Eixendorf bei Neunburg vorm Wald
13.10.2021 - 09:08 Uhr

Die versunkenen Orte am Eixendorfer Stausee: Erinnerungen an das Atlantis der Oberpfalz

Historisches ereignete sich in den 60er und 70er Jahren im Gebiet des heutigen Eixendorfer Stausees bei Neunburg vorm Wald. Ein Mann sorgt mit seinem Buch nun dafür, dass Erinnerungen an die "versunkenen Orte" nicht verwässern.

Autor Josef Drexler (Mitte), Bürgermeister der Stadt Neunburg, Martin Birner (links), sowie Walter Drexler (rechts), präsentieren das neue Heimatbuch "Die versunkenen Orte im Eixendorfer See". Bild: mis
Autor Josef Drexler (Mitte), Bürgermeister der Stadt Neunburg, Martin Birner (links), sowie Walter Drexler (rechts), präsentieren das neue Heimatbuch "Die versunkenen Orte im Eixendorfer See".

Die Bayerische Staatsregierung beschließt, einen Staudamm an der engsten Stelle der Schwarzach nahe Neunburg vorm Wald zu errichten. Das Rückstaugebiet würde ganze Ortschaften überschwemmen. Die Konsequenz: Die Orte müssen weichen. Die Bewohner verlieren ihr Zuhause, müssen zwangsweise umsiedeln. "Heute wäre das unvorstellbar", meint der Autor Josef Drexler. Sein Buch "Die versunkenen Orte im Eixendorfer See" widmet er "allen ehemaligen Bewohnern und Bewohnerinnen" und möchte, dass Erinnerungen an diese Häuser nicht "verblassen".

In den letzten Jahren gewann das Gebiet rund um den Eixendorfer Stausee immer mehr an Bedeutung. Ein Jahrhunderthochwasser 2013, Absenkungen des Sees und der jüngst eröffnete Wild-Wasser-Weg, als Beispiel für das touristische Potenzial, machten ihn in der Region bekannt.

Heimatforscher und Hobbyautor

Inspiriert hat Josef Drexler laut eigener Aussage ein amerikanischer Offizier, der vor vielen Jahren – sicherlich auch aufgrund seines Nachnamens – die Familie Drexler kontaktierte. "Arthur Drexler kam öfters zu meinen Eltern, denn er wollte seine Vorfahren in Eixendorf erforschen". Das begeisterte Josef bereits als Jugendlicher, die Neugierde für Familien- und Heimatforschung war geweckt.

Zudem hatte Josef Drexler direkten Bezug zu den im Buch erwähnten Ortschaften: Sein Großvater Georg Drexler stammt aus Eixendorf. Mit dem Ziel, die Vergangenheit zu erforschen, machte sich der Hobbyautor auf, das Bischöfliche Archiv in Regensburg und das Staatsarchiv in Amberg zu besuchen. Lange erforschte er anhand dieser Quellen die Geschichte des Schwarzachtals. Mit den damals angestauten Informationen, begann er dann, 40 Jahre später, neben Beruf und Alltag, mit dem Schreiben. Der gelernte Landwirt und heutige Abteilungsleiter für Maschinen- und Bautechnik, veröffentlichte sein erstes Buch über die 1000-jährige Geschichte der Ortschaft Gütenland im Jahr 2016. Ein längst geplantes drittes Buch über die Gemeinde Seebarn möchte der Hobbyautor 2023 veröffentlichen.

Eine Hommage an die Heimat

Am 30. Oktober beginnt der offizielle Verkauf seines zweiten Heimatbuches "Die versunkenen Orte im Eixendorfer See". Auf Bemühen des Stadtrats und Nachfahren der Drexler aus Eixendorf, Walter Drexler, treffen sich zudem an diesem Tag alle ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner der versunkenen Ortschaften. Diese seien heute verstreut in ganz Bayern wohnhaft, so Walter Drexler. Es ist das erste Zusammenkommen dieser Form.

Die viel besagten, untergegangenen Orte sind: Eixendorf, Seebarnhammer, Obermühle, Höllmühle und Wutzschleife. Als der Beschluss der Staatsregierung unwiderruflich feststand, begannen die betroffenen Familien, nach und nach in die umliegenden Ortschaften zu ziehen, um "für die heutige Generation mehr Sicherheit vor Naturgewalten, Überschwemmungen und dem alljährlichen Eisstoß in der Region zu bieten", wie Drexler in der Einleitung seines Buches schreibt. Ein Teil der ehemaligen Dorfstraße ist auch heute noch erhalten. Sie führt direkt in den See. Beim Betrachten der beeindruckenden Naturlandschaft fällt es schwer sich zu verallgegenwärtigen, dass inmitten des Stausees einst ein ganzen Dorf lag.

Jedes Haus und jeder Hof mit seiner ganz eigenen Geschichte wird im Buch thematisiert. Dazu beschreibt Josef Drexler die wirtschaftliche Nutzung des Naturraums an der Schwarzach und berichtet aus den Gerichtsakten über längst vergessene Kriminalfälle im ehemaligen Eixendorf. Geschichten und Anekdoten, wie die des "Steinernen Steffls", runden sein Werk ab.

Drexler startet mit einer Auflage von 100 Stück. Interessierte haben zwei Möglichkeiten, das Buch zu erwerben. Zum einen wird es an der Anlaufstelle der Stadt Neunburg für Touristeninformationen zu kaufen sein. Zum anderen ist der Erwerb auch bei Walter Drexler unter 09672/2343 möglich.

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Neunburg vorm Wald17.09.2021
Vor 60 Jahren hätte Autor Josef Drexler, stehend an der Kante der noch erhaltenen Straße, mitten in den Ortskern von Eixendorf geblickt. Seine Leser nimmt er mit auf diese Zeitreise. Bild: mis
Vor 60 Jahren hätte Autor Josef Drexler, stehend an der Kante der noch erhaltenen Straße, mitten in den Ortskern von Eixendorf geblickt. Seine Leser nimmt er mit auf diese Zeitreise.
Ein Blick in das fertige Buch zeigt: Mit vielen Fotografien, welche noch keinen Stausee kannten, ist das Heimatbuch illustriert. Bild: mis
Ein Blick in das fertige Buch zeigt: Mit vielen Fotografien, welche noch keinen Stausee kannten, ist das Heimatbuch illustriert.

"Dieses Buch soll allen ehemaligen Bewohnern und Bewohnerinnen gewidmet sein und ihnen ein kleines Stück ihrer langsam verblassenden Erinnerungen zurückgeben."

Josef Drexler, Autor

Josef Drexler, Autor

 
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