Nach der Säkularisation von 1802 sei das Kloster 118 Jahre in Vergessenheit geraten, bis am 23. August 1920 mit einer Gruppe von Salesianern neues Leben in die zum Großteil leerstehenden Klosterräume einzog. Zweckentfremdet, verwahrlost und heruntergekommen seien die Gebäulichkeiten gewesen, so Johann Weiß, zudem waren die Besitzverhältnisse äußerst schwierig. Nachdem der damalige Bischof von Regensburg, Antonius von Henle, der nach dem 1. Weltkrieg in Ensdorf wieder Exerzitien abhalten wollte, sich jedoch für die großen, dunklen Klosterräume nicht begeistern konnte, schaltete sich Geistlicher Rat Johann Baptist Schmidt, Pfarrer von Ensdorf ein. Da der Benediktinerorden wenig Interesse zeigte, nahm Pfarrer Schmidt Verbindung mit dem Provinzial der Salesianer, Pater August Hlond, auf. „Der Konvent ist für uns geeignet“ war die Meldung nach einer Besichtigung. So sei, führte Johann Weiß weiter aus, Ensdorf zum ersten Salesianer-Noviziat Deutschlands geworden.
Am Abend des 18. Dezember 1920 sind 34 meist jüngere Männer, elf von ihnen in Talaren gekleidet, per Bahn angekommen. Sie schleppten ihre Habseligkeiten in Handkoffern mit sich. Bereits am 23. August war der als Direktor vorgesehene Pater Johannes Leckermann gekommen und mit der Ankunft der 34 Salesianer war nun klar, dass die Zeit der Planung zu Ende war und man zur Verwirklichung überging. „Man konnte hoffen“, betonte Weiß, „dass vom Kloster nun auch für das Dorf wieder neue Impulse ausgingen“.
Viel Einsatz zeigte Geistlicher Rat Johann Schmidt. Die ganze Bevölkerung und besonders die Salesianer selber legten in den Anfangsjahren Hand an. Pioniergeist und Anspruchslosigkeit prägten im ersten Jahr das Leben der Salesianer und Novizen. Zugleich stellten sich die Neuankömmlinge der Öffentlichkeit mit der 800-Jahr-Feier der Gründung des Benediktinerklosters im Mai 1921 und den alljährlich im Klosterhof stattfindenden Freilichtspielen vor.
Der Ankauf von Grundstücken bis 1923 deutete auf einen weiteren Anstieg des Klosters hin, führte der Referent aus. Die Räume des Klosters aber konnten dem starken Andrang der Novizen nicht standhalten, Platz musste geschaffen werden. Ein neues Schulhaus wurde gebaut, im Tausch gegen den Westflügel. Werkstätten wie Schneiderei, Schreinerei und Schuhmacherei, Druckerei, Schmiede, Gemüsegärtnerei, Bäckerei und Blumengärtnerei wurden errichtete, um Laienbrüder in den verschiedenen Berufszweigen heranzubilden. Weiß erinnerte auch an die „Ensdorfer Klosterglocken“ ein Heft mit Geschichten aus dem Leben Don Boscos und einer Spendertafel „Mit Namen von Leuten, die dem Kloster etwas zukommen ließen“. Die Klosterglocken mussten Ende 1939 „auf höhere Weisung“ ihr Erscheinen einstellen. Anfang 1940 suchte ein verheerender Brand das Kloster heim. Den Vortrag von Johannes Weiß ergänzte der 92-jährige Pater Martin Haunolder aus seinen Nachforschungen mit zum Teil detaillierten Zitaten aus Urkunden und Akten.
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