Wie bringt man ein altes Schlachthaus "zum Schweben"? Der Begriff ist in aller Munde. Es handelt sich um das derzeit in der Sanierung befindliche Gebäude an der Ortseinfahrt aus Richtung Kemnath kommend. Es soll einmal Mittelpunkt des Ortes werden und zur Symbolik für die Wiederbelebung des Ortskerns. Das Haus steht auf "schwammigem" Untergrund, einen Weiher gab es früher hier, entsprechend weich ist der Boden.
Das Haus kippte immer mehr nach hinten und würde wohl in naher oder ferner Zukunft einstürzen. Darum wird es künftig auf Betonpfeiler stehen, so wie es Architekt Peter Haimerl vorgeschlagen hat. So kann es wieder in die Waage gestellt werden.
Blick in die Tiefe
Im Herbst wurden Bodenproben genommen und untersucht, um etwas über die Bodenbeschaffenheit in der Tiefe herauszufinden. Nach Ostern wurde dann die Baustelle von der Firma Schreyer in Ebnath eingerichtet. Der Boden um das Haus musste mit einigen Fuhren Material etwas befestigt und befahrbar gemacht werden und dann begann man, den Boden aus dem Schlachthaus herauszunehmen. Die in Brand ansässige Firma Reiß & Schreyer ist spezialisiert auf Sägen und Bohren auch in härtere Materialien.
Ihr wurde das Aufsägen der westlichen Öffnung übertragen, wo einmal ein Café mit Terrasse entstehen soll. Es bedurfte aufwendiger Vorarbeiten, um die Maschinen anzubringen. Schließlich drangen riesige Sägeblätter, aus der Ferne gesteuert, ins Ziegelmauerwerk ein um mit perfekt gesetzten Schnitten die Öffnung herauszuschneiden. Der Rest geschah per Hand und Stück für Stück wurde der freigesägte Teil der Mauer abgetragen. Nun ist ein Blick in den Innenraum möglich, wo die alten Eisenträger, alte Kabel und auch die weißen Fliesen des früheren Schlachthauses sichtbar sind. Zeit für Bauleiter Karl Landgraf, sich mit den Architektinnen des Büros von Peter Haimerl, Judith Kinzl und Anna Firak zu treffen und das weitere Vorgehen zu erörtern.
Möglichst viel von dem alten Gebäude soll erhalten bleiben. Doch erst braucht es wieder ein festes und tragendes Fundament. Schon in den kommenden Tagen wird eine Firma aus Massing mit Bohrgeräten anrücken und sechs Meter tiefe Löcher bohren, die dann mit Beton ausgegossen werden. Sind diese Pfeiler geschaffen, wird eine bewehrte Decke eingezogen, deren Bewehrung unter die Außenwände greift. Nach dem Abgraben des Bodens wird das Haus auf den neuen Bohrpfählen ruhen. Ist dies geschafft, wird mit dem vorderen, älteren Teil genauso verfahren. Dann wird es an die Sanierung gehen. Im Herbst soll alles fertig sein. Ein ehrgeiziges Ziel. Doch die Verantwortlichen sind zuversichtlich.
Weitere Projekte
Parallel dazu laufen auch private Maßnahmen an. 50 Beratungen wurden beantragt und ausgeführt. Laut Architekturbüro gab es eine derart hohe Zahl noch nie. Doch müssen diese durch die Mitarbeiterinnen zuerst aufgearbeitet werden. Diese "Beratungsblätter", wie die schriftlich festgehaltenen Ergebnisse und Folgerungen aus den Beratungen heißen, umfassen oft viele Seiten, sind reichlich mit Fotos versehen und begründen ausführlich die abschließend aufgelisteten Maßnahmen. Probleme gibt es bei Umsetzung häufig schon mit Kostenangeboten. Drei Angebote pro Gewerk sind nötig und das ist nicht machbar. Mit ohnehin vollen Auftragsbüchern finden die Handwerksbetriebe nur bedingt Zeit, sich die Objekte vor Ort anzuschauen, sie aufzumessen und dann umfassende Kostenangebote zu erstellen.
Das weiß die Regierung. Zweiter Bürgermeister Christian Drehobel erklärte dazu in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, dass es durchaus reicht, wenn man nachweisen kann, dass man sich darum bemüht hat. Bei den Bohrarbeiten am Schlachthaus sei es ebenso gewesen. Drei Betriebe konnten nicht gefunden werden. Wenn nun also die Hausbesitzer sich schriftlich an mehrere Firmen wendet und keine Antwort bekommen, dann haben sie sich darum bemüht. Nachgewiesen werden muss das aber schon.
















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