Fast 40 Teilnehmer einer Veranstaltung zeigten reges Interesse an der Frage: "Ist unser Wald noch enkelfähig?". Sie kamen auf Einladung von Beate May vom Bund Naturschutz (BN) in den Ebermannsdorfer Schlosshof des Forstwirts und Waldbauern Freiherr Hubertus von Eyb. Als zentrale Fragen rückte die Veranstalterin in den Mittelpunkt: Wie wird der Wald in Zukunft aussehen? Wird es überhaupt noch Wald geben?.
Schon Berthold Brecht, so die Referentin, habe sich gefragt, ob der Wald lediglich nur 10 000 Klafter Holz oder "eine grüne Menschenfreude" sei. Für May ist jedenfalls klar: Als der Wald zum nachwachsenden Rohstoff wurde, verrohte das Verständnis für dieses Ökosystem von einem Mythos zum bloßen Rohstofflieferanten. Dennoch bestreite ernsthaft niemand, dass der Wald eine Landschaft prägende Daseinsgrundlage und -vorsorge darstelle, beispielsweise für Trinkwasser und als Lebensraum für Tiere, Pilze und Pflanzen.
Nicht verkannt werden solle deshalb dennoch, so die Referentin, dass der Wald zugleich ein wertvoller und natürlicher Lieferant des Rohstoffes Holz sei; stetig wachsend, umweltfreundlich, ohne Abgasbelastung, auch ohne menschliches Zutun, von der Sonne gespeist, ohne Verbrauch von Energie aus Kohle- oder Atomstrom. Auch ein Stück Wildnis und unberührte Natur könne Wald sein, hob May hervor. Ohne große Einmischung des Menschen. Denn "der Wald organisiert sich selbst".
Deshalb, so die Auffassung des BN-Mitglieds, sollte dieses Ökosystem von Menschen nicht zu gravierend verändert werden. Denn, ob Monokultur oder Klimaverschiebung, stets sei es der Mensch, der das sensible Gefüge Wald durcheinander bringe. Dennoch könne auch ein Wald, in dem Holz geerntet werde, "wertvoller Naturraum sein, wenn dies auf ökologisch verträgliche und nachhaltige Weise geschieht".
Es solle deshalb die Aufgabe von Forstleuten sein, gemeinsam mit Naturschutzverbänden Wege zu suchen, um frühere Fehlentwicklungen wieder zu korrigieren, so May. Vor diesem Hintergrund werde klar, dass der öffentliche Waldbesitz, also die bayerischen Staatsforsten zuallererst gefordert seien, wenn es um die Erfüllung einer dem Gemeinwohl dienenden Leistung gehe. Deshalb die entsprechende fachliche Praxis bei der Waldbewirtschaftung "endlich klar im Waldgesetz zu verankern", fordere der BN schon lange, unterstrich May. Aufgabe der Politik werde aber auch sein, privaten Waldbesitzern zusätzliche Leistungen der naturnahen Bewirtschaftung finanziell zu erstatten. Übergreifend fordere der Naturschutzverband mithin, den Rohstoff Holz verantwortungsvoll und effizient zu nutzen, Wälder als Kohlenstoffsenker zu erhalten und öffentlichen Waldbesitz vorbildhaft zu bewirtschaften.
Damit hatte May das Wort an Freiherrn Hubertus von Eyb weitergereicht. Mit ihm ging es nun in den Wald. Eingangs erläuterte er die natürliche Verjüngung eines Bestandes. Buche, Ahorn, Esche, Eiche, Fichte, Kiefer, aber auch die Tanne, Douglasie und einzelne Kirschenarten waren in dem begangenen Teil durch Selbstaussaat reichlich vorhanden. Als Daueraufgabe skizzierte von Eyb angesichts der unbestreitbaren Erderwärmung allerdings, nun sogenannte klimatolerante Baumarten verstärkt zu fördern, durch Pflanzung oder Saat etwa.
"Eine konsequente Regulierung des Waldbestandes ist dafür unabdingbar, damit die Jungpflanzen aufwachsen können", stellte der Forstwirt vor diesem Hintergrund klar. Ein Wald zeige zudem auf, "ob die Jagd stimmt". Die Wildbestände dürften nicht überhand nehmen. Die Fütterung von Wildtieren sei nicht zuletzt deshalb mit Ausnahme von Notzeiten sogar gesetzlich verboten. Den Wolf fürchtet von Eyb, selbst Jäger, nicht. Das derzeit öffentlich vieldiskutierte Konfliktpotential liege eher im Haus- und Nutztierbereich, merkte er dazu an.
"Der Klimawandel ist das große Problem", so von Eyb. Trockenheit, heiße Sommer, Starkregen und Stürme würden den Waldbeständen spürbar zusetzen. Heimische Baumarten würden unterschiedlich unter der Erwärmung leiden. Von Eyb hat aber bereits klare Vorstellungen. "Ein Baum der Zukunft hier in Ebermannsdorf wird bestandsbildend die Eiche sein", stellte er fest. Stürme, so der Forstwirt, würden nicht selten "nachforsten".
Das heiße dass nach dem Aufräumen von Sturmschäden in dann nicht mehr allzu stabilen Beständen der Windwurf in der Regel zunehme. Hinzu käme die Vermehrung von Insekten (Borkenkäfer, Eichenprozessionsspinner) vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung. Von Eyb betonte, dass er momentan nur der Entwicklung hinterher forste, indem er Sturmschäden behebe und Käferbäume entnehme. Taktgeber einer gestaltenden Forstwirtschaft zu sei, das sei zur Zeit schwierig. Deshalb könnten nur die Enkel einmal beurteilen, ob der Wald noch "enkelfähig" sei.
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