Von Matthias Lommer
Zutiefst verstörend und eindeutig sexistisch: So empfindet die Chamer Stadträtin Petra Mölders (Bündnis 90/Die Grünen) ein Werbeplakat, mit dem das Friseurgeschäft Project H an der Einfallstraße zur Chamer Innenstadt um Kunden wirbt. Es zeigt die Rückansicht einer leicht bekleideten Dame, dazu ein entspannter Mann auf einer Couch und den Slogan: Neue Frisur, Schatz?
„Wir Frauen des 21. Jahrhunderts lassen uns nicht mehr auf solche Attribute wie Reizwäsche und Unterleib reduzieren“, heißt es in der Begründung Mölders, warum sie das Thema am Mittwoch vor den Stadtrat brachte.
„Das Plakat beschäftigt gerade ganz schön viele Leute“, lautet Daniel Webers erste Reaktion. Er ist der Inhaber des Project H. Wegen des Plakats habe er in den vergangenen Tagen schon Besuch von der Polizei und Post vom Deutschen Werberat bekommen. Ganz verstehen kann er die plötzliche Aufregung aber nicht. Zum einen, weil das Plakat mittlerweile seit 14 Jahren immer wieder im Einsatz ist. Zum anderen, weil die Intention dahinter alles andere als sexistisch sei. „Uns geht es darum, zu zeigen, dass sich die Frau nach einer langen Sitzung beim Friseur über Komplimente für ihren neuen Haarschnitt freut – und der Mann für alles andere gar keinen Blick übrig hat.“ Dieses Kompliment bleibe oft aus, da es den Männern zu Hause gar nicht auffalle, wenn die Partnerin mit einem neuen Look nach Hause kommt. „Eigentlich müsste der Männerrat das Poster beanstanden, da es die Männer als Stoffel darstellt“, frotzelt Weber. Gerade die weiblichen Kunden würden diese Ironie auch verstehen. „In 14 Jahren hat keine Kundin negativ auf dieses Plakat reagiert.“
Bürgermeister Martin Stoiber hingegen sieht die Botschaft an der Wand des Hauses am Kreisverkehr in Janahof durchaus kritisch. „Ich kann der Aussage von Petra Mölders einiges abgewinnen“, sagte er am Donnerstag auf Nachfrage der Chamer Zeitung. Er habe deshalb die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, ob es eine baurechtliche Handhabe gebe, gegen das Plakat vorzugehen.
Geht es nach Weber, wäre das wohl gar nicht nötig. „Ich tu’ das Plakat weg“, kündigte er an. Damit folge er der entsprechenden Bitte des Deutschen Werberates. Schließlich sei es nicht das Ziel des Plakats, zu konfrontieren, sondern um Kunden zu werben. Und das hat es ja nun 14 Jahre lang getan.
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