Dana Kyndrová lächelte in die Gesichter ihrer Zuhörer. Sie wirkte gelassen und zugleich voller Energie, während die Künstlerin erzählte. Von damals. Von der Wende, dem Umschwung in der Tschechoslowakei, der „Samtenen Revolution“, dem Abzug der Sowjets. Sie erzählte von ihrer frühen Zeit als weibliche Fotografin, die ihr Zugang zu abgesperrtem Gebiet ermöglichte, und von Demonstrationen, bei denen ihr Filme aus der Kamera gerissen wurden.
Die Fotoausstellung „November 1989“ von Fotografin Dana Kyndrová ist noch bis Anfang November im Archaeo-Centrum Bayern-Böhmen in Bärnau zu sehen. Zur Eröffnung hatte der Verein „Via Carolina – Goldene Straße“ zusammen mit der Fotografin eingeladen. Auf der simultan gedolmetschten Veranstaltung konnten interessierte Besucher die Fotografien bewundern und der Künstlerin Fragen stellen. Anschließend stellte die Autorin Kristýna Pinkrová im Seminarraum des Geschichtsparks Bärnau-Tachov ihr Buch „Achtung Grenze!“ vor.
Führende Dokumentarfotografin
Die Ausstellung zeigt Fotografien einer führenden tschechischen Dokumentarfotografin, die die Wendepunkte der modernen tschechoslowakischen Geschichte festgehalten hat, als die kommunistische Diktatur des Landes nach 40 Jahren beendet wurde. Auslöser war eine Studentenkundgebung in Prag zum Gedenken an Jan Opletal, der 1939 bei einer Anti-Nazi-Demonstration tödlich verwundet worden war. Die Gedenkfeier entwickelte sich zu einer Demonstration gegen das damalige Regime und wurde von der Polizei brutal aufgelöst. Das harte Vorgehen gegen die Studenten löste im ganzen Land heftige Gegenreaktionen aus. Die Menschen begannen, sich zu Demonstrationen zu versammeln, um ein Ende der kommunistischen Herrschaft zu fordern. Im Dezember 1989 wurde Václav Havel, der kurz zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden war, zum Präsidenten der Tschechoslowakei gewählt.
Die Ausstellung umfasst auch eine Reihe von Fotografien des Abzugs der sowjetischen Truppen aus der Tschechoslowakei in den Jahren 1990 bis 1991, mit dem die "Samtene Revolution" zu Ende ging. Vor Beginn des Rückzugs befanden sich 75 000 sowjetische Soldaten, 17 000 Familienangehörige und weitere 23 000 Zivilangestellte auf tschechoslowakischem Gebiet. Sie waren in 67 Garnisonen in Böhmen und Mähren und 16 in der Slowakei stationiert. Das Oberkommando befand sich etwa 50 Kilometer nördlich von Prag in Milovice. Die abziehenden Truppen hinterließen ungelöste Probleme in Bezug auf Schäden an der Gesundheit und am Leben der tschechoslowakischen Bevölkerung, am Eigentum und an einzelnen Ökosystemen.
Von der Entstehung der Bilder
Dana Kyndrová sah sich im Ausstellungsraum um, deutete auf einzelne Fotografien und berichtete vom Umstand der Entstehung. Besonders berührte sie die Fotografie eines älteren Herrn. Er streckte zwei Finger in die Luft und zeigte das Peace-Zeichen. „Er freut sich über die Befreiung und zugleich weiß er, dass er nicht mehr lange etwas davon haben wird.“
Diese Eröffnugnsveranstaltung wurde gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Finanzen und Heimat. Interessierte können die Ausstellung noch bis Anfang November im Archaeo-Centrum Bayern-Böhmen besuchen. Der Eintritt ist kostenfrei. Das Buch „Achtung Grenze!“ ist im Museumsshop erhältlich.
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