Während des Dreißigjährigen Krieges, nach der Schlacht auf dem Weißen Berge (1620), kam die Stadt Eger für fast 300 Jahre unter die Herrschaft der Habsburger. Bereits 1322 war die Stadt Eger von Ludwig dem Bayern an den König von Böhmen verpfändet worden. Da die späteren deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg zugleich Könige von Böhmen waren, kam die Stadt in österreichischen Besitz und musste bis zum 18. Jahrhundert endgültig auf alle reichsstädtischen Privilegien verzichten.
Mit der Ermordung Wallensteins (1634) war der langersehnte Frieden noch lange nicht gewonnen. Im Dezember 1640 schickte der Rat der Stadt einen Bittbrief an Kaiser Ferdinand III.: "Ein Stein könnte sich erbarmen, was wir schon alles erlitten und ausgestanden haben." Der Krieg endete für Eger aber erst im Jahre 1649, mit dem Abzug schwedischer Truppen.
Nach dem Sieg von 1620 gab es in Böhmen keine Religionsfreiheit mehr. Denn Kaiser Ferdinand II. veranlasste die Durchführung der Gegenreformation. Im Jahre 1628 wurden alle lutherischen Prediger aus Eger vertrieben, 1649 mussten alle protestantischen Christen die Heimat verlassen. In der Folge siedelten sich viele Musikinstrumentenbauer aus dem Egerland in dem benachbarten Oberen Vogtland an.
Als die Speerspitze der katholischen Gegenreformation galten die Jesuiten. Diese kauften im Jahre 1657 das Gablerhaus am Marktplatz. Es sollte zusammen mit den Nachbarhäusern abgerissen und durch ein Konventgebäude ersetzt werden. Dazu kam es aber nicht, und es blieb aus dieser Zeit nur ein Madonnenrelief über dem Portal. Ein weiterer Orden der Gegenreformation waren die Dominikaner. Diese hatten sich schon im 13. Jahrhundert an der kirchlichen Inquisition und an den Hexenverfolgungen beteiligt. Deshalb wurden sie auch heimlich als „domini canes“ (des Herren Hunde) verspottet. Der Dominikanerorden war seit 1284 in Eger ansässig. Ihre Klosterkirche, die zur Zeit des Königs Wenzel II. (1294 bis 1296) erbaute Wenzelskirche, war nach dem Dreißigjährigen Krieg nur noch eine Ruine.
Nach der Vertreibung aller protestantischen Christen verfolgte die Gegenreformation nun eine neue Strategie: Die Menschen sollten vom ernsten Geist des Protestantismus durch eine fröhliche Frömmigkeit für den katholischen Glauben zurückgewonnen werden. Die Kirchen sollten die Gläubigen durch barocke Pracht begeistern. Seit dem Jahre 1674 stand der berühmte Baumeister Abraham Leuthner im Dienste des Egerer Dominikanerordens. Den Neubau der Wenzelskirche, im neuartigen, prunkvollen barocken Baustil, vollendete er 1684. Zum Dank für eine großzügige Spende, welche Kaiser Leopold I. für den Kirchenbau zur Verfügung gestellt hatte, ist das Portal vom österreichischen Doppeladler gekrönt.
Noch prunkvoller in Waldsassen
Einen noch prunkvolleren Barockbau schuf Leuthner in Waldsassen. Es war wie Eger ebenfalls wieder katholisch, nachdem Maximilian I. anstelle des „Winterkönigs“ zum Kurfürsten ernannt worden war und die Oberpfalz zu Bayern kam. 1661 wurden drei Zisterziensermönche aus dem Kloster Fürstenfeld nach Waldsassen entsandt. Pfarrvikar Albert Hausner, der spätere Abt, gewann Abraham Leuthner für den Neubau des Klosters. Dieser konnte mit seiner Bauhütte 1685 in Waldsassen beginnen. Als Leuthner aber 1688 zum Festungsbaumeister in Eger, später sogar zum kaiserlichen Oberbau- und Schatzmeister in Böhmen ernannt wurde, waren für ihn langfristige Aufenthalte in Waldsassen nicht mehr möglich. Georg Dientzenhofer, sein Bruder Christoph und schließlich Bernhard Schießer vollendeten das Werk.
Christoph Dientzenhofer aber erwarb sich in Waldsassen einen so ausgezeichneten Ruf, dass er 1698 in kaiserlichen Dienst gestellt wurde und – als Nachfolger von Leuthner – in Eger und in Prag als Festungsbaumeister tätig war. In Eger konnte er von den Schwestern des Klarissenordens als Architekt von St. Klara gewonnen werden. Der von 1708 bis 1712 erstellte Kirchenbau gilt als eines der wertvollsten barocken Gebäude der Stadt.
Die Wenzelskirche der Dominikaner, die Stiftskirche der Zisterzienser von Waldsassen und die Klosterkirche des Klarissenordens begeisterten einen 1687 in Eger geborenen Geschütz- und Glockengießergesellen so sehr, dass aus ihm später der bedeutendste Baumeister des Barock wurde: Balthasar Neumann.
„Quellen des Aberglaubens und des religiösen Fanatismus“
- Während des Kommunismus wurden die leerstehenden Räume des Dominikanerklosters für kulturelle Veranstaltungen genutzt (Produktionszentrum Steinerne Gasse – Kulturzentralstelle der Stadt Cheb). Da es hier aber keinen großen Festsaal gibt, wurde im Januar 2012 das „Kulturzentrum Svoboda“ eröffnet.
- Während die Klostergebäude seitdem leer stehen, können in der Wenzelskirche wieder Gottesdienste abgehalten werden.
- Als Folge der Josephinischen Kirchenreform wurde 1782 das Klarissinnenkloster in Eger aufgelöst. Für Kaiser Joseph II. waren Klöster nur „Quellen des Aberglaubens und des religiösen Fanatismus“. Er ließ alle Ordenshäuser schließen, die im ökonomischen Sinne „unproduktiv“ waren. St. Klara wird seitdem als stilvoller Konzertsaal und als Ausstellungshalle historisch bedeutsamer Kunstwerke benutzt.
- Die Säkularisation brachte im Jahre 1803 die Aufhebung des Zisterzienserklosters von Waldsassen. Die Stiftskirche wurde zur Pfarrkirche der katholischen Gemeinde. Dabei blieb es auch, als im Jahre 1864 Zisterzienserinnen in das Kloster einzogen. 1969 wurde die ehemalige Klosterkirche von Papst Paul VI. zur Basilika erhoben.
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