Erbendorf
03.01.2022 - 10:47 Uhr

Gedenken an Corona-Tote: Kerze und Schweigeminute im Erbendorfer Stadtpark

Über 200 Menschen waren am Neujahrsnachmittag in den Stadtpark Erbendorf gekommen, um bei einer ökumenischen Andacht der Corona-Toten zu gedenken. Es sollte auch ein Zeichen für den Zusammenhalt der Gesellschaft sein.

von fks
Pfarrer Martin Besold (rechts) entzündete eine Kerze, um der Verstorbenen und ihrer Angehörigen zu gedenken. Bild: fks
Pfarrer Martin Besold (rechts) entzündete eine Kerze, um der Verstorbenen und ihrer Angehörigen zu gedenken.

Die Weihnachtspyramide im Erbendorfer Stadtpark leuchtete, drum herum standen mehr als 200 Menschen - schweigend. Sie gedachten der bereits mehr als 112.000 Menschen, die bis Neujahr 2022 in Deutschland in Folge einer Corona-Infektion gestorben sind. Der katholische Stadtpfarrer Martin Besold hatte zu Beginn der Andacht eine Kerze entzündet. "Mit diesem Lied wollen wir an die Verstorbenen und deren Angehörige denken", sagte sein evangelischer Kollege Pfarrer Manuel Sauer aus Wildenreuth.

Posaunenchöre spielen kurzfristig

In Erbendorf wurden bislang 28 Todesfälle in Zusammenhang mit Corona verzeichnet (Stand: 1. Januar 2022), aktuell sind 34 Personen infiziert. Es sei, so die beiden Pfarrer, eine gesellschaftliche Aufgabe, das Virus gemeinsam zu besiegen. "Darum wollen wir heute ein Zeichen setzen für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft", betonte Pfarrer Sauer. Bürgermeister Johannes Reger fügte in einem kurzen Grußwort am Ende der Veranstaltung hinzu: "Wir lassen uns nicht von den so genannten Querdenkern den Sinn verstellen."

Begleitet wurde die halbstündige Gedenkfeier von den Posaunenchören aus Erbendorf, Kirchendemenreuth, Krummennaab und Wildenreuth unter der Leitung von Lydia Meißner. "Wir waren kurzfristig zusammengekommen, um gemeinsam während der Andacht zu spielen", verriet die Wildenreutherin. Viel Zeit zum Üben sei aufgrund der kurzfristigen Planung nicht gewesen. Dennoch bekamen die Musiker nach dem letzten Stück "Von guten Mächten" Applaus von den Anwesenden zur Anerkennung. Stadträte aller im Erbendorfer Stadtrat vertretenen Fraktionen gestalteten die Andacht mit und lasen die Fürbitten vor.

Kerzen in Fenstern

Die Idee der Gedenkveranstaltung war in einem Gespräch zwischen Vertretern der SPD Erbendorf-Wildenreuth und Pfarrer Manuel Sauer zwei Tage vor Heiligabend entstanden. Einen Tag später hatte Pfarrer Sauer seinen katholischen Amtskollegen Pfarrer Besold überzeugen können und nur wenige Stunden später hatte Bürgermeister Reger seine Beteiligung angekündigt; das gemeinsame Bündnis begann mit den Vorbereitungen.

Für die kommenden Sonntage werben alle Beteiligten dafür, um 18 Uhr eine Kerze in ein Fenster zu stellen, um sich solidarisch mit den Opfern der Corona-Pandemie zu zeigen. Bereits am vergangenen Sonntag haben die Erbendorfer erste Kerzen in ihren Fenstern aufgestellt.

Erbendorf29.12.2021
Musiker aus vier Posaunenchören haben unter Leitung von Lydia Meißner zusammen die Andacht begleitet. Bild: fks
Musiker aus vier Posaunenchören haben unter Leitung von Lydia Meißner zusammen die Andacht begleitet.
Im Stadtpark, rund um die Weihnachtspyramide, hatten sich über 200 Menschen zum Gedenken an die Corona-Toten versammelt. Bild: fks
Im Stadtpark, rund um die Weihnachtspyramide, hatten sich über 200 Menschen zum Gedenken an die Corona-Toten versammelt.
Info:

Stellungnahme der Stadtrats-Fraktionen

  • Kurz vor der Veranstaltung im Stadtpark haben die Stadtratsfraktionen und Ortsvereine der Freien Wähler, SPD und Bündnis 90 - Die Grünen aus Erbendorf eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht, die die CSU am Nachmittag ebenfalls unterstützt hat. Darin solidarisieren sich die politischen Gruppierungen mit "allen Ärzten, Pflegenden und den Mitarbeitern der Test- und Impfzentren, die seit fast zwei Jahren (...) gegen die Pandemie kämpfen und Leben retten".
  • Die Verfasser kritisieren die unangemeldeten, sogenannten "Mahnwachen für Freiheit Demokratie und Selbstbestimmung". Sie halten diese nicht für ein geeignetes Mittel der politischen Meinungsbildung. Kein Organisator bekenne sich zu diesen Veranstaltungen, Hygiene-Maßnahmen würden nicht eingehalten. Viele Bürger von Erbendorf seien zu Recht besorgt darüber, dass solche Veranstaltungen auch bei uns stattfinden.
  • Der Titel der Sonntagsaufmärsche erwecke den Eindruck, in Erbendorf, Bayern und Deutschland befänden man sich nicht mehr in einer Pandemie.
  • "Die Pandemie dauert nun schon sehr lange und wir alle sind ausgelaugt und erschöpft von ihrer Bekämpfung und den Opfern, die sie uns abverlangt", schreiben die Verfasser weiter. "Auch wenn wir nur auf kommunaler Ebene die Politik gestalten und direkt auf die Corona-Maßnahmen keinen Einfluss haben, sehen wir uns doch in der Verantwortung, alle Bürger bei der Gestaltung unserer Gesellschaft mitzunehmen."

"Darum wollen wir heute ein Zeichen setzen für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft."

Pfarrer Manuel Sauer

"Wir lassen uns nicht von den so genannten Querdenkern den Sinn verstellen."

Bürgermeister Johannes Reger

 
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