Bei der offiziellen Übergabe der Ensdorfer Wetterkanone an die Gemeinde zeigte Klaus Günther, Hauptmann der Böllerschützen-Sparte der Schützengesellschaft Edelweiß Wolfsbach, deren Geschichte auf. Vermutlich sei sie 1873 zum Wetterschießen angeschafft worden. „Wie damals allgemein üblich, versuchte man mit den Schüssen aus solchen typischen Schalltrichterkanonen, Unwetter von der jeweiligen Gemeinde abzuhalten“, erklärte Günther.
Wie er weiter erzählte, habe das sogar zu einem Gerichtsprozess zwischen der Gemeinde Ensdorf und dem damaligen Gutsbesitzer von Sitzenhof geführt. Der Mann hatte geklagt, dass die Ensdorfer das schlechte Wetter nach Sitzenhof schießen würden. Der Klage wurde stattgegeben und die Gemeinde Ensdorf musste das Schießen einstellen. Nachdem das Wetterschießen aus der Mode gekommen war, setzte man die Kanone bei weltlichen und kirchlichen Anlässen ein: Beerdigungen, Fronleichnamsprozessionen, Heldengedenktagen oder Besuchen von hochgestellten Persönlichkeiten.
Unsachgemäß gelagert
Seit den 1970er-Jahren seien dieses Brauchtum und die Kanone in Vergessenheit geraten. Gelagert wurde das gute Stück in verschiedenen Räumen im Kloster. Unsachgemäße Lagerung und Spielereien von Ministranten und Kindern hätten schließlich zu solchen Schäden geführt, "dass die Kanone nicht mehr schussbereit war".
Vor 21 Jahren nahmen sich der damalige Feuerwehr-Kommandant Wolfgang Schindler und Klaus Faltenbacher vom Stiber-Fähnlein Sulzbach-Rosenberg der Kanone an, setzten sie instand und übernahmen dafür auch die Kosten. Die Wetterkanone bekam im Eingangsbereich des Ensdorfer Rathauses einen Ehrenplatz. Nachdem mit Hans Fink und Herbert Zielbauer die letzten beiden Böllerschützen das Schießen vor einigen Jahren eingestellt hatten, erklärten sich Wolfsbacher Schützen bereit, den Böllerschein zu machen. Dies führte zur Gründung der Wolfsbacher Böllerschützengruppe, die seit Juni 2020 eine eigene Sparte bei Edelweiß Wolfsbach ist und derzeit über acht Böllerschützen sowie zwei Kanonen, einen Sirius-Standböller und fünf Handböller verfügt.
Neuer Trichter aus Edelstahl
Die Wolfsbacher Böllerschützen nahmen sich der Ensdorfer Wetterkanone an, an der im vergangenen Jahr massive Schäden durch Rostfraß festgestellt worden seien. Der historische Trichter habe durch eine Neuanfertigung aus Edelstahl ersetzt werden müssen. Diese Arbeit übernahm Alfons Eichenseer von der Firma Richthammer Metallbau aus Thanheim. Außerdem musste die gesamte Lafette überarbeitet werden, die Lackierung übernahm Mathias Graf. Nach dieser Totalrestaurierung erstrahlt die Wetterkanone wieder in alter Pracht und ist komplett einsatzbereit, was die Wolfsbacher Schützen bei der Übergabe mit sechs gewaltigen Böllerschüssen eindrucksvoll unter Beweis stellten.
Ensdorfs Bürgermeister Hans Ram zeigte sich bei der Übergabe beeindruckt von der restaurierten Kanone. Außerdem würdigte er das ehrenamtliche Engagement vieler Helfer, die die Restaurierung selbst in die Hand genommen hatten.
„Wie damals allgemein üblich, versuchte man mit den Schüssen aus solchen typischen Schalltrichterkanonen, Unwetter von der jeweiligen Gemeinde abzuhalten.“
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