Sand unter den Füßen, die Wellen kräuseln sich und schäumen. Wie am Meer wirkt es hier am Dießfurter Weiher in der Oberpfalz. Wasser zieht Menschen magisch an. Doch um im Seenland Haidenaabtal ein über die Grenzen der Region hinaus beliebtes Freizeitparadies für Familien zu machen, braucht es weitaus mehr. Das weiß Tom Zeller aus eigener Erfahrung. Ihm ist es gelungen, aus der Erlebnisholzkugel am Steinberger See einen Tourismus-Magneten zu machen.
Von seinem Wissen will die Integrierte ländliche Entwicklung (ILE) Region Vierstädtedreieck, genauer gesagt zehn Kommunen im westlichen Landkreis Neustadt/WN, profitieren. Der Diplom-Ingenieur ließ Ideen vom Steinberger See einfließen und ist überzeugt: "Es gibt eine ganz einfache Regel: Wenn ich groß genug bin, kann ich die Leute auch in die Wüste bekommen." Was so simpel klingt, scheint allerdings mit etlichen Hürden verbunden zu sein.
Familienhotel und Ferienhäuser am Wasser
Es ist inzwischen ein weiterer Anlauf, das Areal am Dießfurter Weiher attraktiver zu machen. Von den einstweilig angedachten Plänen mit Yachtclub und Golfplatz ist nichts übrig geblieben. Stattdessen sieht das neue Konzept ein Familienhotel mit etwa 50 Zimmern und Indoorspielplatz, 20 Ferienhäuser am Wasser, einen öffentlichen Badebereich, einen Adventurepark, einen Biergarten und eine Markthalle vor.
Ziel der ILE Region Vierstädtedreieck sei eine nachhaltige Entwicklung. Einige Dießfurter teilten im vergangenen Jahr Bedenken mit: Es gibt gemischte Gefühle angesichts Schätzungen von 100.000 bis 150.000 Besuchern pro Jahr im "NEW-Seeland". Die Sorge: Menschenmassen könnten das Areal wie am Brombachsee überlaufen. Tourismus und Nachhaltigkeit – wie lässt sich das vereinbaren? Tom Zeller sagt: "Die Menschen sollen sehen, wie schön und schützenswert die Natur ist."
Biotopflächen im Konzept integriert
Darum sieht das Konzept Biotopflächen und Schutzgebiete vor. Wird all das realisiert, rechnet Zeller mit Gesamtkosten von 25 bis 30 Millionen Euro. Er meint: "Wir brauchen zweierlei Partner: Investoren und Partner operativer Art, also jemand aus der Hotelbranche, der es umsetzen möchte." Pressaths Bürgermeister Bernhard Stangl deutet ein Problem an: "Das Argument zusätzliche Arbeitsplätze zählt in der heutigen Zeit nur mehr wenig, da es auch eine Herausforderung werden wird, Personal zu finden." Erst vor Kurzem musste in Grafenwöhr der Gasthof Böhm wegen Personalmangels seinen Restaurantbetrieb einstellen. Ein anderes Beispiel am Rußweiher: Das Hotel "Glutschaufel" schloss 2017 sein Restaurant. Der Grund schon damals: Personalmangel.
Die abgespeckte Version – wofür sicher weniger Mitarbeiter nötig sind – ist eine Teilumsetzung mit Strandabschnitt und Badeplatz und einem grünen Klassenzimmer. Positiver Nebeneffekt: Ein altes Problem könnte mit dem Konzept gelöst werden. Weil der Weiher im Sommer ein beliebter Ort zum Grillen und Feiern ist, findet sich dort immer wieder Müll. "Auch das muss gemanagt werden", betont Zeller.
Finanzierung des Vorhabens
Federführend ist die Stadt Pressath. Bürgermeister Stangl will das gesamte Projekt entwickeln und Angebote für Familien und die amerikanischen Nachbarn schaffen. Er denkt über die Finanzierung nach: "Ein Großinvestor. Ein Investorenpool. Unterschiedliche Gesellschaftsformen. Letztendlich haben auch die Staatsforsten als Eigentümer ein Wort mitzureden", sagt er. Mit potenziellen Investoren laufen vertrauliche Gespräche, wie neben Stangl Schwarzenbachs Bürgermeister Thorsten Hallmann bestätigt. Finanziert werden soll das Konzept von der ILE Region Vierstädtedreieck, die vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz eine Förderung in Höhe von bis zu 70 Prozent erhalten soll. Der Landkreis Neustadt/WN will sich mit einem Festbetrag von 10.000 Euro beteiligen.
Fest steht: Eine "Entwicklung des Areales" sei möglich, so das Fazit von Stangl zur Machbarkeitsstudie. Eine Verwirklichung könne "überregionale Strahlkraft" haben. "Mit einem kleinen Spielplatz bekommt man keinen Nürnberger mehr raus. Man braucht einen Magnet", sagt Zeller und kommt auf den "Adventurepark" zu sprechen: "Das ist ein Monsterspielplatz. Da bin ich drei Stunden drin dann habe immer noch nicht alles gemacht." Solche Dimensionen finde man lediglich in Tschechien oder Norddeutschland. Zeller macht deutlich, dass keine "künstliche Welt wie im Europapark" entstehen soll. Auch Wasserski oder Boote am See seien nicht geplant.
So viel kostet die Nacht im Chalet
Für die Baumaßnahmen lautet sein Motto: "So grün wie möglich." Wie das geht, zeigt er mit den Chalets am Steinberger See. Durchdacht von innen bis außen: Anstatt Stahlzäunen stehen Totholzhecken. Die Holzhäuser sind oft ausgebucht. Preise pro Nacht: Los geht es bei 219 Euro, mit Whirlpool ab 349 Euro, zusätzlich Endreinigung ab 79 Euro. Ein siebentätiger Urlaub ohne Verpflegung kostet in der günstigsten Kategorie über 1.500 Euro – mitten in der Oberpfalz. Wer kann sich das leisten? Zeller verweist darauf, dass man derzeit in der Branche versuche, den Mittelstand anzusprechen. "Das low-budget Segment bricht total ab", erklärt er. Für Familien mit wenig Geld komme ein Urlaub überhaupt nicht mehr in Frage.
Landschaftsarchitekt Thomas Blank vom gleichnamigen Betrieb aus Pfreimd, der das Konzept in einer Grafik dargestellt hat, nennt zwei herausragende Dinge: Die zusammenhängenden Wasserflächen, die "aufgrund ihrer Größe einmalig im Gebiet" sind. Zum anderen die Chance auf ein "nachhaltiges Projekte mit Leuchtturmcharakter". Behutsam werde auf der östlichen Seeseite mit der Natur umgegangen. Der Zugang von dieser Seite zum Wasser werde unterbunden. Ein Höhepunkt für ihn: Die geplante Aussichtsplattform.
Thorsten Hallmann ist oft am See, zum Spazieren oder zum Baden. "Hierin besteht eine Chance für unsere Region", sagt der Bürgermeister Schwarzenbachs. Zeller hat eine Studie gelesen: "Wenn die Leute am Wasser sind, geht es ihnen sofort besser." Seine simple Rechnung: Der Freizeitpark soll Menschen im Umkreis von bis zu zwei Stunden Autofahrt anlocken. Daher der Gedanke: "Wenn man dort baut, muss man es groß und attraktiv bauen. Das große Ganze muss wirken."
Der Mann hinter dem Konzept: Tom Zeller
- Werdegang: Aufgewachsen in Burglengenfeld, aktuell wohnt er in Regensburg
- Privat: 55 Jahre, verheiratet, eine Tochter
- Hobbys: Podcasts zu Motivation, gesunder Lifestyle, Weiterbildung, spazieren gehen oder laufen im Wald
- Grüne Ingenieurwissenschaften: Studium der Agrarbetriebswirtschaft und Touristik-Management an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
- Unternehmer: Viele Jahre selbstständig als Unternehmensberater, seit über zehn Jahren im Tourismus. Bekannt als einer der beiden Initiatoren der Holzkugel am Steinberger See.
- Großprojekte: Bau von weiteren Chalets am Steinberger See, Bau eines Hopfenturms am Brombachsee bei Enderndorf im Landkreis Roth in ähnlicher Dimension wie die Kugel
- Firmen: Geschäftsführer der Eneca Management- und Beteiligungs-GmbH, inMotion PARK GmbH (Steinberg am See und Brombachsee), Utompia GmbH (Nittendorf), Chalet Resort Seenland GmbH (Steinberg am See)
- Auszeichnung: ADAC Tourismuspreis Bayern 2020 für Leuchtturmprojekt am Steinberger See: "Größte begehbare Erlebnisholzkugel der Welt"
- Visionär: Er interessiert sich für die Trends der Zukunft. Sein Wunsch: Familien und Kinder für die Natur begeistern.
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