Zwei Bärnauer radeln fast 1200 Kilometer bis in den Norden

Bärnau
07.09.2022 - 10:55 Uhr
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Leo Standfest und Herbert Schwamberger haben fast 1200 Kilometer mit ihren Fahrrädern zurückgelegt – ohne Elektroantrieb. Die über 60-Jährigen haben auf ihrer zwölftägigen Tour von der Nordoberpfalz bis in den Norden einiges erlebt.

Es ist früh am Morgen, als der 69-jährige Leo Standfest aus Schwarzenbach bei Bärnau seinen Rucksack schultert und sich auf sein Rad setzt. Er macht sich auf dem Vizinalbahnradweg auf zum Bahnhof in Wiesau. Unterwegs trifft er den 64-jährigen Herbert Schwamberger aus Bärnau, der ihn begleiten wird. Mit dem Zug reisen die beiden nach Füssen im Allgäu, wo sie ihre insgesamt fast 1200 Kilometer lange Fahrradtour starten - und die schon länger geplant war.

"Das erste Mal haben wir über die Tour schon vor circa zwei Jahren gesprochen", erinnert er sich. Mit "wir" meint er das Radlerteam Bärnau, dem er und Schwamberger angehören. "Über den Winter 2021/2022 habe ich die Tour zusammengestellt", erzählt der 69-Jährige. Dafür habe er eine Routenplaner-Software genutzt. "Da Herbert und ich in Rente sind, konnten wir die Tour spontan umsetzen. Drei Wochen zuvor haben wir den Startzeitpunkt festgelegt", erzählt Standfest.

An der Altmühl entlang

Vom Allgäu aus beginnt die erste Etappe: auf Radwegen durchs Alpenvorland. "Es war wellig mit Anstiegen und Abfahrten, aber weniger steil", erzählt Standfest, der im Gespräch mit Oberpfalz-Medien von der Tour - mit Fahrrädern ohne Elektroantrieb - erzählt. Insgesamt legen er und Schwamberger an diesem Tag 45 Kilometer zurück, bis sie ihr erstes Ziel, den Ort Peiting in Oberbayern, erreichen.

Am zweiten Tag führt die Route von Peiting bis Aichach bei Augsburg (Schwaben), überwiegend auf flacher Strecke entlang der Flüsse Lech und Paar. Insgesamt legen sie 107 Kilometer zurück. Am dritten Tag radeln die beiden von Aichach bis nach Greding in Mittelfranken, das im Naturpark Altmühltal liegt. "Die Strecke lief am Fluss Altmühl entlang, es war ein sehr heißer Tag", erinnert sich Standfest. "Ein Abschnitt lief vom Donautal hinauf bis Tauberfeld, der war steil." Danach fahren die beiden bis Kinding und an der Schwarzach entlang bis nach Greding, insgesamt 100 Kilometer.

"Es ging circa 20 Kilometer übers Land ohne größere Steigungen", beschreibt er den vierten Tag, an dem sie entlang des Rhein-Main-Donau-Kanals bei Hilpoltstein radeln. "Dort war es total eben." Allerdings sei die Strecke recht eintönig gewesen. "Ein Abstecher zum Rothsee sorgte für etwas Abwechslung." Insgesamt 120 Kilometer radeln sie an diesem Tag, dann erreichen sie Hirschaid (Landkreis Bamberg).

Nur das Nötigste dabei

"Wir übernachteten immer in Hotels. Die lagen maximal fünf Kilometer abseits der Route." Gebucht habe Schwamberger die Unterkunft immer am jeweiligen Vortag über ein Online-Buchungsportal. "Wir haben entweder in den Unterkünften oder in Wirtshäusern in der Nachbarschaft gegessen." Mittags seien sie meist in Bäckereien eingekehrt, nachmittags habe es dann oft eine Kaffee- oder Eispause gegeben. "Wir hatten nur das Nötigste dabei", sagt Standfest über das Gepäck. In erster Linie Fahrradkleidung, Alltagsklamotten und Schuhe, verstaut in einem Rucksack.

"Riesige Halden im Philippsthal"

Am fünften Tag geht es nach zügiger Fahrt über Bamberg, Ebern und Maroldweisach. Danach war Ermershausen für eine Rast günstig gelegen. Die Tour führt weiter bis Bad Königshofen (Unterfranken). "Eine durchwachsene Strecke mit Anstiegen", insgesamt 80 Kilometer. Am nächsten Tag fahren die beiden Oberpfälzer entlang des Flusses Werra, vorbei an "riesigen Halden im Philipphsthal", laut Standfest ein Überbleibsel der dortigen Kaliförderung. "Sie waren ungefähr dreimal so groß wie der Monte Kaolino." Nach 118 zurückgelegten Kilometern erreichen sie ihr Ziel: das hessische Obersuhl.

Am siebten Tag müssen die beiden Stiftländer kräftig in die Pedale treten. Die Strecke führt aus dem Tal der Werra heraus an den Gewässerlauf der Leine bei Friedland in Niedersachsen, über Radwege und wenig befahrene Straßen. Das Pensum an diesem Tag sind 98 Kilometer, das Ziel ist der Ort Göttingen. An Tag acht geht es 110 Kilometer bei schönem Wetter vorbei am malerisch gelegenen Welfenschloss Marienburg bei Elze. Am Abend treffen sie am Etappenziel Heisede in Niedersachsen ein.

Mit Fähre über die Elbe

"Es waren fast alles asphaltierte, sehr flache Wege. Immer entlang der Bundesstraße - schnurgerade. Das war ein bisschen eintönig", lautet das Fazit des Schwarzenbachers zum neunten Tourtag, der nach circa 100 zurückgelegten Kilometern im niedersächsischen Soltau endet. "Die Strecke war sehr flach. Das Navi lotste uns bis zur Fähre nach Hamburg." Dort besichtigen die Radler den Uwe-Seeler-Fuß, ein Denkmal für den verstorbenen gebürtigen Hamburger Fußballer Uwe Seeler, bevor eine Fähre sie und ihre Räder über die Elbe schifft. Von da aus radeln sie weiter nach Norderstedt (Schleswig-Holstein), wo sie ihr Nachtquartier beziehen. Insgesamt 104 Kilometer legen die beiden am zehnten Tag zurück.

An Tag elf geht es 81 Kilometer auf gut zu befahrenen Radwegen von Norderstedt nach Rendsburg (Schleswig-Holstein). Dort überqueren die Oberpfälzer mit einer Schwebefähre den Nord-Ostsee-Kanal.

Bis an die dänische Grenze

Am letzten Tag der insgesamt zwölftägigen Fahrradtour sind Standfest und Schwamberger von Rendsburg nach Flensburg (Schleswig-Holstein) unterwegs. "Vor Flensburg ist es nochmal recht hügelig geworden und starker Gegenwind setzte ein." Sie fahren noch ein paar Kilometer weiter an die dänische Grenze, wo sie den kleinen Grenzübergang nach Dänemark besichtigen.

Am nächsten Tag machen sich die beiden per Zug auf den Weg nach Leipzig. "Dort haben wir noch einmal übernachtet, weil die Züge so voll waren." Die letzte Etappe führt mit dem Zug bis Wiesau und von da aus per Rad auf dem Vizinalbahnweg nach Hause.

Gutes Wetter, keine Panne

"Wir hatten Glück mit Wetter - es hat nie geregnet. Und wir hatten nie eine Panne", resümiert der 69-Jährige. "Man ist schon stolz, dass man es geschafft hat. So eine lange Tour haben wir vorher noch nie gemacht", sagt er. "Ich denke, dass es für jeden machbar ist, der einigermaßen fit ist."

Hintergrund:

Radlerteam Bärnau

  • Was? Ist ein loser Zusammenschluss aus rund zehn Hobbyradlern im Alter zwischen 60 und 72 Jahren aus Bärnau und Umgebung.
  • Wer? Seine Mitglieder spielten früher gemeinsam beim TSV Bärnau Fußball. Über die Jahre hat sich daraus eine Fahrradgruppe entwickelt, der unter anderem Leo Standfest und Herbert Schwamberger angehören.
  • Aktivitäten? In erster Linie Tagestouren, meist in Städte wie Bamberg, Furth im Wald oder Marienbad in Tschechien. Pro Jahr etwa acht Ausfahrten die im Schnitt 100 Kilometer umfassen.
 
 

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