Von Reiner Schmidt mit Material der dpa
Die bayerische Spezialstaatsanwaltschaft für Cyberkriminalität hat Anklage gegen mutmaßliche Verantwortliche von betrügerischen Anlage-Plattformen im Netz erhoben: Sie sollen zahlreiche Kunden getäuscht und mehr als 76 Millionen Euro weltweit einkassiert haben. Das Landgericht Regensburg entscheide derzeit darüber, ob gegen die drei Männer ein Hauptverfahren vor Gericht eröffnet werde. Das teilte der Pressesprecher des Landgerichts, Thomas Polnik, auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien mit.
Die mutmaßlichen Betrüger sollen Kunden dazu bewegt haben, im Vertrauen auf lukrative Anlagemöglichkeiten teilweise hohe Geldsummen zu investieren. Ende 2022 habe man Anklage gegen zwei 34 Jahre alte Männer und einen 62 Jahre alten Mann erhoben, teilte Thomas Goger, Sprecher der Zentralstelle Cybercrime, am Freitag in Bamberg mit. Sie sollen von 2015 an Callcenter in Israel, Georgien, in der Republik Moldau und in Armenien eingerichtet haben, um von dort aus um Kunden zu werben. Die Gruppe soll für eine Vielzahl von betrügerischen Anlage-Plattformen im Internet verantwortlich gewesen sein.
Den Männern wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem gewerbs- und bandenmäßigen Betrug vor. Sie waren 2021 in Slowenien, Italien und Israel festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert worden. Laut Pressesprecher Polnik läuft derzeit im Landgericht Regensburg das Zwischenverfahren, bei dem über die Eröffnung des Hauptverfahrens entschieden wird. Sollte der Prozess eröffnet werden, seien dafür vorsorglich Termine im April und Mai dieses Jahres anberaumt worden.
Seinen Ausgangspunkt hatte das Verfahren in Weiden genommen, als ein Anleger im Oktober 2018 Opfer des Betrugs geworden war und das angezeigt hatte. Nach aufwendigen Ermittlungen sei es der Zentralstelle Cybercrime und der Oberpfälzer Kripo gelungen, die Beschuldigten zu identifizieren und ihre Aufenthaltsorte festzustellen, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
In einem weiteren Verfahren wurde Anklage gegen einen 44-Jährigen erhoben, der 2019 zur Gruppe gestoßen und für die Werbekampagnen verantwortlich gewesen sein soll. Ein weiteres Verfahren richtet sich gegen eine 30-Jährige, die für den IT-Bereich tätig gewesen sein soll. Gegen weitere Mitglieder der Gruppe werde noch ermittelt, sagte Goger. Weitere Auslieferungen seien in Vorbereitung.
Cybertrading - Betrüger locken auf professionell gemachten Online-Plattformen mit angeblich profitablen Anlageprodukten - gehört zu den klassischen Feldern der organisierten Online-Kriminalität. Zehntausende Anleger seien allein in Deutschland betroffen, hieß es weiter.
Mit Material der dpa
Cybertrading
- Bezeichnet den betrügerischen Handel mit Finanzprodukten auf Online-Plattformen.
- Zielt auf die Investition in Geldanlagen ab, die nur zum Schein angeboten werden.
- Endet im finanziellen Totalausfall.
- Wächst durch die steigende Akzeptanz von Anbietern, die scheinbar unabhängig von etablierten Kreditinstituten arbeiten.
Quelle: Bundeskriminalamt
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