Max-Reger-Gedächtniszimmer in Brand erzählt Lebensgeschichte des Komponisten

Brand (VG Neusorg)
17.03.2023 - 11:51 Uhr
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Eine kleine Sammlung aus Schriften, Faksimiles und Fotos gibt Auskunft über Max Reger. Ein Rundgang durch das Max-Reger-Gedächtniszimmer gibt Einblick in das Leben und Wirken des Komponisten, der an diesem Sonntag 150 Jahre geworden wäre.

Eine große Stele gegenüber dem Rathaus weist auf das Max-Reger-Gedächtniszimmer hin, das sich dort im Erdgeschoss befindet. Wie Orgelbrunnen, Büste und vieles mehr ist auch diese Stele ein Geschenk des mittlerweile verstorbenen Seniorchefs der Firma Schiettinger, Dr. Ado Bader. Auch die Ausstattung des Zimmers hat Bader maßgeblich finanziell unterstützt.

Gleich beim Eintreten fällt der Blick auf die beleuchtete Totenmaske, die sich seit 1966 in Brand befindet. Damals wurde zum 50. Todestag Max Regers erstmalig eine Veranstaltungsreihe angeboten. Dabei wurde das erste Gedächtniszimmer im ersten Stock eröffnet, dort fand auch die Totenmaske ihren Platz. Sie wurde aus Wunsiedel in Regers Geburtsort geholt.

Gestaltete Fenster

1986 wurde das Zimmer ins Erdgeschoss verlegt. Zwei große, von Max Fischer kunstvoll gestaltete Fenster bestimmen entscheidend das Erscheinungsbild des Gedächtniszimmers. Die erste Seite von Regers bekanntestem Orgelwerk, „Präludium und Fuge über B-A-C-H“, hat Fischer hier festgehalten. Auf dem zweiten Fenster wurde ein Lebenslauf gut sichtbar platziert. Karikaturen aus dem Buch „Der heitere Reger“ von Max Martin Stein ergänzen den Lebenslauf.

Die Frage nach der Herkunft der Wiege und des Tisches im Zimmer lässt sich heute nicht mehr beantworten. Es sind wohl Möbel aus der damaligen Zeit. Der Rundgang um die Vitrine in der Mitte des Raumes zeigt das Geburtshaus in seinem damaligen Aussehen. Regers Taufurkunde und sein Klassenfoto aus der Weidener Präparandenschule sind dort zu sehen. Auffällig dabei sein Pate Baptist Ulrich, der Regers Mutter einst eine Stelle in Wien verschafft hatte, nachdem sie zum Waisenkind geworden war. Von großer Bedeutung in seinem Leben war die Adoption der beiden Töchter, die auf einem Familienfoto zu sehen sind.

Befreundet mit Komponist

Die Freundschaft mit Henri Marteau von 1908 bis 1911 war ein wichtiger Abschnitt in der Karriere Max Regers. Schließlich führt ein Foto von Herzog Georg II. von Meiningen zu dem Foto der damaligen Meininger Hofkapelle, die unter der Führung Regers zu einem weltweit bekannten Orchester geworden war. Es war die schönste Zeit seines Lebens, die durch den Tod des Herzogs und durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendet wurde. Interessant sind Faksimiles zweier Werke, die eine stetige Forderung Regers deutlich machen: sich genau daran halten, wie er es wollte. Deshalb hat er alle Vortragsangaben rot geschrieben.

Nachdem Max Reger zu seinem 40. Geburtstag zum Ehrenbürger ernannt worden war, dankte er dem damaligen Chronisten Hanns Schellein dafür. Der Brief ist in Kopie zu sehen, das Original ist in Besitz der Enkeltochter Schelleins, jedoch der Gemeinde zugesagt. Zu einem Übergabezeitpunkt konnte sich die Inhaberin bislang nicht durchringen.

400 Euro für Werkverzeichnis

Interessante Bücher finden sich auf dem Tisch. Dazu gehören die von Prof. Dr. Susanne Popp geschaffene Biografie, die sich liest wie ein Roman: Die Stadt Weiden zur damaligen Zeit ist beschrieben und die Details zur Person Max Reger reichen bis zur Marke seiner Zigarren und deren Preis. Mehrere Veröffentlichungen von Susanne Popp finden sich im Gedächtniszimmer, wobei das bemerkenswerteste das zweibändige Werk, das Werkverzeichnis, ist, an dem die damalige Leiterin des Max-Reger-Instituts mit ihrem Team zwölf Jahre gearbeitet hat. Zu jedem Werk finden sich die ersten Takte und alles, was man dazu gefunden hat, wie Details zur Entstehung, Anmerkungen, Notizen, Gespräche. 400 Euro mussten dafür ausgegeben werden; die Anschaffung konnte aus einer Spende finanziert werden.

Vinylschallplatten geben einen Eindruck von Einspielungen in der Zeit vor den digitalen Medien. Eine Wand zeigt Personen aus dem näheren Bekanntenkreis Regers: Dazu gehören sein Freund Fritz Stein, Schüler Joseph Haas und auch Richard Strauss, den man lange als Antipoden einschätzte, was längst widerlegt ist. Auch Karl Straube ist zu sehen: Sein engster Freund und erster Biograph, der stets seine Werke nach Fertigstellung spielen durfte, um danach auch sein Urteil über deren Spielbarkeit abzugeben. „Die Orgel hör' ich wohl, allein mir fehlt der Straube!“, wird Max Reger oft zitiert.

Eröffnungskonzert

Schließlich fällt beim Verlassen des Raumes der Blick auf eine Urkunde, leider auch nur Kopie. Es handelt sich um die Ernennungsurkunde zum Ehrenbürger. Reger war damals Leiter der Meininger Hofkapelle. Im dortigen Museum wird auch das Original aufbewahrt. Bereitschaft, sie nach Brand abzugeben, bestand vor einigen Jahren auf Anfrage nicht.

Auch ein Blick ins Gästebuch lohnt sich: Vor allem zur Festspielzeit im August kommen Interessierte nach Brand, wollen sich hier informieren oder den Max-Reger-Weg laufen. Unter den Eintragungen finden sich immer wieder bekannte Namen. Das Max-Reger-Gedächtniszimmer ist an seinem 150. Geburtstag an diesem Sonntag, 19. März, ab 14 Uhr bis zum Beginn des Konzert, das das Max-Reger-Jahr eröffnet, zu besuchen. Das Orgelkonzert, an dem auch die Brander Chöre beteiligt sind, gestaltet Professor Franz Josef Stoiber, Domorganist aus Regensburg. Werke von Max Reger und Johann Sebastian Bach stehen auf dem Programm, dazu eigene Improvisationen. Mit je einem Chorsatz von Bach und Reger werden die Brander Chöre das Konzert eröffnen und beenden. Auch die Besucher sind am Schluss zum Mitsingen eingeladen.

Sie können dem Organisten beim Spiel beobachten, über Beamer wird die Orgel an die Wand neben dem Altar projiziert. Nach dem Konzert sind die Besucher zu einem kurzen Sektempfang in den Mehrzwecksaal eingeladen. Einlass in die Kirche ist ab 16.30 Uhr, Beginn des Konzerts ist um 17 Uhr. Tickets gibt es bei NT-Ticket und an der Abendkasse.

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Weiden in der Oberpfalz18.03.2023
Info:

Max-Reger-Gedächtniszimmer

  • 1966 zum 50. Todestag erstes Gedächtniszimmer im 1. Stock des Rathauses
  • 1986 zum 70. Todestag Umzug in das Erdgeschoss mit neuen Möbeln
  • 2010 Umgestaltung nach Spende von Dr. Ado Bader unter anderem mit kunstvoll gestalteten Fenstern
  • geöffnet am Sonntag, 19. März, ab 14 Uhr bis zum Beginn des Orgelkonzerts; außerdem Montag bis Freitag 8 bis 10 Uhr und Donnerstag 16 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung, Telefon 09234/991342
MR 150
Die auch nachts beleuchtete Stele weist auf das Max-Reger-Gedächtniszimmer im Rathaus hin.
 
 

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