"Der Name Radl, der zieht halt", stellte Goglhof-Hausherrin Margarete Jäkel beim Blick in ihre volle Stube fest - trotz Wintereinbruch und Corona-Gefahr.
Dialekt-Definitionen
Dieter Radl hat in seinem Bemühen um den Dialekt prominente Mitstreiter. "Dialekt heißt in der Sprache barfuß gehen", ist eine Beschreibung von Harald Grill, und Ludwig Zehetner sagt: "Dialekt ist, die Heimat auf der Zunge tragen". Radl selber beschreibt den Begriff Heimat mit Sprache und Ort. Beides ist in jedem seiner Verse, Geschichten und Sprüche enthalten. In seinem ausdrucksstarken, nicht immer sanften Dialekt erzählt von Sulzbacher Originalen wie dem "Glosauch-Gaadsche" oder der "alld Schdechere", schildert Episoden aus seiner Schul- und Ministrantenzeit, beschreibt das Jahr mit Jahreszeiten und Festen, lässt die Frauen und Männer in der Goglhof-Stube "zuhorchen, lachen und nachdenken".
Wenn das Jahr umblättert
"Aas is mitm Maschkaragöih" lässt er am Aschermittwoch klagen, richtet aber gleichzeitig "as Gschau aaf d' Fastenzeit" mit Bockbier und Fischpartie. Er "ka's kaam dawaddn" bis der Frühling kommt, will mit den Wallfahrern am Annaberg "vorm Gnadlbüldl stöih" und leidet an "de "Hundsdaach" mit "de Henna, däi boon se im hoaßn Sand". Poetisch beschreibt er den Wind, "der singt, pfeift, haalt und wispert, a linds Lüfterl, a blousada Kalta" und meint, an Silvester "blaadlt as Jouer blous staad um".
Dieter Radl beschreibt das Ackern früher mit "am Aggergaal und am schmiedeeisern Pflouch", den Ministranten-Wandertag mit vierzig Buben und ihren Streichen und die Parade des Zirkus Belli mit Tieren und Akrobaten durch die Sulzbacher Altstadt. Er ist ein Wanderer zwischen den Welten, nimmt die Schwächen der Menschen wahr, zeigt heiter-besinnliches Mitgefühl, ist Poet und Philosoph.
"Fotzn für den Sulzbacher Aff"
Und er kann sein Publikum erheitern. Mit dem "Tiroler Gröstl" aus zerplatzten Leberwürsten, der Beschreibung des Orgeltretens "in Sankt Hedwig auf der Empor" oder dem "Hambacher Andenggn", einer "Fotzn für den Sulzbacher Aff", der, um die Hahnbacher zu ärgern, sein Rad durch den Markt trug, all diese humorvollen echten Geschichten bringen zum Lachen, bekommen Beifall. Den meisten die Schilderung der "Fläing", mit "dene ma aafgwachsn is", und die mit Fliegenpatscher und Fliegenleim bekämpft worden sind.
Zum "Staad wern" spricht er über die gefährdete Natur, beklagt dass "Bremer, Heihupfer und Fledermais" verschwinden, das "ogholzt und planiert wird" und unsere Urenkel nur noch auf Google sehen werden, was es einmal gegeben hat in Wald und Flur. "Aa um mi wird's amal staad" weist er auf die Endlichkeit des Lebens hin, und "vorm Äischloufa" schickt er ein Abendgebet zum Herrgott.
Kein Goglhof-Abend ohne Gesang
"Ade zur guten Nacht" ist eines der dazu passenden Lieder, die wie immer im Goglhof gesungen werden. Hans Pirner, der "Wirts-Hans" aus Bernricht, begleitet mit seinem Akkordeon, spielt zwischen den Themen-Blöcken Walzer, Polkas und bodenständige Birgländer Musik.
Für einen wunderbaren Abend dankt Hermann Gnahn, der Vorsitzende des Goglhof-Fördervereins, dem Dichter und dem Musikanten. Er begrüßt, dass der Heimatminister Albert Füracker - ein Oberpfälzer - Mundart und regionale Kultur als neuen Unterrichtsschwerpunkt in Schulen eingeführt hat und kündigt einen weiteren Goglhof-Heimatabend mit Hans Pirner und Theo Stümpfl am 27. März an. Und er hofft vor allem, "dass wir verschont bleiben vom Corona-Virus, nicht dass auch noch die Goglhof-Abende gefährdet werden".
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