Das große ehemalige Ziffernblatt der Auerbacher Kirche in der Mauer im Hof des Bürgerhauses assoziiert: Es war an der Zeit, dass das Projekt Frühförderstelle Auerbach zu einem Abschluss kommt. Vor 15 Jahren begann die Suche nach einem entsprechenden Immobilienangebot. Irmgard Merkel, seinerzeit Bereichsleiterin „Frühe Kindheit“, erinnert sich noch genau an diese Zeit. „Irgendwie hatten wir mit unserer Suche aus verschiedenen Gründen keinen Erfolg.“
Ihren Posten übernahm vor drei Jahren Melanie Dietrich. Sie erzählt: „Im September 2023 besichtigten wir am Oberen Marktplatz 21 das Gebäude, in dem einst ein Elektrogeschäft untergebracht war. Dann ging alles ziemlich schnell. Wir einigten uns mit dem Vermieter. Im Herbst wurde bereits mit der Planung begonnen.“ Nach einem knappen Jahr war das Gebäude kernsaniert, barrierefrei und bezugsfertig. Im November 2024 zog eine Personalgruppe der Sulzbach-Rosenberger Dependance unter der Leitung von Anna Schweiger mit zehn Kindern nach Auerbach um.
Zahl der Kinder deutlich gestiegen
Die offizielle Eröffnung erfolgte nun, nachdem die Frühförderstelle weitgehend vollständig eingerichtet worden war. Die Ausstattung reicht vom Turnraum über den Spieleraum bis zu dem zum Marktplatz hin gelegenen Empfangsraum und den rückwärtigen Therapiezimmern. 290 Quadratmeter hat die Einrichtung zur Verfügung. Was im ersten Moment großzügig bemessen scheint, relativiert sich aber schnell, wenn man sich vor Augen führt, dass die Zahl der betreuten Kinder von 10 im November 2024 auf aktuell 50 angestiegen ist.
Die sogenannte Frühförderung unterstützt Eltern und Kinder von der Geburt bis zum Schulstart. Jedes Kind hat einen Rechtsanspruch auf Teilhabe: Diesem Grundsatz folgt die Einrichtung. Das bedeutet, dass es am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und seine individuellen Fähigkeiten und Interessen entfalten darf. Diese Teilhabe wurde auch in Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen festgeschrieben und von 196 Staaten (nicht von den USA) ratifiziert.
Alle Angebote kostenlos
Die Frühförderstellen werden von der Lebenshilfe eingerichtet und geführt und über den Bezirk, die Krankenkassen und Spenden finanziert. Die Hilfe ist professionell und vielseitig. Dazu gehören pädagogische, psychologische, medizinische und soziale Maßnahmen, die darauf abzielen, die Entwicklung des Kindes zu fördern und die Familie zu unterstützen. Alle Angebote sind kostenlos. Je nach Bedarf findet eine Förderung zu Hause, in der Kita oder in der Frühförderstelle statt. Ziel ist es, Isolation und Ausgrenzung von Kindern mit Behinderung von Anfang an zu vermeiden. Im Einzelfall findet auch eine Beratung zu Hause statt. Die Auerbacher Frühförderstelle hat dank einer großzügigen Spende ein eigenes Auto zur Verfügung.
Die Leitung der Auerbacher Frühförderstelle obliegt Anna Schweiger. Die studierte Sozialpädagogin kam im Juni 2023 zur Lebenshilfe, arbeitete zuerst in der Frühförderstelle in Sulzbach-Rosenberg, bevor sie im November vergangenen Jahres den Umzug nach Auerbach mit organisierte. „Bei Kindern lässt sich an so vielen Stellen andocken“: Damit meint die 24-Jährige, dass es gerade bei Kindern so viele Möglichkeiten unterstützender Hilfe gibt. Die Physiotherapie obliegt Irmi Kraus. Die 53-Jährige bringt die Erfahrung eines langen Berufslebens ein und sagt. „Ich finde diese Arbeit wichtig. Und man bekommt in der Regel viel Dankbarkeit von den Kindern zurück.“
Gut vernetzt
Weitere Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Fachbereiche Pädagogik, Psychologie, Ergotherapie und Logopädie. Die Frühförderstelle schöpft die Möglichkeiten aus, mit einer frühzeitigen und gezielten Unterstützung Beeinträchtigungen zu mildern oder sogar zu beheben. Thomas Schieder, der Leiter des Jugendamts Amberg-Sulzbach, wies nach der offiziellen Begrüßung durch Eduard Freisinger, den Vorstandsvorsitzenden der Lebenshilfe Amberg-Sulzbach, auf die Vernetzung und Kooperation von Jugendamt, Frühförderstelle und weiteren Einrichtungen hin. Der Kontakt der einzelnen Stellen im Landkreis sei vorbildlich und bilde auch die Grundlage für die wichtige interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Für Bürgermeister Joachim Neuss ist die Frühförderstelle eine Bereicherung für die Stadt. Das sei nicht nur eine Belebung der Innenstadt beziehungsweise ein Leerstand weniger, sondern vor allem ein wichtiges Beratungsangebot "in der Familienstadt Auerbach". Dem Team überreicht Neuss eine Uhr und schließt somit den Kreis: Es war an der Zeit, dass das Projekt Frühförderstelle Auerbach zu einem Abschluss kommt.
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