30.08.2019 - 18:43 Uhr

Der Borkenkäfer in der Oberpfalz

Nicht nur in Bayern ist der Borkenkäfer ein Problem. In Sachsen ist die Bundeswehr im Kampf gegen den Schädling im Einsatz. Auch in der Oberpfalz breitet der Plagegeist aus. An manchen Orten in der Region als an anderen.

Befallene Bäume müssen so schnell wie möglich raus aus dem Wald. Auch in der Oberpfalz haben die Forstbetriebe alle Hände voll zu tun, um den Borkenkäfer in Schach zu halten. Bild: Roland Weihrauch
Befallene Bäume müssen so schnell wie möglich raus aus dem Wald. Auch in der Oberpfalz haben die Forstbetriebe alle Hände voll zu tun, um den Borkenkäfer in Schach zu halten.

Für die Mitarbeiter am Forstbetrieb Schnaittenbach ist der Borkenkäfer momentan kein Problem. Der Forstbetriebsleiter Norbert Zintl aus Waldsassen sieht das vollkommen anders. Er sagt: "So einen Befall wie heuer habe ich noch nie erlebt." Während der Plagegeist also in der westlichen mittleren Oberpfalz so gut wie gar nicht vorkommt, hat er es sich im Norden und Nordosten gemütlich gemacht. Dort richtet er viel Schaden an. Für den Forstbetrieb Waldsassen heißt das: In den Wäldern in der Größe von 23 000 Fußballfeldern müssen rund 23 000 Kubikmeter Holz nur wegen des Buchdruckers raus. Forstbetriebsleiter Zintl erklärt: "Durch das Dürrejahr 2018 waren die Bestände bereits angeschlagen." Im Frühjahr habe eine lange Trockenphase den Wäldern zusätzlich geschadet. Zintl: "Wir haben gehofft, dass es genügend Niederschlag gibt, so dass sich die angeschlagenen Bäume erholen, und die Situation sich stabilisiert."

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Hitzewelle Ende Juni

Ende Juni versetzt eine zweite Hitzeperiode den Wäldern erneut einen schweren Schlag. Die Folge: Viele ausgetrocknete oder teils abgestorbene Bäume - die perfekten Nistverhältnisse für den Buchdrucker. Größtenteils sind es Fichten, die den Schädlingen zum Opfer fallen. Zintl weiß aber: "Die Trockenheit schadet allgemein allen unserer Baumarten."

In Waldsassen sind derzeit alle Mitarbeiter damit beschäftigt, die Wälder von den Käfern zu befreien. Zintl sieht dennoch Hoffnung: "Beim Borkenkäfer ist schnelles Reagieren alles. Das Holz muss raus, bevor die Käfer das nächste Mal ausfliegen." Mit einer App, in die die Suchtruppen alle befallenen Flächen eintragen, könne der Waldsassener Forstbetrieb schnell reagieren und so neue Brutplätze von gesunden Bäumen im Wald fernhalten.

Auch im Landkreis Tirschenreuth macht sich der Borkenkäfer breit. In der nördlichen Oberpfalz haben die Forstbetriebe alle Hände voll zu tun, um befallene Bäume aus dem Wald zu schaffen. Bild: Gabi Schönberger
Auch im Landkreis Tirschenreuth macht sich der Borkenkäfer breit. In der nördlichen Oberpfalz haben die Forstbetriebe alle Hände voll zu tun, um befallene Bäume aus dem Wald zu schaffen.

Nasslager gegen Preisverfall

Im Flossenbürger Forstbetrieb gibt es ganz ähnliche Probleme. Bei einer Fläche von 16 000 Fußballfeldern müssen die Waldarbeiter 25 000 Kubikmeter Holz aus den Wäldern holen. In den Wäldern sterben nicht nur Fichten, sagt der Stellvertretende Forstamtsleiter Ingo Greim. "Wir haben Schäden auch an Kiefern und Buchen festgestellt. "

Die Bayerischen Staatsforsten in der Oberpfalz verarbeiten das Schadholz nicht sofort, sondern halten es in sogenannten Nasslagern künstlich feucht. So wird es konserviert. 35 000 Kubikmeter - oder auch Festmeter, so messen die Betriebe die Holzmengen - passen in die Flossenbürger Nasslager. Greim erklärt: "Der Markt ist zur Zeit mit Schadhölzern überschwemmt. Besonders aus Mitteleuropa kommt sehr viel." Die Folge war ein dramatischer Preiseinbruch. Ziel sei es, Holz aus dem Verkauf herauszuhalten, damit sich der Markt entspannen kann.

Aus dem Holzmarktbericht des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für das zweite Quartal 2019 geht hervor, dass die Nadelholz-Preise im April weiter gesunken sind. Ein Kubikmeter Käferholz bringt demnach noch zwischen 25 und 30 Euro. Zum Vergleich: Im dritten Quartal 2017 lag der Wert noch zwischen 65 bis 76 Euro. Damit kann es sein, dass die Kosten für das Aufräumen in den Wäldern 2019 teilweise die Einnahmen durch den Verkauf überstiegen.

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"Insel der Glückseligkeit"

Den Forstbetrieb in Schnaittenbach lässt der Borkenkäfer im Moment in Ruhe. Auf Waldgebieten so groß wie 25 000 Fußballfeldern entfernten Waldarbeiter lediglich 5000 Festmeter Käferholz. "Wir befinden uns sozusagen auf der Insel der Glückseligkeit", sagt der Stellvertretende Forstamtsleiter Klaus Bichlmair. Woran das liegt, weiß er selbst nicht genau. "Das ist jedenfalls kein Grund für uns die Hände in den Schoß zu legen", erklärt er. "Es ist ruhig. Wir trauen dieser Ruhe nicht."

Auf Anfrage unserer Redaktion konnte die Pressestelle der Bayerischen Staatsforsten keine Auskunft darüber geben, wie viel Kubikmeter Schadholz in diesem Jahr insgesamt in der Oberpfalz aus den Wäldern geschafft werden mussten.

 
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