In Windeseile hat sich die Kunde vom plötzlichen Tod des Ebnather Schnitzers Gerhard Schinner verbreitet. Sprachlosigkeit stellte sich bei vielen seiner Freunde und Bekannten ein: Mit 62 Jahren war Schinner noch relativ jung, inmitten einer Fülle an begonnenen und nicht beendeten Projekten und mehrere Räume voll fertiger Kunstobjekte hinterlassend. Er war bekannt als bescheidener und sehr kreativer Mensch. "Heute bin ich zu Fuß da." Dieser Satz nach dem Konzert zur Wiedereröffnung des Heiligen Grabes in Pullenreuth belegt sein intensives spirituelles Leben.
Er brauchte die Stunde Fußmarsch in freier Natur in seine Werkstatt nach Weihermühle, um sich die Eindrücke am Abend zuvor ins Gedächtnis zu rufen, sie zu werten und zu sortieren und schließlich ein Resümee für sich selbst daraus zu ziehen. Das Ostergrab in Pullenreuth war am Vorabend eingeweiht worden, an ihm hatte Schinner tatkräftig mitgeholfen und sich wohl auch inhaltlich damit beschäftigt, wie er es täglich mit seiner Kunst tat, die weit mehr war als Handwerk. Wer sich an ihn erinnert, denkt auch an die Ruhe und Geborgenheit ausstrahlende Stimmung in seiner Werkstatt abseits der lauten Welt, wo sich Gerhard und Ehefrau Lisa bei ihren kreativen Tätigkeiten harmonisch ergänzten: Er schuf die Figuren, sie sorgte mit wohlüberlegter Kolorierung für das optimale Erscheinungsbild.
Die Nachricht von Gerhards Tod rief sofort Erinnerungen an den Schicksalsschlag wach, als die beiden vor einigen Jahren ihren zehnjährigen Sohn durch ein Unglück verloren haben. Gemeinsam suchte und fand das Paar Ruhe und Frieden in seiner unerschütterlichen religiösen Überzeugung. "Akzeptieren! Es gibt keinen anderen Weg", war ein häufig gebrauchter Ausdruck, wenn Schinner darüber sprach. Und kein anderer kommt Lisa Schinner über die Lippen, wenn sie nun auch den Tod ihres Ehemannes verkraften muss. Ihr tiefer Glaube, der sich im Großteil seiner Kunstwerke widerspiegelt, und das Vertrauen auf Gott und das Gute im Menschen prägten ihre gemeinsame Arbeit.
Deshalb gerät Schinner lange nicht in Vergessenheit: Vor allem in den Kirchen in der engeren und weiteren Region stößt man immer wieder auf seine Spuren und Werke, die seine unverkennbare Handschrift tragen. "Es geht ihm nur gut", hatte er nach dem Tod seines kleinen Michael immer wieder formuliert. Dieser Satz ist nun für Lisa zum tröstlichen Wort beim Gedanken an ihren verstorbenen Mann geworden und dabei atmet sie ein wenig erleichtert auf: "Es geht ihm nur gut." Am Donnerstag, 1. Juni, ist um 14.30 Uhr das Requiem in der Pfarrkirche Ebnath, anschließend Beerdigung.
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