Im Gasthof „Waldfrieden“ in Oberölbühl steht im Reger-Jahr 2023 das „Reger-Schnitzel“ auf der Speisekarte – und wer beim Essen auch Regers Ehefrau nicht vergessen möchte, bestellt sich als Dessert „Elsas Küsschen“.
Den Namen Gasthof und Pension „Waldfrieden“ gibt es bereits seit 1984. Drei G-Sterne (Deutsche Klassifizierung für Gästehäuser, Gasthöfe und Pensionen für Beherbergungsbetriebe mit mehr als neun Gästebetten und nicht mehr als 20 Gästezimmern, die keinen Hotelcharakter aufweisen und in deren Betriebsname der Begriff Hotel nicht enthalten sein darf) prangen über dem Eingang, doch in die Schlagzeilen schaffte es der Gasthof wegen seiner Küche: „Ausgezeichnete bayerische Küche“ lautet der Titel der Auszeichnung, der dem Gasthof bereits zum dritten Mal verliehen wurde.
Hoher Aufwand
Doch wie alle Qualitätsmerkmale muss auch dieses erst einmal verdient werden. Alle drei Jahre schreiben das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) das Projekt aus. Wie Edda Pöllath und Tochter Julia im Gespräch mit Oberpfalz-Medien erklären, ist das Verfahren aufwendig, die Bewerbung erfordert einen mittleren dreistelligen Geldbetrag. Eine bis drei Rauten können erreicht werden, entsprechend der Sterneküchen. Dazu muss ein Kriterienkatalog bearbeitet werden, um schließlich nach eigener Bewertung festzustellen, welches Rauten-Niveau erreicht und wofür man sich bewerben kann.
Eine Raute weist die Urkunde des Gasthofes „Waldfrieden“ auf, der sich 2010 zum ersten Mal beteiligte. Ist die Vorarbeit abgeschlossen, gibt es eine Bestätigung zur Teilnahmemöglichkeit. Diese ist verbunden mit der Angabe eines Zeitfensters von vier bis sechs Wochen, in der sich das Bereisungs-Komitee, die Testesser, unangemeldet auf den Weg macht, erzählen die Köchinnen.
Tochter bekocht Testesser
Dann waren sie da. Für Edda und Gustl Pöllath waren es dieses Mal gemischte Gefühle, als Tochter Julia sie in Brüssel anrief, wo das Ehepaar zu dieser Zeit unterwegs war, und mitteilte: „Es ist so weit. Sie sind da!“ Doch die zwei mussten sich keine Sorgen machen: Tochter Julia ist zu Hause und wird den Laden schmeißen.
Sie erinnert sich: Manches Mal erkenne man einen der beiden Testesser, im Laufe des Abends wurde es dann allemal klar, dass sie es sind: Beim reinen Genießen blieb es nicht. Sie fühlten, ob die Teller warm sind, schauten, wie alles angerichtet ist. Auch Fragen gehörten dazu, um zu einem Urteil zu kommen. Da wurde nach der Produktqualität gefragt, die auch mit Lieferscheinen und Rechnungen belegt werden muss; auf Regionalität wird besonders geachtet. "Man hat mit dem Urteil der Jury eine gewisse Messlatte, mit der man gut arbeiten kann. Man versucht schon, Regionalität zu leben", sagt Edda Pöllath.
Auch vor den Kulissen, also draußen, schauten sich die Bewerter um, und auch hinter den Kulissen: Küche, Einrichtung, Kühlanlagen, vor allem unter dem Gesichtspunkt Hygiene. Auch das Fleisch und das Getränkelager wurden einer strengen Prüfung unterzogen.
Suppe, Salat, Ragout
Für Wildgulaschsuppe, Salat, falsches Trüffelschwein, Wildragout und ein Dessert haben sich die Prüfer dieses Mal entschieden, erinnert sich Julia noch ganz genau. Das Urteil kam schriftlich und zu einem positiven Ergebnis: Die Einstufung mit einer Raute ist wieder erreicht, die begehrte Urkunde war beigefügt und sie bürgt für „ausgezeichnete bayerische Küche“.
Als „Bauernpension Braun“ am Schneebergweg steht der heutige Gasthof „Waldfrieden“ noch in der Gemeindechronik. Hedwig und Alois Braun betrieben den Gasthof bis 1989 und übergaben ihn dann an Tochter Edda. Ab 1928 wurde hier eine Bierwirtschaft betrieben, sie kam jedoch zum Stillstand, weil der Inhaber nach dem Krieg als vermisst galt. 1958 ging das Anwesen an Alois Braun über. Seit den 1960er Jahren betreiben die Besitzer eine Fremdenpension. 2001 ließ die heutige Besitzerin, Edda Pöllath, das Gasthaus abreißen und durch einen Neubau ersetzen.
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