott und Thomas Ott an der Gitarre die Kundgebung. Bei "Freiheit", dem emotionalen Lied von Marius Müller-Westernhagen, zum Abschluss sangen viele Teilnehmer mit. Städtische Mitarbeiter sowie die Feuerwehr Auerbach, die mit zwei Fahrzeugen und zehn Einsatzkräften vor Ort war, sicherten die Veranstaltung ab. Zudem stand im Hintergrund die Polizei mit ihrem Einsatzleiter Manfred Plößner parat. Nach ersten Erkenntnissen verlief die Versammlung ohne nennenswerte Probleme.
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