Erbendorf
28.07.2023 - 10:37 Uhr

So wollen die Staatsforsten den Wald fit für die Zukunft machen

Die Bayerischen Staatsforsten haben ihr Naturschutzkonzept aktualisiert. Im Mittelpunkt steht, den künftigen Klimawald und den Naturschutz zusammenzudenken. Einblicke in das Konzept gab es in Erbendorf.

Von der Fichte zum Laubwald: Ziel der Bayerischen Staatsforsten sind klimaresiliente Mischwälder. Archivbild: ge
Von der Fichte zum Laubwald: Ziel der Bayerischen Staatsforsten sind klimaresiliente Mischwälder.

Wie lässt sich unter den Herausforderungen des Klimawandels der Waldnaturschutz in eine naturnahe Waldbewirtschaftung integrieren? Und wie können erfolgreiche Artenschutzprojekte fortgeführt werden? Um diese Fragen ging es kürzlich beim 8. Naturschutztag der Bayerischen Staatsforsten (BaySF). Dort präsentierten die Staatsforsten auch ihr aktualisiertes Naturschutzkonzept.

„Es ist eine Mammutaufgabe, die die Försterinnen und Förster der Bayerischen Staatsforsten derzeit zu bewältigen haben. Es geht um den Erhalt und Aufbau klimastabiler Wälder, die auch künftig die vielfältigen gesellschaftlichen Ansprüche erfüllen und weiterhin als naturnahes Ökosystem dem Natur- und Artenschutz dienen“, wird der für den Naturschutz zuständige BaySF-Vorstand Reinhardt Neft in einer Mitteilung zitiert. Veranstaltungsort war die Stadthalle Erbendorf sowie der Steinwald, der den rund 80 angereisten Expertinnen und Experten als Ort für Fachvorträge, Diskussionen und einer Exkursion diente. Dabei standen auch die besonderen Tier- und Pflanzenarten im Fokus, die der Forstbetrieb Waldsassen in eigenen Naturschutzprojekten mit Partnern schützt und fördert. "Diese erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit wollen wir gerne fortführen“, so Norbert Zintl, Leiter des Forstbetriebs Waldsassen und zugleich Gastgeber des Naturschutztages.

Waldumbau vorantreiben

Neft präsentierte das neue Naturschutzkonzept: „Der Klimawandel stellt den Wald vor enorme Herausforderungen. Er bedroht die Vitalität unserer Wälder und damit auch deren Lebensraumfunktion für zahlreiche Arten.“ Oberstes Ziel sei, den Staatswald in seiner Substanz und seine verschiedenen Funktionen bestmöglich zu erhalten. Langfristig müsse dies vor allem durch einen vorausschauenden Waldumbau hin zu einem klimaresilienten Mischwald der Zukunft, dem sogenannten Klimawald, erzielt werden. "Das haben wir in unserem neuen Naturschutzkonzept verankert“, wird der Redner zitiert.

Das Konzept gebe den Mitarbeitern einen verbindlichen Rahmen vor. Es wird durch regionale Naturschutzkonzepte auf Ebene der Forstbetriebe ergänzt und konkretisiert. Das vorrangige Anliegen sei der Erhalt und die Förderung der Biodiversität bei möglichst gleichzeitiger Bereitstellung des klimaneutralen Rohstoffs Holz sowie weiterer wichtiger Waldfunktionen.

Definiert ist in dem Konzept, was unter einem gesunden und funktionsfähigen Klimawald zu verstehen ist. Dabei handle es sich um einen gemischten Wald mit einem hohen Anteil an heimische Baumarten. Das bedeute in vielen Regionen mehr Laubbäume als heute sowie insgesamt auch Herkünfte und Baumarten, die es aktuell bei uns bisher kaum gibt, "die aber besser an die klimatischen Bedingungen angepasst sind, welche wir in 50 bis 100 Jahren erwarten". Optimal sei auch ein „Dauerwald“, das heißt "es ist immer eine Waldbedeckung vorhanden, Kahlflächen werden vermieden, wobei kleinflächige biodiversitätsfördernde Störungen auch gezielt zugelassen werden können".

Verschiedene Funktionen des Waldes

Weitere Punkte sind ein hoher Holzzuwachs, um der Atmosphäre dadurch große Mengen CO2 zu entziehen, sowie die Förderung der Humusanreicherung, um damit Kohlenstoffbindung im Boden zu fördern und zugleich dessen Wasserspeicherfähigkeit zu erhöhen. Außerdem soll ein Klimawald alle weiteren Schutz-, Erholungs- und Nutzfunktionen dauerhaft erfüllen. Die nachhaltige Bewirtschaftung und Pflege des bayerischen Staatswaldes durch das forstliche Fachpersonal ist laut der Mitteilung auf dieses waldbauliche Leitbild ausgerichtet. Das vollständige Naturschutzkonzept ist auf der Homepage der Staatsforsten abrufbar.

Bei der Tagung referierte außerdem der Leiter des Naturschutzbund-Vogelschutzzentrums Dr. Daniel Schmidt-Rothmund über die erfolgreiche Wiederbesiedlung Bayerns durch Fisch- und Seeadler, die in der nördlichen Oberpfalz vor über zehn Jahren begonnen hat. Dr. Christina Meindl und Wolfgang Nerb von der höheren Naturschutzbehörde der Regierung der Oberpfalz spannten den Rahmen für die vielfältige Zusammenarbeit im Biotop- und Artenschutz in der Oberpfalz. Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg als Vorsitzender des Naturparkes Steinwald und der Tirschenreuther Landrat Roland Grillmeier warben in ihren Grußworten für die Schönheiten dieser vielfältigen Landschaft.

 
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