Bruck
16.11.2024 - 00:03 Uhr

Schüler und Senioren vereint

„Geschenkte Zeit“ – Ein Erfolgsprojekt feiert 30-jähriges Bestehen

Bereits seit 30 Jahren besteht das bemerkenswerte Projekt „Schüler- und Seniorentreff – Geschenkte Zeit“, das regelmäßig die Generationen im Seniorenheim St. Elisabeth in Bruck zusammenbringt. Ursprünglich von Christine Schöberl, einer ehemaligen Lehrerin der Grund- und Mittelschule, ins Leben gerufen, hat sich dieses Engagement von einer Unterrichtsidee zu einer festen Einrichtung entwickelt. Längst ist sie aus dem Alltag der Senioren und Schüler nicht mehr wegzudenken.

Schöberls Ziel war es, die Schüler durch soziale Tugenden und freiwilliges Engagement zu prägen. Die räumliche Nähe des Seniorenheims zur Schule bot die perfekte Gelegenheit, dies in die Tat umzusetzen. Schon bald nach dem Start im ersten Schuljahr entwickelte sich eine nachhaltige Verbindung zwischen den Schülern und den Heimbewohnern. Einmal im Monat treffen sich beide Gruppen im Kaffeestüberl, um sich auszutauschen und gemeinsame Zeit zu verbringen.

Kinder kommen auch während der Ferien

Was als zeitlich begrenztes Projekt begann, hat sich zu einer ununterbrochenen Tradition entwickelt. Die Schüler besuchen die Senioren freiwillig in ihrer Freizeit – ein Engagement, dem viele Jugendliche auch während der Sommermonate treu bleiben. Die Teilnahme an dem Projekt erfolgt oft durch Mundpropaganda unter den Schülern oder durch familiäre Kontakte, sodass manchmal auch Geschwister in das Projekt involviert werden.

Erfreulicherweise öffnete sich das Projekt im Schuljahr 2005/06 auch für jüngere Schüler der vierten und fünften Klassen, nachdem diese ihr Interesse bekundet hatten. Die Senioren schätzen den lebendigen Austausch mit den jungen Teilnehmern sehr und freuen sich über den frischen Wind, den diese in den Heimalltag bringen.

Auch schwierige Themen

Die Schüler erfahren im Rahmen dieses Projekts nicht nur die Freude des Gebens, sondern werden auch mit schwierigen Themen wie Alter, Krankheit und Tod konfrontiert. Diese Erfahrungen sind eine wichtige Ergänzung zum schulischen Alltag, in dem solche Themen oft zu kurz kommen.

Konrektorin Sonja Mühlbauer erachtet den zwischenmenschlichen Kontakt zwischen Alt und Jung als sehr wichtig, auch hinsichtlich der Berufsorientierung. Sie sagt: „Gut, dass wir die Frau Schöberl haben, die diese Aktion nach wie vor mit Herzblut begleitet“.

Wie laufen die Besuche ab?

Per Handschlag begrüßen die Schüler die Senioren, setzen sich dann zu ihnen. Gespräche ergeben sich. An diesem Nachmittag wird mit Buchstaben das Wort „Erinnerung“ gebildet. Der Begriff bildet den Aufhänger für Anlässe, an denen sich sowohl die Älteren als auch die jungen Leute gerne erinnern. Danach erkundigen sich die Schüler nach den Getränkewünschen, nach einer Weile fragen die Heimbewohner nach dem Alltag. Sie hören zu, fragen nach. Und die Kinder freuen sich darüber, dass ihnen jemand Aufmerksamkeit schenkt.

Die Besuche der Schüler werden je nach Jahreszeit und Anlass abwechslungsreich gestaltet: An Erntedank, St. Martin, Weihnachten, Ostern und anderen Festtagen etwa erfreuen die Schüler die Heimbewohner mit Gedichten, Geschichten, Liedern, Sitztänzen und kleinen Geschenken.

Das langfristige Bestehen des Projekts ist der Unterstützung durch Lehrer, Eltern und der Begeisterung der Schüler zu verdanken. Aktuell nehmen 25 Kinder und Jugendliche teil, darunter 16 Jungen aus den dritten bis fünften Klassen. Die Schüler wollen mit ihren Besuchen Abwechslung und Freude in das Leben der Senioren bringen und gleichzeitig Solidarität, Nähe und Wärme vermitteln.

Die Herzen bleiben jung

Die Schüler erleben bei jeder Begrüßung und jedem Abschied, wie viel Freude und Dankbarkeit ihre Besuche auslösen. Zudem trägt ihr Engagement dazu bei, das Image der Jugend zu verbessern und Vorurteile abzubauen. Denn auch mit „Silber im Haar und Blei an den Füßen“ können die Herzen der Senioren jung bleiben.

Das Projekt „Geschenkte Zeit“ ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Generationen voneinander lernen und sich gegenseitig bereichern können – ein Gewinn für Jung und Alt, der noch lange fortbestehen möge.

 
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