Erbendorf
14.11.2021 - 15:15 Uhr

Pfarrer Besold zum Volkstrauertag in Erbendorf: "Die Herzen entmilitarisieren"

„Der Friede ist an einigen Stellen in unserer Gesellschaft gefährdet“, betonte Pfarrer Martin Besold bei der Feier des Volkstrauertages. Er sprach den Umgang mit der Corona-Pandemie und die drohende Spaltung in Geimpfte und Ungeimpfte an.

Bereits am Samstag wurde die Gedenkfeier am Kriegerdenkmal am Unteren Markt abgehalten. Bild: njn
Bereits am Samstag wurde die Gedenkfeier am Kriegerdenkmal am Unteren Markt abgehalten.

Wie in vielen Gemeinden des Landkreises beging man auch in Erbendorf den Volkstrauertag. Das Gedenken begann bereits am Samstag mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Im Anschluss zogen die Vereine und Verbände, angeführt vom Spielmannszug der Feuerwehr und der Stadtkapelle, zum Kriegerdenkmal am Unteren Markt.

„Das Gedenken an die gefallenen Soldaten und aller, die in den Weltkriegen gestorben und getötet worden sind, ist das Hauptanliegen des Volkstrauertages“, betonte Pfarrer Martin Besold. Als zweites großes Anliegen nannte er den Aufruf zum Frieden - „untereinander in unserer Gesellschaft und darüber hinaus unter den Völkern“.

„Diesen Aufruf möchte ich heute in den Mittelpunkt stellen“, sagte der Geistliche. „Denn auch wenn wir in einer Friedenszeit leben, der Friede ist an einigen Stellen in unserer Gesellschaft gefährdet.“ Als Beispiel nannte er den Umgang mit der Corona-Pandemie, der die Menschen zur Zeit sehr beschäftige. „Er droht, die Gesellschaft zu spalten in Geimpfte und Ungeimpfte.“ Dabei kritisierte Besold die herablassende, teils verachtende Sprache in manchen sozialen Medien. „Sie stempelt Menschen im wirklichen Leben ab und macht sie zu Zielscheiben von körperlicher Gewalt.“

Pfarrer Besold stellte die Frage, wie die Menschen konkret Frieden halten können. „Ganz klar, indem wir unsere Herzen entmilitarisieren“, gab er zur Antwort. Diesen Begriff habe Papst Franziskus geprägt. Bei einem großen Treffen von Vertretern verschiedener Religionen 2019 in Abu Dhabi habe er die Gläubigen dazu aufgerufen. „Das heißt konkret für uns, es liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, dass der Hass aus den Herzen schwindet.“ Denn beim Frieden gehe es zuerst um eine Haltung, die den Anderen zuerst als Mitmenschen sieht und nicht als Problem oder als Gegner. „Frieden ist in erster Linie eine Herzenshaltung.“

Entmilitarisierung der Herzen gelte auch bei den vielen Konflikten zwischen Staaten und Volksgruppen. Viele dächten, das betreffe uns nicht, Afrika oder der Nahen Osten sei weit weg. „Gerade hier geht es aber auch wieder um die Herzenshaltung“, so Besold. „Der Schmerz der anderen drängt nicht zur Eile, heißt es. Aber in diesen großen Konflikten steht das Leben von Völkern, und damit immer das Leben von Menschen auf dem Spiel.“ Die Situation der Flüchtlinge, die an die polnische Außengrenze der EU geführt werden, um Druck auf Europa zu provozieren, bezeichnete der Pfarrer als „Spielball von Machtkämpfen“. So gehe man mit Menschen nicht um. „Krieg und Gewalt ist immer ein Versagen, es ist eine Niederlage der Menschheit, die uns zumindest im Herzen betroffen machen muss. Es darf uns nicht unbeteiligt lassen, wenn Soldaten im Krieg stehen und auch im Krieg ihr Leben lassen. So gedenken wir heute der getöteten Soldaten der Weltkriege, der getöteten Soldaten des noch nahen Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr und aller anderen Opfer von Kriegen und Terror und beten für sie."

Im Anschluss legte Bürgermeister Johannes Reger gemeinsam mit Thomas Härtl, Vorsitzender der Soldaten- und Reservistenkameradschaft, am Kriegerdenkmal einen Kranz nieder. Die Zeremonie wurde musikalisch vom Spielmannszug und der Stadtkapelle umrahmt.

Falkenberg14.11.2021
 
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