12.07.2018 - 11:27 Uhr

Bühnenstars am Feierabend

Wer hat noch nicht davon geträumt, ein berühmter Schauspieler zu sein? In der Freizeit in fremde Rollen zu schlüpfen, ist ein faszinierendes Hobby. Beim Landestheater Oberpfalz (LTO) können Jung und Alt solche Träume verwirklichen.

Die "Bretter, die die Welt bedeuten" locken viele Menschen. Beim Landestheater Oberpfalz können sich Laiendarsteller verwirklichen. Jochen Schwab/LTO
Die "Bretter, die die Welt bedeuten" locken viele Menschen. Beim Landestheater Oberpfalz können sich Laiendarsteller verwirklichen.

Zu schauspielern ist allerdings nicht nur ein Ventil für extrovertierte Menschen. Im Gegenteil. Julian Struck, neben Doris Hofmann einer der Theaterpädagogen beim LTO, nennt ein Beispiel: Zwei Nachwuchstalente, die regelmäßig die Kurse für Kinder und Jugendliche besuchen, hatten anfangs große Hemmungen, sich zu öffnen. Mit vielem Spielen und Proben mit und vor anderen jungen Leuten konnten beide ihre Schüchternheit ablegen und seien aus sich herausgekommen. Die positiven Begleiterscheinungen eines auf diese Weise gestärkten Selbstbewusstseins für Schule und Alltag liegen auf der Hand ...

Ein weiterer wichtiger Grund, sich intensiv um die Jugendarbeit zu kümmern: Das Landestheater kann so bei der Zusammenstellung der Ensembles für die vielfältigen Stücke aus einem großen Füllhorn an Schauspielern schöpfen. „Wir bilden perspektivisch unseren eigenen Nachwuchs aus“, erklärt Struck. Damit entwickelt sich das „Junge LTO“ – so nennt sich die Sparte, die es seit knapp einem Jahr in dieser Form gibt – zu einem der wichtigsten Eckpfeiler des Theaters mit Sitz in der Gemeinde Leuchtenberg (Landkreis Neustadt/WN).

Der LTO-Nachwuchs lernt das Schauspiel-Handwerk sozusagen von der Pike auf. „Wir ermöglichen den Kindern und Jugendlichen eine Grundlagenausbildung in den Bereichen Stimme, Sprache und Körper.“ Diese sei nicht so komprimiert wie im Unterricht an einer Schauspielschule, sondern auf mehrere Jahre verteilt. Der Vorteil: „Wir bieten viel ,Learning by doing’“, so Struck. Will heißen, die Jung-Schauspieler können sich in Workshops, beim Kinder- und Jugendtheaterfestival, im Familienstück und auch in Erwachsenenstücken ausprobieren sowie wertvolle Erfahrungen sammeln.

Das LTO hat das Bühnentraining aber nicht nur für Heranwachsende im Programm, sondern ebenso für Erwachsene. Noch heuer soll ein zweitägiger Schnupperworkshop stattfinden. Und auch hier entdecken die Profis des Landestheater regelmäßig Talente, die es auf die Bühne schaffen. Zwei Teilnehmer, die im September vergangenen Jahres erste Theaterluft geschnuppert hatten, stehen heuer bei den Burgfestspielen auf der Bühne. Einer davon, Samuel Merold, sogar in einer der beiden Hauptrollen der schwarzen Komödie „Harold und Maude“.

Wer nun glaubt, schon in Kindertagen ständig vor der Verwandtschaft Lieder geträllert und Gedichte aufgesagt oder seine Schulzeit in der Theatergruppe der Bildungsstätte verbracht haben musste, der liegt falsch. „Man braucht keine Vorkenntnisse, um bei uns mitmachen zu können“, betont Julian Struck. Ebenso benötige man dazu auch keinen Mut – den könne man beim Proben entwickeln, ist sich der Experte sicher.

Zudem müsse ja keiner sofort auf der Burg Leuchtenberg vor 300 Zuschauern performen. Struck: „Unsere Kinder treten erst nach Monaten in einem kleinen, geschützten Rahmen innerhalb ihrer Gruppe auf – wenn sie das möchten.“ Zwang gebe es da keinen. Alles, was man zum Schauspielern brauche, sei Zeit und Offenheit, weiß der Theaterpädagoge. „Man muss sich auf was einlassen. Wenn man das tut, kann man viel gewinnen und geschenkt bekommen.“

Die Kür eines jeden Schauspielers: Die Mädchen und Jungs des „Jungen LTO“ zeigen beim diesjährigen Familienstück „Alice im Wunderland“, was sie draufhaben. Und das ist einiges. Jochen Schwab/LTO
Die Kür eines jeden Schauspielers: Die Mädchen und Jungs des „Jungen LTO“ zeigen beim diesjährigen Familienstück „Alice im Wunderland“, was sie draufhaben. Und das ist einiges.
Samuel Merold (hier zusammen mit „Maude“ Veronika Ostermeier) hatte im vergangenen Jahr am Schnupperworkshop des LTO teilgenommen und steht aktuell als Harold in der schwarzen Komödie „Harold und Maude“ auf der Bühne. Jochen Schwab/LTO
Samuel Merold (hier zusammen mit „Maude“ Veronika Ostermeier) hatte im vergangenen Jahr am Schnupperworkshop des LTO teilgenommen und steht aktuell als Harold in der schwarzen Komödie „Harold und Maude“ auf der Bühne.
Info:

Nachwuchs zeigt sein Können

LTO lädt am 20. Juli zum Kinder- und Jugendtheaterfestival nach Vohenstrauß ein

„Learning by doing“, also Erfahrungen auf der Bühne zu sammeln, ist einer der Vorteile, den das Landestheater Oberpfalz (LTO) seinen kleinen und großen Schauspielern bietet. Eine Plattform, auf der sich der Nachwuchs präsentieren kann, ist das Kinder- und Jugendtheaterfestival, das heuer am Freitag, 20. Juli, in der Vohenstraußer Friedrichsburg stattfindet.

Von 9 bis 12 Uhr zeigen die Youngster des LTO und auch Mädchen und Buben zweier Schulen aus Waldsassen, was sie in den vergangenen Wochen und Monaten gelernt und einstudiert haben. Zudem können die Kinder und Jugendlichen in drei Workshops erfahren, auf was es bei der Schauspielerei ankommt. Eingeladen sind zudem alle Theaterinteressierten, die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.

Mit von der Partie sind am 20. Juli die AG Schulspiel der Markgraf-Diepold-Grundschule Waldsassen und eine Klasse der Mittelschule Waldsassen. An beiden Bildungsstätten hatte Theaterpädagoge Julian Struck Grundlagenworkshops veranstaltet, bei denen unter anderem die Bereiche Sprechtraining und Körperarbeit im Mittelpunkt standen.

Beim Festival in Vohenstrauß präsentieren die Grundschüler einen Auszug des Stücks „Paulas Reisen“ von „Sams“-Autor Paul Maar, ein Musical mit Songs von Konstantin Wecker. Die Waldsassener Mittelschüler wiederum haben mit der Unterstützung von Julian Struck ein Schulhausradio gegründet – Radio „SAM“ („Schüler am Mikrofon“). Sie stellen in der Friedrichsburg einen Beitrag aus dem Radioprojekt vor.

Die Kinder und Jugendlichen aus den Nachwuchskursen des LTO sind am 20. Juli natürlich ebenfalls am Start. Sie haben unter der Anleitung von LTO-Mitarbeiterin Anna Kunz den Beitrag „Der Tierbändiger und der Löwe“ erarbeitet – eine Zirkus-Performance mit Musik. Zudem haben die LTO-Kids Video-Sketche gedreht, die sie beim Festival zeigen. Und unter der Regie von LTO-Schauspieler Max Hegner entstand eine interaktive Fantasy-Performance mit dem Titel „Die Legende“, auf die man schon gespannt sein darf. Nach den Aufführungen starten drei Workshops zu den Themen „Schauspiel“ und „Maske“.

Laut Theaterpädagogen Struck ist das Festival eine willkommene Gelegenheit für die Jung-Schauspieler des Landestheaters, sich und ihr bisher gelerntes Können zu präsentieren. „Wir haben hier eine offene Bühne, auf der wir allerdings keine Ergebnisse, sondern einen Zwischenstand aus den Kursen zeigen.“

Struck wünscht sich für die Zukunft, dass noch mehr Schulen aus der Region das Angebot des LTO annehmen – und so das Kinder- und Jugendtheaterfestival weiter wachsen könne – vielleicht sogar ganztägig. „Die Schulen können hier zum einen ihre eigene Theaterarbeit vorstellen und sich zum anderen auch austauschen und inspirieren lassen.“

Zudem verfügten viele Bildungsstätten natürlich nicht über die technischen Möglichkeiten in den Bereichen Licht, Ton und Maske wie es beim Landestheater der Fall ist. Auch in diesem Bereich könnten Lehrer und Schüler von der LTO-Veranstaltung profitieren.

Die Nachwuchs-Schauspieler des LTO haben auch einige Filme produziert, die sie beim Kinder- und Jugendtheaterfestival präsentieren. Julian Struck/LTO
Die Nachwuchs-Schauspieler des LTO haben auch einige Filme produziert, die sie beim Kinder- und Jugendtheaterfestival präsentieren.
 
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