Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Das gilt besonders in den vergangenen Monaten – in Zeiten der Corona-Pandemie. Dass diese Maßnahmen aber nicht immer bitterernst sein müssen, das dachte sich Martin Zimmermann, Geschäftsführer der ubh-Group in Ebermannsdorf.
Das Coronavirus bedroht nicht nur Menschenleben, sondern auch die Wirtschaft. Viele Unternehmen meldeten Kurzarbeit an, Mitarbeiter wurden ins Home-Office geschickt. Das trübt die Stimmung in vielen Firmen. Auch bei der ubh-Group in Ebermannsdorf war in den zurückliegenden Wochen und Monaten vieles anders. "Am Anfang hatten alle große Sorgen", erzählt Personalleiterin Hazel Davidson. "Und auch der betriebliche Ablauf war nicht wie sonst."
"Short-Cut-Challenge" sorgt für Heiterkeit
Währenddessen wurde auch die Haarpracht von Martin Zimmermann immer länger, denn die Friseure mussten wegen der Coronakrise noch geschlossen bleiben. Schließlich setzte der CEO selbst den Rasierer an: 0,4 Millimeter. „Da hat er einen verrückten Moment gehabt. Und obwohl er sonst sehr zurückhaltend ist, hat er sich dann gedacht, da könnte er die ganze Firma einbeziehen“, schildert Davidson. Der Geschäftsführer verschickt ein Vorher-Nachher-Foto an die Mitarbeiter – mit der Aufforderung: Männer, die es dem Chef gleich tun und sich den Schädel rasieren, bekommen 100 Euro aus der privaten Tasche des CEO. Macht eine Frau mit, bekommt die sogar 1000 Euro. Die „Short-Cut-Challenge“ war geboren.
„Das war so toll“, schwärmt Davidson. „Das war genau die richtige Ablenkung und hat für ein bisschen Spaß und Leichtigkeit gesorgt.“ Jeder in der Firma hätte darüber gesprochen und gerätselt, wer wohl mitmachen wird. „Das war richtig verbindend. Und hat auch die Leute im Home-Office einbezogen.“
Und tatsächlich griffen rund 25 Mitarbeiter zum Rasierer. Darunter aber keine Frau. „Wir Frauen hängen ja an unserer Haarpracht – einige haben gesagt, wenn er noch eine Null hinten drangehängt hätte, wäre es immer noch zu wenig, um sich von seinen Haaren zu trennen“, sagt Davidson und lacht.
Für gute Stimmung war also gesorgt. Da die Resonanz im Betrieb so groß war, entschied Zimmermann, dass auch etwas für einen guten Zweck herausspringen soll. So verband die ubh-Group die Short-Cut-Challenge mit einer Spendenaktion. Je mehr Mitarbeiter mitmachen, desto größer sollte die Spende ausfallen, erklärt Davidson. Das Geld dafür kam letztlich von der Firma selbst, den beiden Geschäftsführern, die privat spendeten, und von einigen Mitarbeitern, die ihre 100 Euro „Belohnung“ für den Haarschnitt beisteuerten. 12.500 Euro kamen so zusammen. "Da die Aktion in der Coronakrise geboren wurde, wollten wir auch eine Initiative unterstützen, die hier aktiv ist. Deshalb haben wir uns für die Freiwilligenagentur Amberg entschieden, wo wir mit der Spende viele Leute erreichen."
Ein Zeichen für Ehrenamtliche
Eine "sensationelle, kreative Idee" nennt Oberbürgermeister Michael Cerny die Aktion der Firma, die unter anderem Intralogistik, Elektroplanung, Programmierung und Sondermaschinenbau anbietet. "Genau das Richtige in einer Schockstarre, auch wenn man nur etwas Schwung reinbringen will." Bei der Spendenübergabe im Rathaus bedankt er sich bei den Stellvertretern der ubh-Group: "Wir freuen uns, wenn das wertgeschätzt wird." Catherine Dill, die Leiterin der Freiwilligenagentur, hätte der Oberbürgermeister ob der "außergewöhnlich hohen Summe" noch nie so sprachlos erlebt.
"Ja, ich war baff", stimmt Dill zu. "Ich habe erst gedacht, Frau Davidson hätte sich in ihrer E-Mail um eine Null vertippt." Die Spende sei ein "sichtbares, wunderbares Zeichen" für Ehrenamtliche, das ihr Einsatz gewürdigt wird. "Wir haben uns gemeinsam überlegt, dass die 325 aktiven Helfer der Freiwilligenagentur ein persönliches Geschenk bekommen sollen", erklärt Dill. Sie dürfen sich nun über Regenschirme und Stadtgeld, das sie in den Amberger Geschäften ausgeben können, freuen.
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