Eigentlich ist die Radwegkapelle "Insel der Ruhe" zwischen Herren- und Hanslmühle ein Ort, der Menschen zur Besinnung einladen soll. Doch radikale Sätze wie "You suck Religions" (Religion, du nervst) oder "Jesus hates the church" (Jesus hasst die Kirche) brechen das sakrale Bild der Ruhe nun gewaltig auf. Diese kirchenfeindlichen Parolen hat ein Unbekannter horizontal über das große gelbe Glaskreuz sowie quer über die daneben stehenden Granitsäulen gesprayt, zum wiederholten Mal.
"Es war die gleiche Farbe und Schrift. Daher spricht vieles dafür, dass es derselbe Täter wie im September war", erklärt Hubert Scherm von der Polizeiinspektion Kemnath. Derzeit vermutet die Polizei aufgrund der Aussagen von Dieter Döppel vom Bauamt der Stadt Erbendorf, dass die Tat in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch geschah. Die Kosten der Reinigung belaufen sich auf rund 2000 Euro. Seit Donnerstagmorgen sind Arbeiter mit der Säuberung beschäftigt.
Pfarrer Martin Besold trifft die Tat: "Ich finde das schlimm. Schließlich ist eine Kapelle ein Ort des Glaubens und soll Menschen die Möglichkeit zur Besinnung geben." Für ihn sind die Sätze wie "Hail Satan" (Heil Satan) oder "Fake fucking Hypocrits" (Falsche verdammte Heuchler) nicht nur kirchenfeindlich, sondern richten sich gegen Gott und den christlichen Glauben. "Das sind schon harte Sätze", meint Besold. "Wenn ich das ernst nehme, ist das eine offensive Haltung. Das ist durchaus besorgniserregend."
Der Pfarrer würde gerne die Beweggründe dieser Tat verstehen: "Mich beschäftigt das schon. Nicht wegen der Schmierereien an sich, sondern wegen der Aussagen." Sollte er die Gelegenheit bekommen, den Tätern gegenüberzustehen, würde er mit ihnen das Gespräch suchen. Diesen Weg bevorzugt auch Künstler Erwin Otte. "Ich würde am liebsten die Leute in mein Atelier einladen und mit ihnen darüber diskutieren, was sie da gemacht haben."
Für ihn sind die Schmierereien unverständlich. Seit 1984 arbeitet er als freischaffender Künstler: "Bislang habe ich so etwas noch nie erlebt. Mir fehlen die Worte." Seiner Meinung nach symbolisiert die Tat Zerstörungswut gegen die geordnete Welt: "Da steckt viel Frust und Unmut drin." Taten wie diese müssten mehr politisch aufgegriffen werden. "Man muss lernen zu verstehen, warum so etwas geschieht, um eine Lösung zu finden. Das geht nur im Dialog." Mit seinem Werk "Insel der Ruhe" wollte der Künstler etwas Schönes schaffen. Einen Ort an dem Menschen rasten und in sich gehen können. "Man macht sich ja Gedanken, wenn man so ein Kunstwerk erstellt. Da steckt viel Arbeit drin." Hinweise zur Tat nimmt die Polizeiinspektion unter Telefon 09642/92030 entgegen.
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