Ministerpräsident Markus Söder arbeitet sich in Erbendorf an seinem Lieblingsgegner ab

Erbendorf
26.02.2023 - 13:21 Uhr

Viel Zeit hat Markus Söder bei seinem Auftritt in Erbendorf mitgebracht. Der Ministerpräsident steht über 100 Minuten am Rednerpult. Dabei nimmt er konsequent eine Partei ins Visier.

Seit einem halben Jahrhundert lädt sich die CSU zu Beginn der Fastenzeit nach Erbendorf hochkarätige Redner ein. Zur 50. Auflage fährt am Samstag Ministerpräsident Markus Söder bei der Stadthalle vor. Als er aus seinem BMW aussteigt, wird er neben dem Empfangskomitee der CSU-Mandatsträger von rund 40 Demonstranten begrüßt. Sie skandieren von der gegenüberliegenden Straßenseite, die Wälder windkraftfrei zu halten.

Söder registriert es, nimmt im Foyer auch noch einen Brief der Windkraftgegner an sich, unterhält sich kurz mit den Sprechern, zeigt Verständnis. Macht aber auch deutlich: "Ganz ohne Windräder geht es nicht. Aber ich schaue mir den Brief an." Von all dem haben die gut 350 Gäste im Saal wenig mitbekommen. Als der Ministerpräsident die Stadthalle betritt, brandet Applaus auf, die Smartphones werden gezückt. Söder schüttelt viele Hände. Gegenwind gibt es für ihn an diesem Abend sicher nicht. Eher ist er für den Rückenwind für den Landtagswahlkampf zuständig.

Gute Ideen aus der Oberpfalz

Als Motto des Abends ruft der Erbendorfer CSU-Ortsvorsitzende Johannes Reger "Ich bin ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn" aus. Der Bürgermeister meint damit eine Politik nah am Bürger. Bei den folgenden gut 100 Minuten zeigt Söder, wer bei der CSU der Herr ist. Mit zig Vergleichen macht der Parteivorsitzende deutlich, wer nach seiner Ansicht in Deutschland ganz vorne ist: nämlich Bayern. Das Synonym zum Freistaat ist für ihn die CSU.

Zwei Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Rede. Immer wieder singt er ein Loblied auf den ländlichen Raum. Und wen Söder als Hauptgegner im Landtagswahlkampf sieht, wird auch deutlich: die Grünen. Die bekommen permanent ihr Fett weg. Wobei er einiges in dieser Form auch schon am Aschermittwoch in Passau vorgetragen hat. Bei den Zuhörern kommt es an. Immer wieder gibt es Applaus.

Gleich zu Beginn umschmeichelt Söder das Publikum, indem er die Stärken des ländlichen Raums heraushebt. In der Oberpfalz werde nicht gejammert. "Ihr habt immer gute Ideen, manchmal fast zu viele", sagt der Ministerpräsident und hat die Lacher auf seiner Seite. Die hat er später auch, als er seinen Stellvertreter Hubert Aiwanger zweimal imitiert. Ansonsten kommen die Freien Wähler in seiner Rede aber nicht vor.

Kommunen nicht überfordern

Beim Thema Coronapandemie wird Söder kurz ernst, aber für ihn ist auch klar: "Eigentlich haben wir es ganz gut geschafft. Wir haben es besser gemacht als andere." Dann knöpft sich der Franke erstmals die Bundesregierung und speziell die Grünen mit Blick auf den Ukrainekrieg vor. Außenministerin Baerbock rede ständig davon, dass Deutschland im Krieg mit Russland sei. Sie müsse aufpassen, was sie sagt. "Wir helfen der Ukraine, aber wir sind nicht im Krieg mit Russland", stellt der Ministerpräsident klar.

Bayern habe sehr viele Menschen aufgenommen. Allerdings gelte es nun, eine Überforderung der Kommunen zu vermeiden. In Bayern klappe die Integration. Aber was für Söder überhaupt nicht geht: eine ungesteuerte Zuwanderung nach Deutschland.

Es folgt ein harter Wechsel: die Energieversorgung. Und da spielt Söder wieder die Karte ländlicher Raum aus. "Bis heute ist die Unterstützung für alle Heizungen nicht finanziell abgedeckt." Beim Gas, das der Ministerpräsident als eher städtisch sieht, gebe es einen Ausgleich, aber bei Öl und Pellets, das vor allem auf dem Land genutzt werde, werde nichts gemacht. Daher kündigt er an: "Sollte Berlin ausfallen, springen notfalls wir ein." Und überhaupt: Beim Ausbau erneuerbarer Energien sei Bayern Spitzenreiter. Im Süden scheint’s, im Norden pfeift’s“, sagte der Parteichef zum unterschiedlichen Aufkommen von Sonnen- und Windenergie.

Als "schlechtesten Wirtschaftsminister aller Zeiten" bezeichnet er Robert Habeck. Was Söder wieder zu der Erkenntnis kommen lässt: "Die Grünen können es einfach nicht." Als ebenfalls ländliches Thema sieht der Parteichef, gegen die Erhöhung der Erbschaftssteuer vorzugehen. Schließlich gelte es, kleine und mittelständische Unternehmen zu schützen. Dann geht es schon wieder Richtung Grüne. Diese würden eine Genderpflicht fordern. Dann dürfe es beispielsweise nicht mehr "Schützenkönig" heißen, sondern "die treffsicherste Person".

"Sind geil unterwegs"

Auch sei die CSU klar gegen die Freigabe von Drogen. Zudem dürfe jeder essen, was er wolle. Insekten- und Madenmüsli überlasse er aber lieber den Grünen. Außerdem arbeitet sich Söder am Länderfinanzausgleich und dem "ideologischen Kampf der Grünen gegen das Auto" ab. Zum Schluss stellt der Parteichef fest: "Ich möchte keine Grünen in der Staatsregierung haben."

Den Freistaat sieht er top aufgestellt. Es gelte, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Egal ob künstliche Intelligenz, Robotik oder Supercomputing: "Wir sind da geil unterwegs." Nun müsse dieser Weg fortgesetzt werden, verweist der Ministerpräsident auf die Landtags- und Bezirkstagswahl am 8. Oktober.

Zum Abschluss hat Landtagsabgeordneter Tobias Reiß noch ein kleines Geschenk für Söder: einen handgeschnitzten heiligen Josef, den Schutzpatron der Arbeiter. Es gehe darum, "Bayern an der Weltspitze zu halten". Und dafür ist harte Arbeit gefragt.

 
 

Kommentare

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Tobias Punzmann

Wie kommt Söder nur darauf, dass die Grünen eine Genderpflicht oder Essverbote fordern. Da zwingt einen höchstens das eigene Gewissen und der eigene Anstand (so fern noch vorhanden) oder die Sorge um die Umwelt dazu.
Auch die Freigabe von weiteren Insekten als Lebensmittel hat überhaupt nichts mit den Grünen zu tun.
Ist Söder nun einfach nur schlecht informiert oder sind das vorsätzliche Lügen?
Der von ihm kritisierte Umgang mit Drogen hilft ihm allerdings, die anwesenden Dirndln und Trachtenjanker auf seine Seite zu ziehen. Nicht umsonst fließt meist schon reichlich Alkohol bevor er spricht.

27.02.2023