Ebermannsdorf
12.02.2021 - 10:35 Uhr

Restaurierte Schlosskirche St. Johannes in Ebermannsdorf Denkmal von nationaler Bedeutung

Nach vier Jahren Bauzeit ist die Restaurierung der barocken Schlosskirche St. Johannes in Ebermannsdorf abgeschlossen. Das eingetragene Denkmal von nationaler Bedeutung wartet darauf, endlich wieder ein richtiges Gotteshaus sein zu dürfen.

Beim Vor-Ort-Termin (von links): Architekt Michael Dittmann, Josef Gilch, der Vorsitzende des Historischen Vereins, der die Patenschaft für die Restaurierung des Altarbildes übernommen und für den hohen Spendeneingang gesorgt hat , Kirchenpfleger Josef Beer, Ortsheimatpflegerin und Kirchenhistorikerin Christine Schormüller und Ruhestandsgeistlicher Josef Beer. Bild: wec
Beim Vor-Ort-Termin (von links): Architekt Michael Dittmann, Josef Gilch, der Vorsitzende des Historischen Vereins, der die Patenschaft für die Restaurierung des Altarbildes übernommen und für den hohen Spendeneingang gesorgt hat , Kirchenpfleger Josef Beer, Ortsheimatpflegerin und Kirchenhistorikerin Christine Schormüller und Ruhestandsgeistlicher Josef Beer.

Auf Einladung der Diözese Regensburg trafen sich nun vor Ort in der Johanneskirche Kirchenpfleger Josef Beer, der gleichnamige Ruhestandsgeistliche in Vertretung des erkrankten Ortspfarrers Herbert Grosser, Ortsheimatpflegerin Christine Schormüller, Architekt Michael Dittmann und Vorsitzender Josef Gilch vom Historischen Verein. Sie alle zeigten sich hoch erfreut über die ausgesprochen gelungene Restaurierung des Innenraums.

Mitten in dem hellen, barocken Kirchenraum erinnerten die Teilnehmer an die Zustände vorher: feuchte Wände und Böden, nasses Tragwerk im Dachstuhl, Schädlinge, die sich überall eingenistet hatten, unübersehbare Risse und durch Wassereinbrüche zerstörte Balken. Der Zahn der Zeit hatte deutlich sichtbare Spuren in und an der Kirche hinterlassen. Weil das Gotteshaus demnächst seinen 300. Geburtstag feiert, leitete die Kirchenverwaltung im Jahr 2010 eine grundlegende Innen- und Außensanierung ein und startete mit der Befundung.

Einig waren sich die Anwesenden über die hervorragende Leistung der Fachleute, die an Decken und Wänden die bauzeitlichen Farben und Formen der Stuckarbeiten freigelegt und wieder hergestellt haben. Architekt Michael Dittmann kümmerte sich um die umfangreichen Planungen und behielt während der gesamten Bauzeit vor Ort die korrekte Ausführung im Auge. Friedrich Roskamp vom Landesamt für Denkmalpflege erwies sich als engagierter Unterstützer, der viele Ideen mitentwickelte und auch mittrug, worüber die Bauherren glücklich waren. Vonseiten des diözesanen Baureferats leistete Martina Hackl mit viel Engagement Unterstützung. Unter den vielen mitarbeitenden Restauratoren wurde besonders Marcus Hohmann hervorgehoben, er hatte den gesamten Innenraum im Blick.

Das fast raumhohe Altarbild, das die Szene von Jesu Taufe im Jordan zeigt, war in einem extrem desolaten Zustand: Löcher in der Leinwand, Schüsselbildung der Farbschicht, überzogen mit einem Lack, der nachgedunkelt und sich in Tropfnasen verflüssigt hat. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft der TU München im Verbund mit einer Diplom- und Masterarbeit wissenschaftlich untersucht und in fast 1000 Stunden restauriert. Finanziell getragen wurde diese Restaurierung vom Historischen Verein Ebermannsdorf (40 000 Euro) und der Bauer‘schen Barockstiftung München (30 000 Euro).

Im Jahr 2016 begann die Außensanierung mit der Freilegung des Fundaments, wo die Archäologen um Mathias Hensch unter anderem auf Mauerreste aus Dolomitbrocken und Kalkmörtel stießen – wahrscheinlich ein Rest des Turmfundaments der Vorgängerkirche. Beim Dachstuhl machten sehr morsche Balken und tragende Teile einen immensen Wiederaufbau nötig. Auch hier stieß man auf historische Überraschungen, wie zugemauerte Mansarden, die Erkenntnisse über die ursprünglichen Ansätze der Lichtführung und Raumgestaltung gaben. Am Ende der Außensanierung erhielt der Turm wieder seine bauzeitliche Farbe.

Nach aufwändigen Planungen begann 2018 die Innensanierung. Weitere Entdeckungen, darunter eine große Anzahl bauzeitlicher Fenstergläser, Kohleskizzen und eine völlig überraschende Bodensituation, sorgten beim Denkmalamt für Begeisterung. Die barocke Bodengestaltung, die nach dem Entfernen der Holzverkleidungen und Podeste sichtbar wurde, konnte rekonstruiert werden. Zahllose Feinheiten wurden unter zig Farbschichten, die von früheren Renovierungsmaßnahmen herrührten, freigelegt und in bauzeitlicher Form und Farbe rekonstruiert. Der Zugang zum Turm, vorher ein Bretterverschlag hinter der Orgel, wurde verändert. Man verschloss das Deckengewölbe über der Orgel sauber und stellte sie mittig auf die Empore. So kann ihr Klang nun ungehindert das Gotteshaus erfüllen.

Insgesamt verschlang die Restaurierung 1,5 Millionen Euro, wovon 200 000 Euro aus Spenden sowie eigenen Mitteln und 670 000 Euro von der Diözese Regensburg finanziert wurden. Der Rest wurde durch Mittel der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Landesamt für Denkmalpflege, die bayerische Landesstiftung und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Gemeinde Ebermannsdorf und den Bezirk Oberpfalz finanziert.

Sanierung von St. Johannis sorgt für viele Überraschungen

Die Ebermannsdorfer Johanneskirche (Westansicht) erstrahlt nach Abschluss der umfangreichen Restaurierungsarbeiten in neuem Glanz. Links grenzt das Schloss an die Kirche, das von der Familie von Eyb auch heute noch bewohnt wird. Bild: wec
Die Ebermannsdorfer Johanneskirche (Westansicht) erstrahlt nach Abschluss der umfangreichen Restaurierungsarbeiten in neuem Glanz. Links grenzt das Schloss an die Kirche, das von der Familie von Eyb auch heute noch bewohnt wird.
Beim Vor-Ort-Termin (von links): Architekt Michael Dittmann, Josef Gilch, der Vorsitzende des Historischen Vereins (der die Patenschaft für die Restaurierung des Altarbildes übernommen hatte und für den hohen Spendeneingang gesorgt hat) , Kirchenpfleger Josef Beer, Ortsheimatpflegerin und Kirchenhistorikerin Christine Schormüller, Ruhestandsgeistlicher Josef Beer. Bild: wec
Beim Vor-Ort-Termin (von links): Architekt Michael Dittmann, Josef Gilch, der Vorsitzende des Historischen Vereins (der die Patenschaft für die Restaurierung des Altarbildes übernommen hatte und für den hohen Spendeneingang gesorgt hat) , Kirchenpfleger Josef Beer, Ortsheimatpflegerin und Kirchenhistorikerin Christine Schormüller, Ruhestandsgeistlicher Josef Beer.
Das restaurierte Altarbild. Bild: wec
Das restaurierte Altarbild.
 
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