Um über Hopfen zu reden ist der geeignete Ort ein Wirtshaus. Der Freundeskreis Goglhof hatte Kreisheimatpfleger Dieter Dörner für seinen Vortrag über Hopfenanbau im Sulzbacher Land deshalb ins Gasthaus Kugler eingeladen. Wobei Margarete Jäkel, die Hausherrin des benachbarten Freilandmuseums, darauf verwies, dass auch der Goglhof einst über das Braurecht verfügte und eine Wirtsstube besaß.
Im „Genf intern“ der Familie Kugler wurde es eng als Dieter Dörner in Wort und Bild über die Anfänge, den Höhepunkt und den Niedergang des Hopfenanbaus in der Region berichtete und dabei auch die Geschichte des Bierbrauens aufzeigte. Anhand historischer Ereignisse wisse man um die Brau- und Trinkkultur vergangener Zeiten. So seien in Amberg bei Ausgrabungen im Areal des Bürgerspitals Reste einer Brauerei aus dem 14.Jahrhundert gefunden worden. Bei der „Amberger Hochzeit“ im Jahr 1472 hätten die 3000 Gäste nur Wein getrunken, kein Bier. Im 16.Jahrhundert aber wurde aus dem Weinland Bayern ein Bierland, zeigte der Referent die weitere Entwicklung auf.
„Es durfte von Michaeli bis Georgi, also von September bis April gebraut werden“.Vor dem herzoglich verordneten Reinheitsgebot im Jahr 1516 sei es üblich gewesen, dem Bier Gewürze und Kräuter zuzusetzen, die teilweise Halluzinationen hervorgerufen haben, erzählte er. Den Ausdruck „das schlägt dem Fass den Boden aus“ erklärte Dörner damit, dass schlechtes Bier durch den ausgeschlagenen Faßboden weggeschüttet wurde. Er beschrieb die Zeit der Kommunbrauereien in der Oberpfalz und Franken, als die Bürger in ihren Gärten Hopfen kultivierten und ihr eigenes Bier brauten. Das Wasser dazu entnahmen sie aus Bächen und Flüssen, in Amberg auch aus der Vils. „Das erklärt“, so Dörner, „warum das damalige Dünnbier bekömmlicher war als Wasser und dass mehrere Liter pro Tag getrunken wurden“.
Den Hopfenanbau in Franken und der Oberpfalz datierte er auf Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Hopfen, meist im Familienbetrieb auf Stangen gezogen, geerntet und vermarktet, wurde auf dem Dachboden gedörrt, musste gewendet und in Säcken verdichtet werden. „Häuser mit spitzen Giebeldächern in Franken zeugen noch heute davon“, so der Referent. Ende des 19. Jahrhunderts habe der Draht-Hopfenanbau in der Hallertau begonnen, und damit das Ende hier in der Region. Vier Hopfengärten habe es nach dem Zweiten Weltkrieg noch im Amberg-Sulzbacher Land gegeben, während in der Hallertau 100 000 Hopfenpfückerinnen beschäftigt wurden. In der Spalter Gegend, am Bodensee, in Teilen der ehemaligen DDR werde noch immer Hopfen angebaut, im kleinen Stil auch in Illschwang. „Und zwar der einzige Stangenhopfen oberpfalzweit“, weiß Dörner. Er gehe zum Teil an eine Brauerei und werde auch für Wellnessbäder in einem Hotel verwendet.
Alte Fotos von Kommunbrauhäusern, Bierkellern, Fassrollbahnen, einem Eisschacht und dem Zoigl-Stern, mit dem die Bürger auf ihr Bier hinwiesen, untermalten Dieter Dörners Vortrag. Die musikalische Umrahmung übernahm das bewährte Duo Hans Dittrich und Sepp Ertl mit Ziehharmonika, Posaune und Klarinette und böhmischer und oberpfälzer Musik.
Dieter Dörner ist Kreisheimatpfleger Amberg-Sulzbach, leitet die Regionalgruppe Amberg des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg und ist Redakteur der heimatkundlichen Schrift „Der Eisengau“, deren jüngster Band über die Lokalbahn von Amberg nach Schmidmühlen soeben erschienen ist. Die nächste Veranstaltung im Goglhof findet am Samstag, 2. November, mit Evi Strehl statt. Thema: Bräuche und Lieder in der Herbstzeit.
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