Wunderwelten aus Pappe, Leim, Zeitung und jeder Menge Kreativität

Bärnau
07.09.2023 - 11:22 Uhr
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Der 81-jährige Bärnauer Siegfried Rahner zaubert aus Abfallprodukten wie Pappe, Klopapierrollen und Holzleim Pferdeköpfe, U-Boote, einen Hai und Asterix. Anleitungen gibt er gerne auch selbst.

Langeweile? Dieses Wort gibt es in Siegfried Rahners Wortschatz nicht. Der 81-jährige Wahl-Bärnauer, dessen Wurzeln in den neuen Bundesländern liegen, ist dermaßen kreativ, dass er sogar davon träumt. „Dann stehe ich am Morgen auf und in meinem Kopf schwirrt es nur so vor Ideen“, versucht er dieses Phänomen zu erklären. Wer am meisten davon profitiert, sind – außer er selbst – die Kinder. Siegfried Rahner bastelt und malt bereits sein ganzes Leben lang. Und immer freut es ihn, andere an seinem Talent teilhaben zu lassen. Kinder, Erwachsene, Senioren: Wer Interesse an Rahners Bastelkunst hat, darf gern vorbeikommen.

"Kreativ" heißt bei dem Bärnauer auch "nachhaltig". Rahner schöpft bei seinem Talent aus dem Fundus seines langen, kreativen Lebens. Der ehemalige Pastor aus der Ex-DDR bringt Bastelmethoden mit, die früher gern genutzt wurden, aber heute kaum einer mehr kennt. "Wir hatten als Kinder nichts. Um basteln zu können, mussten wir uns Material aus dem Müll zusammensuchen", erzählt Rahner aus seiner Kindheit. Heute noch setzt er für seine wirklich schönen Arbeiten zu 99 Prozent Recycling ein.

Tageszeitung wertvoller Bestandteil

Keiner sieht es Rahners Werken an, dass sich dahinter nichts weiter verbirgt als einfache Pappe, leere Plastikflaschen oder Styropor. Regelmäßig kommt auch "Der neue Tag" zum Einsatz. Die gelesene Tageszeitung ist sogar ein äußerst wertvoller Bestandteil von Rahners großen Papp-Kunstwerken. „Mit billigen Zutaten wie Zeitungspapier, Toilettenpapierrollen, Pappkarton, Plastikflaschen, Tapetenkleister und Abtönpasten können alle die ungewöhnlichsten Kunstwerke, Spielsachen und Dekos herstellen“, sagt Rahner. Wer ein wenig vom Basteln mit Pappe versteht, kennt diese „Zutaten“ und das „Rezept“: Rahner bastelt hauptsächlich aus Pappe die schönsten Figuren und Gegenstände, die man sich nur vorstellen kann. In seiner Wohnung sind jede Menge Beispiele ausgestellt.

Der Pferdekopf an der Wand lässt schmunzeln, der Tukan scheint von der Ferne betrachtet echt zu sein und der lebensgroße Hai oder Asterix ist einfach der Hammer schlechthin. Wie es geht? Rahner erklärt's. „Aus allen möglichen Gegenständen baut man zuerst eine Grundform“, beginnt er. Also fleißig Wellpappe vom Supermarkt, Styroporkugeln oder auch Bälle in allen Größen sammeln. „Fünf Schichten Zeitungspapier kreuz und quer mit Tapetenkleister auf den Ball geklebt, ergibt nach dem Trocknen zwei brauchbare Halbkugeln. Diese, verspricht Rahner, ließen sich später leicht vom Gummiball lösen. „Wer es stabiler möchte, nimmt verdünnten Holzkaltleim.“

Heißkleber-Pistole

Weitere Teile könne man mit etwas Fantasie, Lineal, Zirkel und Kuttermesser aus Wellpappe zuschneiden und am besten mit einer Heißkleber-Pistole verleimen. Ist diese Form grob fertig, verbindet und kaschiert Rahner alles mit mehreren Lagen Zeitungspapier. Dann beginnt die Feinarbeit: Papiermasse wird aufgebracht, strukturiert und gestaltet. „Die Beine von Asterix sind Klopapierrollen“, nennt Rahner nur ein Beispiel, wie einfachste Mittel zum Kunstwerk werden. Den Pferdekopf, erzählt er schmunzelnd, habe er gestaltet, weil seine Enkeltochter Pferde liebe.

Nicht nur Pappe kommt zum Zug: Aus Styropor fertigt Rahner komplette Burgmauern. Vorne bemalt sind sie bestens für eine wehrhafte Verteidigung der „Burg“ geeignet – von Playmobil-Rittern. „Das Styropor oder Styrodur lässt sich gut mit einem heißen Draht oder einem neuen Kuttermesser schneiden“, erklärt Rahner. Das sollten allerdings Kinder nicht alleine versuchen, sondern lieber den Papa, Onkel oder Opa zum Mitbasteln einladen. Freilich sind für solch täuschend echte Burgmauern kreative Hände und Gedanken, wie Rahner sie hat, erforderlich. Aber wer es nicht ganz so perfekt wie der Bärnauer hinbekommt, muss nicht traurig sein oder gleich alles hinschmeißen. Übung macht immer den Meister.

Wohin mit all den Objekten?

Siegfried Rahner erzählt, er würde nur allzu gern weitere Kreationen wie den 1,60 Meter großen Hai oder das nahezu gleichgroße U-Boot basteln. „Aber wohin damit? Bei mir ist alles schon voll“, seufzt er. Umso lieber ist es ihm, Kindern aus dem Landkreis sein Wissen zu vermitteln und ihnen beizubringen, wie aus einfachen Alltagsdingen nette und lange haltbare Spielsachen gebastelt werden können.

Die Papiermasse sei einfach, erklärt Rahner das Rezept. „Zeitungspapier oder Toilettenpapier in Streifen reißen, eine Weile in Wasser kochen, dann in der Küchenmaschine (Anm. d. Red.: Bitte unbedingt vorher die Mama fragen) zerkleinern, Wasser ausdrücken, Papierbrei mit Leim vermischen und mit kleiner Spachtel oder einem Messer auf die vorbereitete Grundfigur auftragen.“ Füge man zum Beispiel feine Sägespäne darunter, so Rahner, bekomme man einen superschönen „Verputz“ für eine Weihnachtskrippe oder andere Häuschen.

Anleitungen auf Youtube

Siegfried Rahner hat sich im Internet umgeschaut, wo interessierte Kinder oder Erwachsene gute Anleitungen mitverfolgen können. Er ist auf raffinierte Rezepte bei „Jonni Good“ (Youtube) gestoßen, die sehr schöne Tierfiguren mache. Für Anfänger geeignet sei „creativ mom“, ebenfalls auf Youtube. Gezeigt werden aus Blechdosen, Flaschen und Wellpappe Häuser, Schiffe, Fahrzeuge und Fantasiebauwerke für Feen und Zwerge.

Siegfried Rahner ist jederzeit bereit, sein Wissen auch für Interessierte zu demonstrieren. Wer von ihm die hohe Kunst der Pappmaché erlernen oder ebenfalls einmal einen Hai, ein U-Boot, den netten Asterix oder einen Pferdekopf nachahmen möchte, darf vorbeikommen (bitte vorher anrufen unter Telefon 09635/9240950).

 
 

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